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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Territorialgouverneurs Elliott Schimmel. Sie nahm Juliannes Bestellung entgegen, ein T-Bone-Steak mit gebackener Kartoffel und grünen Bohnen, nachdem sie die beiden mit Getränken versorgt hatte. Rhino bekam eine immer seltener werdende Flasche India Pale Ale und Jules einen Gin Tonic. Nachdem sie gegangen war, beugte Jules sich vor.
    »Wir müssen bald loslegen«, sagte sie leise. »Der Angriff auf Kipper heute Nachmittag hat mir überhaupt nicht gefallen. Das sah mir ganz danach aus, als wollte ein durchgeknallter Gangsterboss seine Claims abstecken. Ich fürchte, diese Stadt wird in der nächsten Zeit ein ziemlich ungastlicher Ort sein.«
    »Na ja, es ist nicht gerade Disneyland«, sagte Rhino, »da haben Sie Recht. Vorhin habe ich mal im Internet nachgesehen. Alle interpretieren es als eine Warnung an Seattle, sich aus dem Osten rauszuhalten. Geraldo hat sogar ein Interview mit einem haitianischen Ganoven gebracht, der von Ost-Quogue aus eine Bande operieren lässt und meinte, die Piratengangs wollten gemeinsam dafür sorgen, dass Onkel Sam ihnen hier nicht ins Handwerk pfuscht und ihr Gebiet abspenstig macht. Ihr Gebiet! Ist das zu glauben?«
    »Bleib ganz ruhig, Rhino«, sagte sie, aber diesmal war er nicht zu bremsen.
    »Sie können vielleicht ruhig bleiben, Miss Jules. Das hier ist ja nicht Ihr Land. Für Sie ist es nur ein Ort, an dem
Sie arbeiten. Aber ich habe zwanzig Jahre lang gedient, um Amerika zu schützen und zu verteidigen, und zwar vor genau solchen herumkriechenden, Dreck fressenden Aasgeiern, wie jetzt über uns hergefallen sind. Das macht Rhino wütend, das wollte ich nur mal sagen. Und ein wütender Rhino ist eine ziemlich gefährliche Angelegenheit.«
    »Das weiß ich«, sagte Jules und schwieg, als die Kellnerin ihre Getränke brachte. Sie zeichnete den Bon ab, damit der Betrag auf ihre Zimmerrechnung gesetzt werden konnte, gab aber kein Trinkgeld. Das Bundesgesetz verbot, den Angehörigen der Miliz irgendwelche Geldgeschenke zu machen. Es war die Pflicht dieser Frau, die Getränke zu servieren. Auch das großzügige Essen sollte Leute anlocken, nach New York oder in eine andere deklarierte Zone zu kommen. Für viele war es eine angenehmere Aussicht, als Tag für Tag vor einer Suppenküche in Seattle zu stehen und auf den dünnen Standardeintopf zu warten …
    »Tatsache ist«, fuhr Jules fort, als sie wieder allein waren, »dass wir einen Schritt weiterkommen müssen. Wenn Kipper es ernst meint mit der Rückeroberung von New York, dann wird es ein ziemliches Tohuwabohu geben, und zwar schon bald. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Freibeuter sich dann zusammentäten, zumindest vorübergehend, und sie werden garantiert Unterstützung von ihren Mutterschiffen und aus ihren Heimathäfen bekommen.« Sie beugte sich nach vorn. »Ich gehe jede Wette ein, dass unsere luxuriöse Unterkunft hier schon sehr bald das Ziel dieses ganzen Piratenpacks sein wird.«
    Rhino nippte an seinem Bier und nickte.
    »Da könnten Sie Recht haben, Miss Jules. Es wäre schlau von denen, hier möglichst heftig zuzuschlagen, bevor Seattle die Möglichkeit hat, die Stadt unter Kontrolle zu bringen. Und was bedeutet das für uns?«
    Jules lächelte und schwieg, als die Kellnerin mit dem Essen kam. Es war aus Kansas City eingeflogen worden
oder kam von der Westküste und musste unglaublich teuer gewesen sein. Es gab nicht mehr viele Arbeiter in Amerika, die sich ein T-Bone-Steak und Designer-Bier zum Abendessen leisten konnten, aber alles, was in der Grünen Zone von Manhattan erhältlich war, kam von der Bundesregierung. Zwar mussten sie einen gewissen Preis dafür bezahlen, aber der war eher symbolisch.
    »Wir müssen bereit sein«, sagte sie. »Wenn die Gelegenheit kommt, müssen wir ohne zu zögern zugreifen. Aber wenn sich in den nächsten Tagen von alleine nichts tut, dann müssen wir uns die Gelegenheit eben selbst schaffen.«
    Jules warf einen vorsichtigen Blick in den Speisesaal. Er füllte sich rasch mit Arbeitern aus ihrer Truppe und den anderen beiden Abteilungen, deren Aufgabe es war, die Hauptstraßen im unteren Bereich der Insel zu säubern. Es ging jetzt im Hotel lauter und rauer zu als in früheren Zeiten. Die meisten Männer und Frauen hier waren Veteranen, die schon in anderen deklarierten Zonen gearbeitet hatten, und hatten allesamt den harschen, abgebrühten Blick der Grenzlandarbeiter. Sie taten es wegen des Geldes, das war klar, aber sie legten keinen Wert darauf zu zeigen, dass sie schon

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