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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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das, einen kleinen offenen Bereich, mit einigen Sofas und einem kleinen Teetisch mit alten Zeitschriften und einer Vase voll vertrockneten Blumen. Gardener saß bequem auf einem muffig riechenden Sofa und schaute durch ihr Fernglas auf das zerstörerische Durcheinander dort draußen. Sie hatte noch gar nicht bemerkt, dass sie auf einem roten Kleid saß, das von einer der verlorenen Seelen, die hier gearbeitet hatten, übrig geblieben war. Ihre schmutzigen Stiefel lagen auf dem Teetisch, der Karabiner auf ihrem Schoß. Den Helm hatte sie abgezogen, das Headset ihres
Funkgeräts aber aufbehalten, ihre blonden Haare waren jetzt zu sehen. Sie legte den Finger an den Ohrhörer und dirigierte einige Luftangriffe, die jene Gegner aufs Korn nahm, die ihren Kameraden Sergeant Veal getötet und auch ihr beinahe den Garaus gemacht hatten.
    »Verstanden, Talon. Was habt ihr anzubieten?«, fragte sie. Sie wartete einen Moment und antwortete dann. »Streubomben wären perfekt. Könnt ihr sie sehen?«
    Sie drückte die Ohrhörer noch fester und nickte.
    »Halo verstanden.«
    Hinter Milosz erhob Wilson wieder seine Stimme.
    »Hören Sie, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar dafür, dass sie zufällig hier vorbeigekommen sind und uns aus der Schusslinie genommen haben«, sagte er. »Aber Sie können hier nicht einfach auf dem Schlachtfeld herumstiefeln und Ihren privaten Belangen nachgehen, während diese ganzen Dinger um sie herumfliegen. Haben Sie mal aus dem Fenster geschaut in den letzten paar Minuten? Das da draußen ist unsere eigene Apokalypse Now, Leute. Da ist jede Menge hochkarätige Artillerie im Spiel. Genau wie bei Star Wars. Die werden da draußen den ganzen Todesstern auslöschen und diese gottverdammte Insel hier in Asche verwandelt haben, bevor wir hier fertig sind, glauben Sie mir. Und da wollen Sie wieder rein? Sie werden dort umkommen. Und da ich Ihnen noch was schuldig bin, weil Sie mich und meine Leute gerettet haben, muss ich leider sagen: Nein, tut mir leid, weiter geht’s nicht. Hier ist Schluss. Wenn unser Heli auf dem Dach landet, steigen Sie ein und fliegen damit raus.«
    Wilson hatte sich so in Rage geredet, dass Milosz von dem spektakulären Feuergefecht auf den Straßen abgelenkt wurde, das nun am Ende seines Redeschwalls grell aufflackerte und den ganzen Raum erleuchtete. Gardener hatte das natürlich genau beobachtet. Die beiden Fremden allerdings – wie nannten sie sich nochmal – Hippo und
June? – schienen alles ziemlich locker zu nehmen und amüsierten sich offenbar über Wilsons Rede. Aber die beiden waren auch die Einzigen im Raum, die geladene Waffen hatten, und es war ziemlich klar, dass sie die bestimmt nicht abgeben würden. Außerdem sah dieser Rhinozeros-Typ mit seinem idiotischen Helm mit den Kuhhörnern ziemlich genau so aus wie ein Mann, der sich seinen Spaß suchte, wo er ihn gerade fand. Er kramte in seiner Erinnerung nach einem literarischen Charakter, der zu diesem Riesen passen würde – das war ein alter Trick, um die Zeit totzuschlagen, indem er sich an Details aus den Büchern erinnerte, die er gelesen hatte. Aber ihm fiel nichts ein. Und wie er diese beiden offenbar unerschütterlichen Personen anschaute – »unerschütterlich« war auch so eine Vokabel von Fitzgerald -, wurde ihm klar, dass die sich nicht einfach evakuieren lassen würden. Vielleicht sogar überhaupt nicht. Die wollten tatsächlich hierbleiben und warten, bis die Amerikaner ihren Nachschub bekamen – das hatte dieser Rhinozeros-Typ, der gleichermaßen wie ein ehemaliger Soldat und eine Witzfigur aus einem Disney-Comic aussah, ihnen versprochen. Aber das war auch das einzige Versprechen gewesen, das dieses seltsame Paar gegeben hatte.
    »He, Wilson«, sagte er in einem locker klingenden vernünftigen Tonfall. »Was spielt es denn schon für eine Rolle, was die Dame und dieser Hippo da machen? Wenn sie umkommen, wer wird uns schon dafür verantwortlich machen? Es sieht ja nicht so aus, als sollten sie aus irgendeinem Grund hier sein. Und ich glaube kaum, dass irgendjemand außer diesem Rubin, von dem sie gesprochen haben, überhaupt weiß, dass sie hier in der Stadt sind, oder?« Er schaute die beiden an und wartete auf eine Bestätigung.
    »Ich heiße Rhino, mein Junge. Rhino A. Ross«, sagte der Mann, den er fälschlicherweise für Hippo, das Flusspferd, gehalten hatte. Der riesige Kerl ging jetzt auf Milosz
zu, packte seine Hand und schüttelte sie heftig. »Bootsmann der Küstenwache der Vereinigten

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