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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Angebote gemacht, die ihm und seinen Mitgefangenen das Leben retten sollten. Glücklicherweise waren die Mormonen nicht daran interessiert gewesen. Und so saßen die drei Road Agents nun also gefesselt auf ihren Pferden, mit Stricken um den Hals, die über ihnen an dicken Ästen festgeschnürt waren.
    »Möchtet ihr noch etwas sagen?«, fragte Miguel.
    Der Älteste der drei verzog das Gesicht zu einem hässlichen Grinsen. »Texas wird mit dir abrechnen, Mexiko. Mit dir und deiner ganzen Familie.«

    Er warf Sofia einen bösartigen Blick zu, und Miguel musste sich zurückhalten, um ihm nicht das Messer in den Bauch zu rammen.
    »Lasst uns beten«, sagte Cooper Aronson mit lauter Stimme und öffnete mit seiner bandagierten Hand die Bibel. Big Ben, Adam und Willem D’Age knieten sich vor ihm hin und senkten die Köpfe.
    Der Jüngste der drei brach zusammen und schrie laut: »Das könnt ihr doch nicht machen! Es hat ja noch nicht einmal eine Gerichtsverhandlung gegeben. Ihr seid nichts als eine Bande von Heuchlern.«
    Panisch schaute er nach rechts und links und suchte ein Gesicht in der Menge, das ihm irgendwelche Sympathien entgegenbrachte, aber fast alle, die ihn anschauten, blickten verächtlich, manche sogar noch immer ängstlich drein. Miguel bemerkte, dass er versuchte, Miss Grays Blick einzufangen, jener jungen Frau, nach der er gesucht hatte, nachdem Adam die anderen Befreiten weggeführt hatte. Sie zitterte und versuchte, sich seinem Blick zu entziehen, aber es gelang ihm, sie mit geradezu hypnotischer Kraft festzuhalten.
    »Sag es ihnen, Sally. Sag ihnen, dass ich niemandem etwas zuleide tun wollte. Es war doch alles nur ein Spaß … Ich hab dir doch nichts Schlimmes getan. Du hast mir sogar gesagt, dass es dir Spaß gemacht hat, du hast gesagt, dass du es so willst.«
    Das arme Mädchen wurde rot, erbleichte dann, brach zusammen und wurde von der Frau, die neben ihr stand, aufgefangen. Sofia warf dem Verurteilten einen finsteren Blick zu und eilte zu der Ohnmächtigen, um ihr zu helfen, wenn es nötig sein sollte. Miguel vermutete, dass seine Tochter dem Mann kurzerhand eine Kugel ins Herz geschossen hätte, wenn sie ihre Remington noch bei sich gehabt hätte, die er ihr nach dem Gewaltausbruch der letzten Nacht vorsorglich weggenommen hatte.

    Wir müssen das endlich zu einem Ende bringen, dachte er. Dann lenkte er sein Pferd nach vorn neben den Todeskandidaten. Er sprach mit ruhiger, aber machtvoller Stimme.
    »Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich diese Angelegenheit so schmerzlos wie möglich hinter mich bringen wollen. Wenn ich du wäre, dann würde ich jetzt den Mund halten, es sei denn, du legst Wert darauf, dass du mit heraushängenden Gedärmen hier hängen bleibst, damit die Krähen dich auffressen können.«
    Er zog sein Messer, mit dem er am gestrigen Abend zwei Männer getötet hatte, wischte damit über seine Jeans und schaute dem Mann kalt ins Gesicht.
    Dem jungen Mann liefen Tränen übers Gesicht, seine Lippen bebten, und nur mit Mühe unterdrückte er ein Schluchzen.
    »Warum hältst du nicht den Mund und stirbst wie ein Mann«, stieß der bärtige Riese hervor.
    »Dann mach es doch vor!«, blaffte der Junge ihn an und trat mit seinem Stiefel nach dem Pferd des anderen.
    Das Tier wieherte erschrocken und sprang nach vorn. Das Seil, das den riesigen Kerl mit dem Baum verband, spannte sich an, seine Beine wurden nach vorn gerissen, während gleichzeitig sein Körper in der Schlinge hängen blieb. Das Pferd raste davon, und sämtliche Äste des mächtigen Baums schienen zu erbeben, als der schwere Körper nach unten fiel und am Seil hin und her baumelte. Miguel verzog das Gesicht, als er hörte, wie der Hals knackte und einige der Frauen sich vor Schreck laut schreiend abwandten. Der Körper des Gehenkten zuckte noch ein paarmal und trat um sich, bevor er sich beruhigte und träge auspendelte.
    »Gottverdammt, Billy«, fluchte der Älteste der Verurteilten, dann verfiel er wieder in Schweigen.
    Miguel schüttelte traurig den Kopf, allerdings nicht übermäßig traurig. »Damit geht noch ein weiterer Mord auf dein Konto, mein Junge.«

    »Ein Mord?«, heulte er auf. »Aber ihr wolltet doch gerade genau das Gleiche mit ihm machen.«
    Aronson, der vor Schreck innegehalten hatte, setzte sein Gebet fort. Es war eine Taufe für die Toten, hatte er Miguel erklärt, was ihm ziemlich idiotisch vorgekommen war, aber er wollte nicht in die religiösen Riten anderer Menschen eingreifen. Nur

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