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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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das Jammern des jungen Mannes und das Geräusch seines herabtropfenden Urins waren zu hören, während Aronson sprach.
    »Willem D’Age, du bist von unserem Herrn Jesus Christus berufen worden, ich taufe dich für und im Namen des Mannes, den wir John nennen wollen, der gerade verstorben ist, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.«
    Er spritzte Wasser aus einer Feldflasche über den arg bandagierten Kopf seines Kameraden.
    »Was tun die denn da?«, fragte der schluchzende Junge und zog dabei die Nase hoch.
    »Sie taufen euch«, erklärte Miguel. »Damit ihr eine Chance im nächsten Leben habt, denn in diesem hier habt ihr ja versagt.«
    »Aber ich wurde doch schon getauft, als Baptist«, protestierte er. »Sagen Sie denen, dass ich das nicht will, ich will nicht, dass ihr heidnischer Gott sich in mein Schicksal einmischt.«
    Miguel zuckte mit den Schultern. »Lass sie doch, Junge. Sie glauben an den gleichen Gott. Und du hast im Augenblick wirklich ganz andere Probleme.«
    Ohne weitere Worte zu verlieren, gab er dem Pferd des Jungen einen heftigen Schlag aufs Hinterteil. Es wieherte laut auf und schoss davon.
    »He …«, schrie der Junge, aber was immer er auch noch sagen wollte, wurde von dem gespannten Seil abgewürgt. Und schon schwang seine Leiche neben der seines Kameraden unter dem Ast.

    Aronson versprühte noch mehr Wasser, diesmal auf Adams Kopf, und wiederholte seine Worte: »Adam Coupland, du bist von unserem Herrn Jesus Christus berufen worden, ich taufe dich für und im Namen dieses Mannes, den wir nur als Billy kennen und der gerade verstorben ist, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.«
    Der Letzte der Road Agents, der älteste der drei, holte tief Luft, als Miguel zu ihm ritt, aber er schien seinem Ende gefasst entgegenzusehen.
    »Möchtest du ihnen deinen Namen sagen, damit sie dich korrekt taufen können?«, fragte er den Mann.
    Der schien einen Moment lang darüber nachzudenken. Er holte tief Luft und sog die kalte texanische Luft genussvoll ein. Dann hielt er kurz inne und atmete langsam wieder aus. Schließlich schaute er Miguel direkt in die Augen.
    »Nein«, sagte er und ließ seinen Blick über die friedliche, hügelige, mit Bäumen bewachsene Gegend schweifen, die man von der Anhöhe aus überschauen konnte. »Nein, ich glaube, diese Befriedigung werde ich euch nicht geben.«
    »Scheiß auf Befriedigung«, sagte Miguel und ließ seine Wut aufblitzen. »Ihr bekommt eure Befehle aus Fort Hood, hab ich Recht? Ihr habt einen Auftrag, ihr bekommt Blutgeld von Blackstone.«
    Der letzte Road Agent grinste. »Vielleicht ja, vielleicht nein, vielleicht auch ganz anders. Du hast mein Leben in der Hand, Hurensohn, meinen Namen gebe ich dir nicht. Und mein Land wirst du auch nicht kriegen. Aber ich verspreche dir, dass ich deinen Namen dem Teufel geben werde.«
    Kaum hatte er es gesagt, trat er dem Pferd in die Seiten und ließ sich in die Ewigkeit fallen.
     
    »Ich bin nicht dafür, dass wir noch länger hierbleiben«, sagte Miguel, als sie von den frisch angelegten Gräbern fortgingen.

    »Glauben Sie, dass noch mehr Road Agents in der Nähe sind?«, fragte D’Age.
    »Vielleicht auch nicht. So wie die geredet haben, klang es, als ob sie ihre eigenen Gebiete haben. Aber hier sind Patrouillen der Texas Defense Force unterwegs. Wenn die mit diesen Leuten hier in Kontakt waren, dann werden sie bald merken, dass sie verschwunden sind.«
    Der Morgen war immer noch kühl, obwohl es schon recht spät war. Bald war es Zeit fürs Mittagessen, aber er fragte sich, ob die Mormonen überhaupt Appetit haben würden, nachdem der Tag so unerfreulich begonnen hatte. Zuerst hatten sie mit Hilfe der drei Überlebenden die Toten des nächtlichen Gefechts begraben, in der weichen Erde am Fluss in der Nähe des Footballfelds. Dann hatten sie die drei Gehenkten am gleichen Ort beerdigt. Drei der Frauen, die mit den Road Agents gezogen waren, hatten ihre Verwundungen überlebt, und Miguel hatte schon bemerkt, dass die Mormonen heimlich darüber stritten, was mit ihnen geschehen sollte. Am einfachsten wäre es, wenn man sie ebenfalls mundtot machte, aber dafür fehlte ihm die Kraft, und die Mormonen würden sicherlich nicht zustimmen. Sie mitzunehmen oder irgendwo auszusetzen schienen die einzigen beiden Möglichkeiten zu sein, und beides war mit Schwierigkeiten verbunden.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Einige dünne Schleierwolken erstreckten sich über den

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