Das verlorene Land
einen Anteil haben wollen, dann müssen Sie uns helfen, näher an seine Wohnung zu kommen«, sagte sie.
»Jesus Christus«, sagte Wilson und warf seinen Fiberglas-Helm auf den Boden.
»Mit Jesus kommen wir in dieser Situation nicht weiter. Aber mit Fryderyk Milosz und Master Sergeant Wilson von den US-Army Rangers schon. Und natürlich mit Technical Sergeant Gardener. Sie kann uns von sehr großem Nutzen sein.«
»Hört doch einfach auf zu quatschen, und macht die Sache klar. Ich hab schon letzten Monat keinen Sold bekommen«, rief Gardener vom Sofa her, bevor sie wieder auf den Funkverkehr hörte. »Hier ist Halo. Talon, ich brauche noch zwei vom gleichen auf das ursprüngliche Ziel, haben Sie verstanden?«
Julianne sprang aus der Hubschrauberkabine und kämpfte gegen den Luftstrom der Rotoren an, der sie beinahe vom Dach geweht hätte. Sie beugte sich nach vorn, umklammerte die Riemen ihres Rucksacks, damit er nicht fortgerissen wurde, und rannte los. Sie bog um eine Ecke und hockte sich hinter einen Kasten, der zur Klimaanlage gehörte, und wäre beinahe von Rhino umgerannt worden, der ihr dicht auf den Fersen war. Der dunkelgrüne Helikopter heulte noch lauter auf, als der Pilot Gas gab und das Monstrum sich wieder in die Lüfte erhob. Die Strähnen ihrer ungewaschenen Haare klatschten ihr ins Gesicht. Sie hielt trotzdem die Augen auf und schob sie zur Seite. Der polnische Soldat namens Milosz stand am Eingang und grinste breit. Mit einer Hand hielt er sich an einem Haltegriff fest und legte zwei Finger der anderen Hand unter seine Augen. Dann deutete er direkt auf sie.
Ich behalte dich im Auge.
Das wirst du ganz bestimmt tun, Fred, dachte sie. Jede Wette.
Der Blackhawk legte sich auf die Seite und verschwand unterhalb der Dachkante. Eine Minute später war er ganz weg und flog auf die mächtigen schwarzen Rauchsäulen zu, die sich über dem südlichen Ende der Insel in den Himmel erstreckten. Am Boden war diese Rauchwand mindestens eine Meile breit. Blitze leuchteten auf, und Flammen züngelten unaufhörlich inmitten der aufsteigenden Schwaden, Bomben explodierten darin, und es sah aus, als wäre in Manhattan ein Vulkan ausgebrochen.
»Nun, ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, dass es so befriedigend sein könnte, anderen Menschen unter die Arme zu greifen«, sagte Julianne. »Und das, obwohl mich mein Vater immer davor gewarnt hat.«
Rhino zündete sich eine Zigarette an und blies zufrieden den Rauch aus.
»Verdammt, das hat wirklich hingehauen. Wissen Sie, Miss Julianne, ich hatte ein paar Ziele in meinem Leben. Ich wollte ein eigenes Boot haben und Charterfahrten von Acapulco aus veranstalten, was ich ja auch getan habe. Ich wollte in einem Wohnmobil über Land fahren und Spaß mit meinem Hund Sidney haben, und mit unserem Mentor, dem Ninja-Meister, was, wie ich zugeben muss, noch nicht realisiert wurde. Außerdem wollte ich immer schon an verdeckten Aktionen der CIA teilnehmen, um die undankbare Welt vor der Katastrophe zu retten. Und das kann ich nun auch von meiner Liste streichen.«
Julianne stand auf und ging zum Rand des Wolkenkratzerdachs.
»Fast«, sagte sie. »Die CIA ist jetzt die NIA, und genau genommen arbeitest du nicht für sie. Diese abgefeimten Typen aus dieser Spezialeinheit haben den Hubschrauber nur anfordern können, indem sie angaben, wir hätten was mit der Agentur zu tun. Die hat das jetzt vielleicht schon rausgefunden und ist hinter uns her. Und davon abgesehen geht es uns nicht darum, die Welt zu retten, sondern einen Batzen Geld zu verdienen.«
»Das ist doch fast dasselbe«, meinte Rhino. »Los jetzt, wir müssen da rein und uns die Karte genauer ansehen.«
»Nur eine Minute noch«, sagte sie.
Sie wollte den Augenblick genießen. Sie hatten gerade die schlimmste Schlacht, die man sich vorstellen konnte, hinter sich gelassen. Das verdankten sie dieser Truppe von US-Rangers, vor allem aber der flinken Intervention des schlauen Polen. Der Flug war nur ganz kurz gewesen, hatte ihnen tatsächlich aber sehr viel gebracht, denn sie waren über die Köpfe einer ganzen Reihe von üblen Typen geflogen, die sich ihnen sonst in den Weg gestellt hätten. Es wäre natürlich noch viel netter gewesen, wenn man sie direkt bis vor die Tür der Wohnung von Rubin gebracht hätte, aber der Pole hatte ihnen erklärt, dass er sich sowieso
schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt hatte, indem er ihnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen diesen Transport ermöglichte. Er
Weitere Kostenlose Bücher