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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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die Tischkante, mehr Anzeichen seiner Verärgerung ließ er nicht zu.
    »Darf ich fragen, warum?«, sagte er.
    Der Anzugtyp, der wahrscheinlich der Dienststellenleiter war, schüttelte den Kopf.
    »Befehle, Detective Sergeant. Vom Innenministerium. Keine Fragen. Keine Anklage. Lass sie einfach laufen. Heute Nachmittag kommt jemand aus London, der die Ermittlungen führen soll.«
    Congreves Mund stand sperrangelweit auf, bevor er die Chance hatte, sich zusammenzureißen.
    »Sie wollen mich wohl verarschen.«
    »Will ich nicht, Detective Sergeant. Und das Innenministerium auch nicht. Ms. Monroe, Sie können gehen.«
    »Vielen Dank«, sagte sie so schlicht wie möglich. »Meine Waffe brauche ich dann noch.«
    »Ihre persönlichen Dinge bekommen Sie am Empfangspult zurück.«

09
    New York
    »Hast du schon gehört? Sie haben versucht, den Präsidenten zu töten.«
    Julianne rammte den Vorschlaghammer in das Durcheinander aus zerknautschtem Metall und Fiberglas, und ein markerschütterndes Krachen ertönte. Sie versuchte gerade, einen Lexus vom Heck eines UPS-Lieferwagens zu lösen.
    »Echt, Manny? Wer denn?«, fragte sie.
    »Du weißt schon, die Piraten, die hier rummachen.«
    Der kleine, drahtige Puerto Ricaner deutete in Richtung Uptown Manhattan. »Scheißpiraten, Mann. Afrikaner, Illegale, alles beschissene Arschlöcher.«
    Das Krachen und Knirschen des schweren Geräts, das sich am verbogenen Metall zu schaffen machte, und das Rumpeln und Dröhnen der Planierraupen und Schaufelbagger machte es fast unmöglich, sich zu unterhalten. Die Räumungsmannschaft hatte sich den ganzen Tag mit dem Auffahrunfall an der Water Street befasst und ganz offensichtlich Fortschritte gemacht. Sie arbeiteten wie am Fließband. Die Crew von Julianne war damit beschäftigt, einen Berg miteinander verkeilter Fahrzeuge auseinanderzuschneiden, damit sie anschließend mit um die Achsen gelegten Ketten getrennt werden konnten. Abschleppwagen des NYPD zogen die leichteren Wagen rüber zu den Gabelstaplern, die sie dann auf die HEMTT-Laster der Army luden. Die Heavy Expanded Mobility Tactical Trucks hatten acht Räder und eine sehr lange Ladefläche. Wenn die voll war, fuhren die HEMTTs die kürzlich geräumten
Straßen entlang zum Fluss, wo Lastkähne auf die Autowracks warteten. Schwerere Fahrzeuge wurden von Fünf-Tonnen-Lastwagen der Army oder M-88-Bergepanzern abtransportiert. Aber alle geborgenen Wagen kamen runter an den Fluss.
    Dort machte sich eine weitere, in eigener Verantwortung arbeitende Mannschaft über die Fahrzeuge her. Einige von ihnen waren Veteranen, die ihren Dienst längst abgeleistet hatten und nicht zum Siedlungsprogramm gehörten. Luxuswagen wie der Lexus interessierten sie besonders wegen der Ledersitze, der Musikanlage oder anderen Teilen. Wenn sie ausgeweidet waren, landeten die Luxusschlitten zusammen mit den anderen Blechkisten auf einem der Schrottkähne.
    Bis jetzt waren sie nur bis zum Flatiron-Building vorgedrungen. Einige Straßen waren noch immer unpassierbar, die Feuergefechte, die im Bankenviertel stattgefunden hatten, nachdem die zerstörerische Energiewelle verschwunden war, machte die Arbeit nur noch schwieriger. Immerhin gab es hier wenigstens eine Stadt, die bereinigt und wiederhergestellt werden konnte. Von vielen anderen städtischen Gebieten waren nur ausgebrannte Ruinen übrig, die sich über viele Quadratkilometer erstreckten.
    Julianne kam die ganze Arbeit oft vollkommen nutzlos vor, wenn sie darüber nachdachte, wie groß die Stadt war, die noch freigeräumt werden musste, und wie weit das Land dahinter. Nicht, dass sie sich dabei engagieren wollte, aber der Gedanke daran konnte einen schon ziemlich deprimieren.
    »Was ist denn los, Manny? Was hast du gesagt?« Rhinos bellende Stimme war laut genug, um auch noch den lautesten Lärm zu übertönen. Er lehnte sich auf seinen Vorschlaghammer, wischte sich mit einem schmutzigen roten Tuch den Schweiß aus dem Gesicht und stopfte es anschließend wieder in seine Jeans.

    »Diese Scheißpiraten, Rhino. Die haben heute Morgen auf Präsident Kipper geschossen. Ungefähr eine Stunde nachdem wir ihn getroffen hatten«, erklärte Manny. »Das waren diese ganzen Explosionen, die wir gehört haben. Sie haben ihn mit ihren Scheißraketen beschossen, Alter.«
    »Ich hab gehört, es seien Granaten gewesen«, sagte Ryan, ein großer grobschlächtiger Kerl aus Kentucky, der in Deutschland unterwegs gewesen war, als der Effekt über Amerika hereinbrach. »Hab

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