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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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den Vierteln, die von den Slawen kontrolliert wurden. Sicherlich würden sie schon bald im Feuersturm untergehen. Sie waren sehr wild, regelrechte Barbaren, nach allem, was er gehört hatte. Sie schienen sich an Grausamkeiten zu ergötzen.
    Die Amerikaner wiederum töteten einfach nur, indem sie einen Knopf drückten. Nur vor oder nach den Kämpfen dachten sie darüber nach, was es bedeutete, jemanden zu töten. Und wenn sie töteten, dann drückten sie auf den Knopf und bemühten sich, so weit wie möglich von ihren Opfern entfernt zu sein, als wären sie Schicksalsgötter. Als würden sie sich einbilden, sie seien viel zu gut für das Übel, das sie über die Welt brachten.

    Er sollte längst wieder dort draußen sein, dachte er, bei seinen Kameraden oder den Janitscharen, die, das musste er zugeben, sich genauso dem Kampf verschrieben hatten wie die Gläubigen. Sie hatten zwar keine ehrwürdigen Gründe, aber dennoch dienten sie Gott.
    Er sollte dort draußen sein.
    Ein Klopfen an der Tür weckte ihn aus seinen Grübeleien. Er wandte sich um und stellte überrascht, wenn nicht sogar peinlich berührt fest, dass Ahmet Özal selbst dort in der Tür der Hotelsuite stand. Yusuf war nackt und merkte, wie er rot vor Scham wurde. Özal lachte auf.
    »Na, hast du dich von deinen Abenteuern erholt?«, fragte der Kommandant der Fedajin und lächelte grimmig. »Diese Amerikanerinnen sind nicht so sittsam wie moslemische Frauen, stimmt’s? Aber man kann sie ganz gut gebrauchen.«
    Yusuf grinste zurück, obwohl er völlig verunsichert war. Er ging zum Bett, um sich seine Hose anzuziehen.
    »Ja, zieh dich an«, sagte Özal. »Wir müssen einiges besprechen, und dann müssen wir beide zurück in den Kampf. Dafür haben wir später noch Zeit.« Er machte eine Handbewegung und deutete auf den blassen Rücken der jungen Frau im Bett.
    Yusuf sah, wie ihre Augenlider zitterten, während sie sich verzweifelt bemühte, schlafend zu erscheinen. Er zog sich so schnell wie möglich an. Seine Kleider, ein schwarzer Kampfanzug, waren neu und ungewohnt, aber sein Kopftuch war gewaschen und wieder zurückgebracht worden. Zwar war es zerrissen und man konnte noch immer einige Blutflecke sehen, aber er war froh, dass er es wiederhatte. Er brauchte einen Moment, bis er seine Stiefel geschnürt hatte, und fürchtete schon, Özal könnte ungeduldig werden, aber immer wenn er aufsah, sah er den Türken nachsichtig lächeln.

    »Steck die Hosen in die Stiefel, dann trittst du nicht drauf«, sagte Özal.
    Yusuf wurde rot vor Verlegenheit und tat, was ihm gesagt wurde. Dann stopfte er sich das T-Shirt in die Hose, zog die Kampfjacke an und eilte zur Tür, nachdem er der Sklavin einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Kurz fragte er sich noch, ob sie wohl das Zimmer aufräumen musste.
    Draußen warteten weitere Männer in der gleichen Uniform, es waren die Fedajin-Leibwächter von Ahmet Özal. Im Flur war es dunkel, von draußen drang kein natürliches Licht herein. Nur einige Lampen an der Decke verströmten diffuses gelbes Licht auf den grünen Teppich. Der Strom dafür kam wahrscheinlich von einem Generator, der irgendwo im Gebäude betrieben wurde. Die gemusterte Tapete und die tiefen Schatten hinter breiten Säulen, zwischen denen man hindurchgehen musste, verbreiteten eine düstere, beinahe schon gespenstische Atmosphäre im Hotelkorridor. Yusuf konnte sich sehr gut vorstellen, an diesem Ort von Geistern der verschwundenen Gäste verfolgt zu werden. Ein verlassener Servicewagen mit Hunderten von kleinen Plastikfläschchen mit Shampoo und Duschgel stand vor einem Zimmer. Die kannte er aus dem Badezimmer seiner eigenen Suite. Neben dem Wagen lag die Uniform einer Servicekraft des Hotels, steif und verkrustet mit den Überresten der verschwundenen Frau. Yusuf verzog angewidert das Gesicht. Als man ihn hier hinaufgeführt hatte, war er so begeistert gewesen, dass er diese Überreste gar nicht bemerkt hatte, und er fragte sich, warum man sie hier im Harem des Emirs nicht beseitigt hatte.
    Sogar nach einem ganzen Tag und einer Nacht hier im Hotel war er immer noch versucht, sich in den Handrücken zu kneifen, um herauszufinden, ob das alles vielleicht doch nur ein Traum war. Kaum zu glauben, dass er,
Yusuf Mohammed, hier mit Ahmet Özal, dem Anführer der Fedajin, zusammentraf, wo er doch bis vor kurzem noch geglaubt hatte, dass man ihm sein Versagen im Kampf gegen die Amerikaner niemals verzeihen würde.
    Gern hätte er Özal gefragt, wie der Kampf

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