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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Logik für sich. Sergeant Barry hatte die Gefühle vieler kraftvoll ausgedrückt, als er seinen Hass und seine Wut auf das System kundtat, aber dann auch darauf hinwies, wie unmöglich es war, sich jetzt zur Schlacht zu stellen. Er schloss mit dem Vorschlag, eine andere Stelle zu suchen, eine Zeit lang die eigene Stärke aufzubauen, die Bauern um sich zu sammeln und dann in zwanzig Jahren die Tugaren zu vernichten, wenn sie zurückkehrten.
    »Es wäre sinnlos, ohne eine Hoffnung auf Sieg zu sterben und nichts zu erreichen«, beendete er seinen Vortrag. »Wenn wir jetzt überleben und uns vorbereiten, können wir eines Tages unseren Feind für immer vernichten.«
    Donnernder Applaus schlug ihm entgegen.
    »Corporal Hawthorne, Sie sind der Nächste!«, rief jemand aus dem Versammlungshaus.
    Hawthorne blickte erst ins Schneetreiben auf und trat dann ein.
    Die Männer, die am Fuß der Treppe standen, stießen einen lauten Schrei aus, als die Bojaren die Stufen von Iwors Palast herabstiegen und sich auf ihre Pferde schwangen.
    Das Geschrei lief wellenförmig über den Platz zu denen, die durch das Schneetreiben selbst nichts sahen, und folgte donnernd den Nebenstraßen, in denen die Männer dicht gedrängt standen.
    Iwor blickte sich unter seiner Leibgarde um, die rings um ihn Aufstellung bezogen hatte; diese Soldaten waren als Einzige beritten. Alle waren sich darin einig, dass das Heer zu Fuß vorrücken sollte, da Pferde gegen die Mauern ohnehin nutzlos waren und man zu Fuß rascher eine kompakte Formation bilden konnte.
    »Dann los«, sagte Iwor grimmig.
    Kal schluckte schwer und sah sich um. Insgeheim wusste er, dass es Wahnsinn war, eine Verzweiflungstat, die er seinen Gefährten auch nie richtig erklärt hatte. Hunderte von ihnen warteten in Nebenstraßen, und Tausende weitere schwankten noch und wollten erst sehen, was geschah. Kal musste jedoch diese letzte Geste machen, und er raffte seinen Mut zusammen und wollte gerade die Kneipe verlassen, als ihn plötzlich Boris und Ilja packten.
    »Ich muss es einfach versuchen!«, sagte Kal und wehrte sich gegen ihren Griff. »Vielleicht hört Iwor auf mich.«
    »Du bringst dich nur um Kopf und Kragen, wenn du das tust!«, zischte Boris. »Wir brauchen dich in den nächsten Stunden.«
    Strampelnd und schreiend wurde er wieder ins Haus gezerrt. Aus den Gassen strömten jetzt Hunderte Bauern auf die Straße, die zum Südtor führte. Erschrocken blickten sie einander an. Die Worte über Freiheit und Widerstand hatten ihre Herzen entflammt, solange es nur Worte waren, aber jetzt wurde der wirkliche Preis dafür überdeutlich.
    In diesem Augenblick der Krise erkannte mehr als nur einer, wie verrückt das Ganze war, und zog sich in den Schatten zurück, um wegzulaufen und sich zu verstecken.
    Nahatkim stand vor der Kneipe und verfolgte das Geschehen, und ihm wurde klar, dass die Entschlossenheit im Schwinden begriffen war. Ohne zu zögern, trat er auf die Straße.
    An der Spitze des Heerzuges ragte jetzt Iwor aus dem wirbelnden Schnee auf, die übrigen Bojaren an seiner Seite. Beim Anblick der Bauern und Handwerker, die ihm den Weg versperrten, stieß der Bojar ein kehliges Knurren aus.
    »Verstreut euch, ihr verdammten Rebellen und Feiglinge! Verstreut euch und kehrt in eure Löcher zurück, oder ihr bekommt meinen Zorn zu spüren!«
    Die übrigen Bojaren musterten Iwor vorwurfsvoll und flüsterten untereinander, denn sicherlich war er ein armseliger Regent, wenn sich solcher Verrat über bloßes Gerede in den Kneipen hinaus entwickelt hatte und nun gar ein bewaffneter Mob auf der Straße stand.
    »Ich sagte: Zerstreut euch und geht nach Hause!«, brüllte Iwor.
    Die Menge stand schweigend und nervös da; dann schmolz innerhalb eines Augenblicks ihr Traum wie Schnee, der in Feuer rieselte, und die Leute trafen Anstalten, sich zurückzuziehen.
    »Ihr seid nur Vieh!«, schrie Nahatkim, dass ihm die näselnde Stimme fast versagte, und er trat den Bauern mitten auf der Straße gegenüber.
    Wie ein Mann blieb der Mob stehen und drehte sich um.
    »Ja, ihr seid keine Menschen mehr, sondern Vieh! Vieh für die Tugaren und Sklaven für die Bojaren und die Kirche! Ich schäme mich, denn ich dachte, man fände Menschen in Suzdal!«
    Nahatkim wandte sich jetzt zu Iwor um, der mit ungläubiger Miene auf seinem Ross saß, als hätte ein Hund auf einmal die Sprache entwickelt und seinen Herrn verflucht.
    »Und Ihr, Iwor Iworewitsch, kehrt in Euren Palast zurück! Marschiert nicht weiter, um

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