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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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erinnerte sich daran, wie er mit seiner Familie zum Strand gegangen war, als sie einen ihrer seltenen Urlaube genommen hatten. Er sah sie noch vor sich, wie sie im Sand spielte.
    Er erinnerte sich auch daran, wie er ihr beigebracht hatte, nicht zu blinzeln, wenn sie den Abzug des Gewehrs durchzog, und nicht zusammenzuzucken, wenn ein Zehnender vor ihr auftauchte. Sofia hatte den Hirsch auf eine Entfernung von 250 Metern getroffen, was damals für großes Erstaunen gesorgt hatte.
    »Ich liebe dich auch«, sagte er.
    Später am Tag gab er seiner Tochter die Remington zurück.
     
    »Ihr solltet Euch keine Vorwürfe machen dessentwegen, was wir heute Morgen und gestern Nacht tun mussten«, sagte Aronson, als sie wieder bei den Mormonen ankamen. »Das waren Mörder und Vergewaltiger und Diebe. Sowohl die Gesetze von Texas wie auch die von Seattle erlauben standrechtliche Exekutionen unter solchen Umständen. Gott wird sie richten, so wie er uns alle richten wird.«
    Sofia schaute den Führer der Mormonen verwirrt an. »Ich mache mir keine Vorwürfe«, sagte sie. »Diese Leute sind mir völlig egal. Sie hatten es nicht besser verdient.
Mehr gibt es zu dem, was heute Morgen passiert ist, nicht zu sagen.«
    »Aber du siehst sehr unglücklich aus«, sagte er.
    Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete.
    »Ich dachte, es würde helfen«, sagte sie leise. »Ich dachte, ich würde mich danach besser fühlen …« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Das Einzige, was dir wirklich helfen könnte, wäre das, was du nicht mehr haben kannst«, sagte Miguel. »Dass alles wieder so wird, wie es war. Das hätten wir alle gern. Leider ist es nicht möglich. Aber es ist möglich, für Gerechtigkeit zu sorgen und die Männer zu richten, die deine Mutter und deine Geschwister und viele andere auf dem Gewissen haben. Wenn uns das auch ganz persönlich nicht wirklich hilft, so sorgen wir doch dafür, dass die Welt jedes Mal ein bisschen besser wird, wenn einer von ihnen verschwindet.«
    Miguel wandte sich an Aronson. »Ich kann gut verstehen, dass ihr das alles hinter euch lassen wollt, und ich werde mich eurer Entscheidung nicht entgegenstellen. Aber wenn ihr es mit Blackstones Leuten oder mit der TDF zu tun bekommt, hier in der Gegend, wo es deutliche Hinweise auf das gibt, was geschehen ist, dann wird es schlecht für euch ausgehen.«
    »Aber wir haben nur uns und unsere Frauen verteidigt und unsere Herde zurückgeholt«, protestierte Aronson. »Dafür kann man uns doch nicht bestrafen. Das wäre nicht gerecht.«
    »In dieser Gegend wird Gerechtigkeit mit der Kugel geschaffen. Wer die meisten Kugeln hat, bekommt am meisten Gerechtigkeit.«
    Seine Tochter nickte zustimmend. Aber den Mormonen schien das nicht zu gefallen.
    »Aber Fort Hood verurteilt doch die Road Agents«, sagte Aronson. »Sie schicken Patrouillen gegen sie aus und haben
die Mitgliedschaft in dieser Vereinigung unter Todesstrafe gestellt. Deshalb hatten wir doch das Recht, diese Männer aufzuhängen.«
    »Das sind die ersten Road Agents, die überhaupt gehängt wurden«, sagte Miguel. »Bislang wurde noch keiner von denen von der TDF gefangen genommen oder bestraft.«
    Sie hörten eine Peitsche knallen, und als sie aufsahen, bemerkten sie Adam und Orin, die die Rinderherde auf die Weide auf der anderen Seite der Straße trieben, die am Footballfeld vorbeiführte. Sie hieß Martin Luther King Drive oder Boulevard, erinnerte er sich.
    »Es stimmt aber nicht, dass die TDF die Gangs nicht bekämpft«, sagte Aronson. »Letzte Woche wurden in Fort Hood ein Dutzend Banditen gehängt. Das hat das Texas Public Radio berichtet. Und ich habe noch andere Berichte über Sammelexekutionen gehört.«
    »Es heißt, die kämen sogar ziemlich häufig vor«, fügte D’Age hinzu.
    Miguel hielt an einem Zaunpfahl an, wo sie ihre Jacken und Wasserflaschen gelassen hatten. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche, die eine Neopren-Isolierung hatte. Das Wasser war erfrischend kalt. Er bot sie Sofia an, aber sie zog eine eigene rosafarbene Flasche aus der Tasche. Die hatte Miguel noch nie zuvor gesehen, und er fragte sich, wo sie die wohl gefunden hatte. Das Bild einer Katze war darauf gedruckt und die Worte: »Hello, Kitty.«
    »Man sagt, dass diese Hinrichtungen sehr oft vorkommen«, wiederholte er. »Aber dem Texas Public Radio würde ich nicht trauen. Es ist Blackstones … wie sagt man? Sein Sprachrohr. Und niemand sieht diese Hinrichtungen, denn es heißt, sie würden

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