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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Maschinenpistole. Eine stakkatoartige Salve wirbelte ungefähr fünfzehn Meter neben ihm die Erde auf. Diese Art von Waffen war nicht besonders zielgenau. Aber wenn er Pech hatte, dann würden sie ihn oder Monique einfach nur aus purem Zufall treffen.
    Monique.
    Er verfluchte sich, dass er so unvorsichtig gewesen war, sie auf den Rücken zu schnallen, wo sie den Kugeln schutzlos ausgeliefert war. Er hätte sie besser auf die Brust genommen. Beim Fahrradfahren wäre das allerdings eher hinderlich gewesen. Er erreichte den nächsten Grenzzaun und setzte mit einem einzigen Sprung darüber, im gleichen Moment, als eine weitere Salve die Mauer traf und Steinsplitter durch die Gegend flogen. Seine Lungen schmerzten, und er versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, indem er lange tiefe Züge machte, anstatt dem Drang nachzugeben, hastig und kurz nach Luft zu schnappen. Das Feld, auf dem er jetzt stand, erstreckte sich über rund dreihundert Meter, und dahinter lag der schützende
Getreideacker. Ein Schwarm Vögel hob sich aus dem Geäst der Eiben am anderen Ende des Feldes. Hinter sich hörte er das stotternde Feuer eines Maschinengewehrs. Einer der Vögel zerstob mitten im Flug und fiel vor ihnen auf den Boden.
    Brets Blick trübte sich, und er spürte ein Stechen im Unterleib direkt über der Blinddarmnarbe, aber er rannte weiter. Ich muss unbedingt das Getreidefeld erreichen.
    Ein einzelner Schuss erwischte ihn am rechten Bein knapp über dem Knie. Er schrie auf und ging zu Boden. Er streckte die Arme aus, um den Fall abzudämpfen, damit er nicht zur Seite rollte und das Baby erdrückte. Er hörte, wie der Knochen über seinem Handgelenk knackte, und stieß mit dem Kinn gegen einen gezackten Stein, den der Pflug aus der Erde geholt hatte. Er hustete und keuchte, nachdem staubige Erde ihm in den Mund gekommen war, und versuchte, sich wieder aufzurichten, aber das verletzte Bein knickte unter seinem Gewicht ein. Er begann vorwärts zu kriechen und ignorierte das höhnische Gelächter, das hinter ihm gellte. Sie waren jetzt sehr nahe.
    Ein lauter Knall, und eine Kugel ließ die Erde einige Meter neben ihm aufspritzen.
    »Das reicht jetzt, Bruder.«
    Der das sagte, sprach mit einem leichten Akzent. Londoner Tonfall mit einem jamaikanischen Einschlag.
    Bret stützte sich auf seinen unverletzten Arm. Er lag ungefähr hundert Meter von der Mauer entfernt im Schatten einer der größeren Eiben.
    Monique weinte und versuchte, aus dem Rucksack zu krabbeln.
    »Scheiße, kann nicht mal jemand dieses blöde Geheule abstellen.«
    Diese Stimme klang eindeutig nach dem East End. Bret sah den Sprecher an, einen rothaarigen Raufbold Mitte zwanzig. Er trug ein kurzärmliges T-Shirt, seine Arme waren
übersät mit amateurhaften Tätowierungen, typisch für einen ehemaligen Häftling.
    »Du hast uns ja ganz schön auf Trab gebracht, Mann«, sagte der dunkelste seiner Verfolger, der mit dem karibischen Unterton.
    Bret bekam nicht genug Luft, um antworten zu können. Er rückte nur so weit vor, dass er sich schützend zwischen seine Verfolger und das Baby legen konnte. Das würde nicht viel bringen, denn er hing ganz von ihrem Wohlwollen ab, und dieses Wohlwollen schien kaum vorhanden zu sein.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte er schließlich, als sie direkt vor ihm standen. Sein Bein brannte bestialisch, und das gebrochene Handgelenk tat höllisch weh.
    »Es geht nicht um das, was wir wollen, Mann. Es geht darum, wen wir wollen. Wo ist deine Frau, hm? Die reizende Caitlin? Sie war nicht da, wo sie sein sollte. Sie sollte eigentlich hier rumrennen. Aber jetzt bist du da, und wo ist sie?«
    Bret wurde schlecht vor lauter Schmerzen und weil er das grässliche Gefühl hatte, auf der ganzen Linie versagt zu haben.
    »Wenn ihr sie gefunden hättet«, sagte er und bekam die Worte kaum über die Lippen. »Dann wärt ihr jetzt schon tot.«
    Der Rothaarige mit den Tattoos lachte, und Bret erkannte sein eselartiges Blöken, das er vorhin schon vernommen hatte.
    »Das hättest du wohl gerne, was?«, sagte er grinsend, und dann verschwand sein Grinsen in einer blutigen Explosion.
    Das laute Hämmern einer großkalibrigen Handfeuerwaffe, einer Beretta, ertönte. Kurze, knappe Schüsse folgten so schnell, dass man sie kaum auseinanderhalten konnte. Weitere drei Männer gingen zu Boden, nachdem Blut
und Textilfetzen durch die Luft gespritzt waren. Der Jamaikaner riss die Augen auf, die so weiß leuchteten wie Pingpongbälle, und gab eine

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