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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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und Straßen zu räumen. Aber Gott oder ein anderer kosmischer Großmeister muss wohl einen Narren an mir gefressen haben, denn ich wurde hier nach Texas geschickt, um die Farmer in Logistik zu unterrichten. Solche Programme finden ja auch in Seattle oder Kansas City statt. Bestimmt habt ihr auch eins mitgemacht. Und so kam es, dass ich in die Fänge der Road Agents geriet. Ich war gerade dabei, einige neue Höfe zu inspizieren, gar nicht weit von der Stelle, wo Aronsons Gemeinde überfallen wurde.«
    Miguel pfiff Red Dog zu sich und schickte sie los, um zwei Rinder einzufangen, die sich zu weit von der Herde entfernt hatten. Die Hündin schoss auf sein Kommando los und bellte und jaulte. Ohne aufgefordert zu werden, lenkte Sofia ihr Pferd hinter ihr her, um sie zu unterstützen.
    »Hattest du, bevor du gefangen genommen wurdest, schon mal Schwierigkeiten mit Fort Hood? Bei deiner Arbeit, meine ich«, fragte Miguel. Er wollte so viel wie möglich
über diesen Blackstone herausfinden, bevor er nach Kansas City kam.
    Trudi lachte. »Du hast ja keine Ahnung. Ich habe ziemlich schnell begriffen, dass man dort auf keine Unterstützung hoffen konnte. Blackstone hat die ganze Bürokratie, die es im Nordwesten schon gibt, nochmal perfektioniert. Zuerst glaubte ich, seine Vorschriften würden einem guten Zweck dienen. Es dauert ja manchmal sehr lange, bis man Nachricht aus Seattle bekommt, und deshalb dachte ich, es wäre nur vernünftig, hier ein wenig autonomer zu agieren. Also hab ich versucht, mit Fort Hood ins Gespräch zu kommen, um die Kontakte zu pflegen und sich gegenseitig auszuhelfen. Das ist ja normal, dass man sich unterstützt, wenn man in widrigen Verhältnissen zu tun hat.«
    »Aber sie haben dir nicht geholfen?«
    Sie lachte bitter.
    »Die haben versucht, mich zu verarschen! Sie behaupteten, ich sei nicht befugt. Verlangten, dass ich einen Kurs und ein Examen in Fort Hood machen sollte, bevor sie mit mir reden wollten. Ich frage mich, was man in dieser Gegend hier für ein Examen braucht.«
    Sie deutete um sich.
    »Da wurde mir allmählich klar, dass sie mich nur an der Nase herumführten. Ich habe diese Arbeit schon gemacht, als diese Arschlöcher in Uniform noch keinen blassen Dunst davon hatten. Aber das reichte denen natürlich nicht. Wenn ich ihnen eine Abfuhr erteilte, beklagten sie sich bei meinen Vorgesetzten, ich würde mich nicht in die vorhandenen Strukturen einfügen und die Autoritäten missachten. Diesen ganzen Weberianischen Schwachsinn.«
    Miguel verstand nicht, was sie mit diesem komischen Begriff meinte, aber er konnte es sich ungefähr ausmalen.

    »Es ist genau so, wie ich dachte«, sagte er. »Es könnte sogar sein, Miss Jessup …«
    »Verdammt, Miguel. Du sollst mich Trudi nennen!«
    »Entschuldigung, hab ich vergessen. Die Nonnen haben mich immer verprügelt, wegen meiner schlechten Manieren, als ich noch ein kleiner Junge war. Es könnte sogar sein … Trudi, dass du von den Road Agents überfallen wurdest, gerade weil du für Seattle arbeitest.«
    Sie schwieg und ritt eine halbe Minute lang nachdenklich neben ihm her.
    »Möglich«, stimmte sie schließlich zu. »Nur wenige Stunden bevor ich auf sie gestoßen bin, hatte ich eine ziemlich hässliche Auseinandersetzung mit der Texas Defense Force, mit einem kahlköpfigen Clown mit einem Spitzbart, der die ganze Zeit auf seinem ekelhaften Kautabak rumkaute.«
    Miguel bemerkte, dass die Reiter vor ihnen die Herde Richtung Nordosten dirigierten, so wie es abgesprochen war. Sie hatten den Weg auf einer neuen Landkarte markiert, die sie in dem Ferienhaus gefunden hatten. Größtenteils würden sie den vorhandenen Straßen folgen und schwieriges Gelände vermeiden, bis sie die fruchtbaren Weideflächen erreichten. Allerdings mussten sie auch ein langes bewaldetes Tal nördlich der Stadt Commerce durchqueren. Von diesem Teil des Staates wussten sie so gut wie nichts, aber Miguel konnte sich nicht vorstellen, dass sie so weit weg von den bundesstaatlichen Siedlungen im Süden auf irgendwelche Schwierigkeiten stießen. Seiner Erfahrung nach traf man am ehesten auf die Texas Defense Force und die Road Agents, wenn man sich in der Nähe von bewohnten Gebieten herumtrieb, die zum Siedlungsprogramm von Seattle gehörten.
    Er schaute Richtung Osten und konnte den Horizont bereits ausmachen, nur eine dünne Linie, die die Erde vom Himmel trennte. Nun war es nicht mehr lange bis zum
Sonnenaufgang. Er ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es

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