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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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außerhalb der Siedlungen stattfinden. Aber es stimmt, dass letzte Woche zwölf Banditen gehängt wurden. Und noch mehr in der Woche davor. Aber diese
Banditen sind keine Road Agents. Sie kommen alle aus der Gegend südlich des Rio Grande. Es gab einen guten Grund dafür, warum die Männer heute Morgen ihre Namen nicht nennen wollten. Das hatte nichts mit ihrem Glauben zu tun. Die Agents geben ihre Namen auf und damit auch ihre Verbindung zu Fort Hood, und es ist ihnen bei schlimmster Strafe verboten, sie zu nennen.«
    Aronson nahm einen Schluck Wasser, bevor er sich nach vorn beugte und den größten Teil des Inhalts der Flasche über seinen Kopf goss. Er stöhnte wohlig auf und genoss die Erfrischung. Dann schüttelte er die Tropfen ab wie ein Hund und sagte: »Das ist doch alles nur Spekulation, Miguel. Sie haben uns ihre echten Namen nicht genannt, weil sie Bandennamen benutzen. Das ist wie bei den Hell’s Angels oder den Gangstas in den Großstädten vor dem Effekt. Sie geben jedem neuen Mitglied einen Bandennamen. Das ist ihre neue Identität, es ist, als würden sie neu geboren, allerdings in ein sündiges Leben. Und da machen diese Leute hier keine Ausnahme.«
    Miguel schaute ihn forschend an. »Woher weißt du das alles?«
    Aronson lächelte. »Ich war Doktor der Soziologie, bevor die Energiewelle kam. Mein Spezialgebiet waren urbane Subkulturen.«
    Die Rinder liefen nun eilig auf die neuen fruchtbaren Weiden zu und muhten erwartungsfroh, während Miguels Hunde bellten, um die Herde durch die Tore am Rand der Weide zu treiben. Der erdige Geruch der Tiere mischte sich mit dem aufwirbelnden Staub, als sie über die Straße stampften. Viehtreiber auf beiden Seiten lenkten die Herde geschickt in die gewünschte Richtung. Miguel war beeindruckt. Die Mormonen schienen schnell dazuzulernen.
    »Lauf dort herum«, rief er Red Dog zu, damit sie nicht von dem Blutfleck irritiert wurde an der Stelle, wo er die beiden Wachposten mit dem Messer getötet hatte.

    Dann wandte er sich wieder an Aronson und hob die Hände zum Himmel. Es war die Geste, die seine Tochter die »Was weiß ich«-Geste nannte.
    »Nun ja, ich bin zwar kein Doktor von irgendwas, aber ich habe einiges im Leben gesehen, und ich kann Ihnen versichern, dass sie in Schwierigkeiten kommen werden, wenn Sie den Verlautbarungen aus Fort Hood glauben. Die Road Agents gehören zu ihnen, egal was darüber gesagt wird. Und wenn ich Sie wäre, würde ich mich so schnell wie möglich von hier davonmachen.«
    Aronson widersprach ihm nicht sofort, wofür Miguel ihm dankbar war. Er hatte schon oft bemerkt, dass studierte Leute nicht auf Menschen mit weniger Bildung hören wollten, weil die sich nicht mit Büchern und Dingen jenseits ihres Berufs beschäftigten. Er konnte lesen und sogar ganz gut auf Englisch schreiben – sonst hätte man ihn niemals für das Siedlungsprogramm zugelassen -, aber es machte ihm keinen Spaß.
    »Wir werden uns mit den Frauen zusammensetzen und hören, was sie dazu meinen«, lenkte Aronson ein. »Aber selbst wenn wir so schnell wie möglich wieder von hier wegwollen, müssen wir genügend Vorräte aus der Stadt mitnehmen.«
    Miguel nickte zustimmend. »Das ist nur fair«, sagte er und musste lächeln, weil dieser Ausdruck ihn an alte Zeiten erinnerte.
    »Das ist nur fair«, hatte Miss Julianne immer gesagt, bevor sie ein vermeintlich großes Zugeständnis machte, um anschließend doch alles so hinzubiegen, dass es ihrem Willen entsprach.
     
    Er hatte Recht gehabt, was das Abendessen betraf. Obwohl er einen Bärenhunger hatte, schien niemand sonst mehr zu benötigen als Zwieback und Wasser. Einige der Frauen hatten Früchte gesammelt, und im Keller des Hy
Top Club hatten sie einen Karton voller Gläser mit Erdbeermarmelade gefunden. Aber nur Miguel und der junge Adam schienen Hunger zu haben. Sofia nagte an einer Frucht herum, trank sehr viel Wasser, aber in den Augen ihres Vaters sah sie müde und erschöpft aus. Alle hatten sich im Schatten eines Baums in der Nähe des Footballfelds versammelt, auf dem die Herde nun graste. Die übrig gebliebenen Frauen der Road Agents durften sich schließlich zu ihnen gesellen, aber so wie Miguel es einschätzte, wurde diese Geste nicht besonders freundlich aufgenommen. Die Frauen setzten sich ein Stück weit entfernt hin, blieben unter sich und waren weiterhin misstrauisch.
    Die Frauen, mit denen sie bis vor kurzem noch sehr übel umgesprungen waren, unterschieden sich sehr in der Art und Weise, wie

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