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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Freund.«
    Unbeholfen folgte Andrew dem Brauch der Rus und umarmte Kal.
    »Darf ich um einen letzten Gefallen bitten?«, fragte der Bauer rasch.
    »Alles.«
    Er gab Ludmilla einen Wink, und sie trat zu dem Beistelltisch und kehrte mit der kleinen Taschenbibel zurück, die Hawthorne ihnen gegeben hatte.
    »Würden Sie jetzt die passenden Worte für meine Tochter und meinen neuen Sohn sprechen? Ich möchte das gern erleben, ehe ich fortgehe.«
    Lächelnd nahm Andrew die Bibel zur Hand, und als er sprach, stiegen ihm zum ersten Mal, seit er John auf den Feldern von Gettysburg verloren hatte, Tränen in die Augen – und sie wurden eins mit den Tränen der vier anderen Menschen vor ihm. Denn obwohl es ein Augenblick der Freude war, wussten sie alle, was wahrscheinlich kommen würde, ohne Rücksicht auf ihre Träume und Pläne.

Kapitel 11
     
    »Wir haben über achttausend Bewaffnete in der Stadt. Sie fressen meine Lagerhäuser leer«, beschwerte sich Iwor und blickte die Festtafel entlang. Die Bojaren aller Städte der Rus waren hier, sogar Mikhail, und sein Anblick reichte schon, um Iwor wütend zu machen.
    »Wir brauchen noch mehr«, wandte Rasnar ein.
    »Wir sollen sämtliche Soldaten aus unseren Ländern abziehen?«, fragte Boros von Nowrod. »Wir sind doch keine Dummköpfe!«
    Boros stand auf und bedachte Iwor mit anklagendem Blick.
    »Ihr habt die Verunreinigung unseres Landes durch die Yankees zugelassen! Ihr habt geplant, sie gegen uns einzusetzen. Jetzt hat sich die Nachricht von ihnen verbreitet. Ihr seid vielleicht taub, Iwor, aber ich bin es nicht! Viele meiner Grundbesitzer weigerten sich zu kommen. Sie fürchten, ihre Bauern könnten während ihrer Abwesenheit rebellieren. Überall hören die Spione das gleiche Flüstern. Nein, ich bin nicht so dumm, dass ich riskieren würde, nachher zu Hause meine Feldarbeiter abschlachten zu müssen, besonders angesichts der Tugaren, die nächstes Jahr ihre Steuern eintreiben möchten.«
    »Ihr habt zugelassen, dass alles zu weit gegangen ist!«, knurrte Iwan von Wasima. »Die leeren Lagerhäuser sollten eine Warnung für Euch sein.«
    Iwor sah sich nervös um. Sobald die Schlacht gewonnen war, überlegte er finster, würden sich diese Männer auf ihn stürzen wie Wölfe, würden ihn töten und Mikhail auf den Thron setzen. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass sie davon Abstand nahmen, weil sie einen Förderer der Kirche auf dem Thron von Suzdal fürchteten.
    »Wir haben uns allerdings darauf geeinigt«, sagte Iwor scharf, »dass die Waffen der Yankees zwischen uns aufgeteilt werden.«
    »Niemals!«, entgegnete Rasnar. »Die Tugaren werden nicht dulden, dass wir eine Waffe behalten, die starker ist als ihre Bögen. Falls Ihr anders denkt, seid Ihr alle Dummköpfe. Diese Waffen müssen der Kirche zur sicheren Verwahrung übergeben werden.«
    Aufgebracht drehte sich Iwor zu ihm um, denn Rasnar hatte ihm nur Tage zuvor etwas anderes zugesagt.
    »Damit Ihr diese Macht ausüben könnt?«, fragte der Bojar.
    »Nein, zur Aufbewahrung. Könnte auch nur einer von Euch den Übrigen trauen, die Rauchstöcke nicht zurückzuhalten? Ihr alle würdet sie zu verstecken versuchen, und die Tugaren würden uns zur Strafe alle massakrieren.«
    »Wie sollten sie es erfahren, wenn wir ihnen ein paar aushändigen und den Rest verstecken?«, wollte Iwan wissen.
    »Ich habe ihnen die Zahl der Yankees genannt«, antwortete Rasnar, »und ihnen auch erklärt, wie viele Waffen ihnen übergeben werden, wenn sie eintreffen.«
    »Zur Hölle mit Euch!«, brüllte Iwor.
    »Ich möchte nur uns alle retten«, entgegnete Rasnar scheinheilig. Er lächelte in Gedanken und machte sich nicht die Mühe zu erwähnen, dass die Zahl, die er genannt hatte, weit unter der wahrscheinlichen Stückzahl war, die im Besitz der Yankees lag. Er besaß schon vier der Waffen, die Mikhail erbeutet hatte, und wusste inzwischen, wie man sie bediente. Falls dieser Hinsen jetzt noch das Geheimnis des Pulvers offenbarte, war Rasnars Macht grenzenlos.
    Die Bojaren musterten einander, und die Furcht voreinander spielte Rasnar gut in die Hand. Nach einer langen Stunde des Herumschreiens und Zankens willigten alle außer Iwor schließlich ein, die Beute an Waffen der Kirche zu geben. Und in diesem Augenblick wusste Rasnar, dass er wirklich errungen hatte, was ihm so lange von Iwor verwehrt worden war. Denn sobald die Tugaren weitergezogen waren, konnte er die Macht der versteckten Waffen einsetzen, um erst einen und dann noch einen

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