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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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klarkommen.«
    »Zwölf Uhr«, sagte Wilson ohne jeden Anflug von Humor, schnappte sich seinen Karabiner und gab eine Reihe von Einzelschüssen ab. Auch Milosz hatte sein Gewehr auf Einzelfeuer eingestellt, um Munition zu sparen. Gardener fummelte an ihrem Funkgerät herum, um die Frequenzen besser einzustellen.
    »Luftunterstützung, Luftunterstützung, hier ist Halo Zwo Neun, benötige direkten Kanal zum Lufteinsatzkommando. Unser Planquadrat ist …«
    »He, Alabama«, rief Wilson. »Überlasst uns nicht diesen Mistkerlen, die hängen uns sonst zum Trocknen auf. Schickt meinetwegen einen B-52-Bomber, und zerstört alle Häuserblöcke, wenn es sein muss, aber haltet uns diese grässlichen Kerle vom Leib.«
    Gardener ging nicht darauf ein, sondern versuchte es weiter.
    »Luftunterstützung, Luftunterstützung, hier ist Halo Zwo Neun …«
    »Wilson, vielleicht müssen wir uns ja bald zurückziehen«, gab Milosz zu bedenken, als die ersten Kugeln des
nächsten Angriffs über seinen Kopf heulten. Diese Piraten-Arschgeigen arbeiteten sich tatsächlich durch die Blutpfützen und Schrotthalden vor, die der vernichtende Angriff auf ihre Kameraden hinterlassen hatte.
    Wenigstens wussten sie nicht, dass die Luftunterstützung der Amerikaner abgezogen worden war, wahrscheinlich, um jemandem, der wichtiger war oder in noch größeren Schwierigkeiten steckte, beizustehen.
    Aber wer ist eigentlich wichtiger als Milosz, dachte er selbstgerecht. Und bestimmt steckt niemand dermaßen in der Scheiße wie ich hier, oder?
    Und dann, für den Bruchteil einer Sekunde, spürte er, wie er sich selbst bei etwas ertappt hatte.
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich als Amerikaner gefühlt.
    »Und bald bin ich ein toter Amerikaner«, murmelte er vor sich hin. Und was kam als Nächstes?, fragte er sich. Ein Cowboyhut und ein Paar von diesen … wie nannten sie diese Stiefel doch noch … Shitkickers? Die werden dann auf meinen Sarg gelegt.
    »Was ist denn los, Fred?«, fragte Wilson und gab zwei Schüsse auf ein unsichtbares Ziel ab.
    »… Lufteinsatzkommando … wir brauchen Unterstützung … Planquadrat …«
    »Nichts«, rief Milosz. »Es macht mir einfach Spaß, diese Arschgeigen abzuschießen.«
     
    Um drei Minuten vor drei Uhr morgens ging ihm die Munition für den Karabiner und den Granatwerfer aus.
    »Ich bin auch fertig«, rief er und tat es Gardener gleich, die ihre M-9-Beretta gezogen hatte und sie beidhändig zielend Richtung Madison Avenue hielt, wo mindestens acht Gegner aufgetaucht waren, die mit Sturmgewehren, Flinten, Pistolen und in einem Fall sogar mit einer Armbrust auf sie schossen. Darüber hatten sie sich zuerst noch amüsiert.
Bis einer der unglaublich scharfen Pfeile beinahe Wilsons Hals aufgeschlitzt hatte.
    »Ich hab auch nichts mehr«, sagte der Master Sergeant, als sein M-4 nur noch klickte, weil das Magazin leer war.
    »Vielleicht sollten wir dann mal gehen«, sagte Milosz und hob seine Stimme, damit sie im Lärm der Schüsse, dem Brüllen und Heulen und den ständigen »Allahu akbar«-Rufen der sich nähernden Angreifer zu hören war. Gardener kam aus ihrer Deckung, mit zwei Pistolen in der Hand, die trocken knallten, wenn sie damit schoss. Milosz hatte gesehen, wie sie vier oder fünf Männer erschossen hatte, die zu dem Leichenberg hinzugekommen waren, der sich vor ihrer Stellung auftürmte. Dann hielt sie inne und überprüfte ihr Magazin.
    »Das war’s dann für mich, meine Herren. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hebe ich mir eine Kugel für einen anständigen Abgang auf.«
    Sie sprach mit fester Stimme, aber Milosz konnte sehen, dass sie Angst hatte. Das Schreien und Brüllen draußen auf der Straße wurde lauter bis zur Grenze der Hysterie, und vielleicht war es ja einfach nur eine Mixtur aus Wut, Angst, Blutgier und Rachegelüsten, die jeden Moment über sie hereinbrechen konnte.
    »Die heb ich mir auf für den Moment, wenn sie reinkommen«, sagte Wilson und hielt seine letzte Granate hoch.
    Milosz nickte grimmig, während er den zerschossenen Unterstand nach einem möglichen Fluchtweg absuchte. Leider gab es keinen. Sie saßen in der Falle, und nun begann der letzte Angriff mit einem unheiligen Kriegsruf. Er fragte sich noch, aus welchem Dschungelsumpf oder welcher kahlen Wüste dieser spezielle Bimbo wohl kam, der ihn geschrien hatte, und warum diese ganzen Arschgeigen überhaupt so weit gereist waren, um massenweise zu sterben und ihm an die Kehle zu gehen.

    Er hatte noch drei Kugeln in

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