Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Bojaren gegen die Übrigen aufzuhetzen, bis die Kirche schließlich ihre alte Macht zurückgewonnen hatte.
»Wir wissen jedoch nicht, was die Yankees im Schilde führen«, sagte Mikhail und führte die Debatte damit wieder zur Angriffsplanung zurück.
»Sie haben sich wirkungsvoll abgeschottet«, pflichtete ihm Iwor bei. »Unsere Späher haben ihr Lager umstellt. Die Mauern sind Tag und Nacht bemannt. Wir lassen niemanden hinein, aber es kommt auch niemand heraus.«
»Vergesst nicht, was der Künder der Zeit verlangt hat«, sagte Rasnar. »Wir dürfen sie nicht entkommen lassen, denn meine Informationsquelle hat mir berichtet, dass sie heute Abend diese Entscheidung fallen. Falls sie fortgehen, müssen wir nächstes Jahr, bei Eintreffen der Horde, dafür geradestehen.«
Rasnar stand auf und trat ans Fenster. Er öffnete es und blickte hinaus, und ein frostiger Lufthauch trug seine Kälte in den Saal.
»Ihre Rauchstöcke und die großen Waffen töten auf große Entfernung. Falls es uns jedoch gelingt, über sie zu kommen, bringen unsere Schwerter und Äxte sie trotzdem um. Mikhail hat das mit seiner Tapferkeit schon bewiesen.«
Der bärtige Krieger wölbte die Brust und blickte sich hochmütig um.
»Ich habe persönlich einem von ihnen den Schädel gespalten«, sagte er grinsend, zog seine Axt und hielt sie hoch.
»Ich glaube, dass Perm mein Gebet erhört hat.« Und mit dramatischer Geste deutete Rasnar durch das Fenster.
Schon den ganzen Tag lang waren von Westen her dunkle Wolken aufgezogen, und jetzt fielen die ersten schweren Schneeflocken.
»Sobald es dunkel wird, marschieren wir«, sagte Rasnar und drehte sich wieder zur Versammlung um. »Perm wird seinen Mantel über unser Heer werfen und den Feind blenden. Wir schwärmen über seine Mauern und tauchen aus dem Schnee auf wie Todesengel, um die Ungläubigen zu töten!«
Die kapuzenbedeckte Gestalt schüttelte sich wie ein Bär, um sich vom Schnee zu befreien, und betrat das Hinterzimmer der Taverne.
Die Menschen, die dort zu ihm aufblickten, waren still.
»Es könnte mich das Leben kosten, hier zu erscheinen«, sagte die Gestalt gelassen.
»Wir haben dir gestattet zu kommen«, entgegnete Boris kalt. »Wenn ein Priester eine Kneipe nach der anderen betritt und nach Kalencka, Iwors Mann, fragt, so eilt ihm die Nachricht voraus. Wir haben gesehen, dass dir niemand gefolgt ist, und haben demzufolge deine Schritte hierhergeführt.«
Nervös blickte sich der Mann um, und das Blut gefror ihm in den Adern. Der Raum war zum Bersten voll mit Bauern und mit Handwerkern aus der Stadt. Wie ihm klar wurde, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie ihm eher die Kehle durchschnitten, als ihn wieder gehen zu lassen.
»Sprich, Priester, rasch!«
»Das Heer bricht in einer Stunde auf.«
»Damit verrätst du uns nichts Neues«, sagte Boris kalt. »Hältst du uns für blind? Achttausend Waffenträger sind in der Stadt. Sie können nicht mobilisiert werden, ohne dass wir es bemerken.«
»Die Yankees müssen gewarnt werden!«
Boris lachte frostig.
»Sollen wir uns aus der Stadt schleichen, um es ihnen mitzuteilen? Iwor hat Posten auf den Wällen stehen, und die Tore sind verschlossen. Falls es trotzdem jemand schaffen sollte, die Stadt zu verlassen, muss er dann noch durch die Reihen derer schlüpfen, die das Yankeelager umstellt haben. Wir haben sechs Mann losgeschickt, die es versuchen sollten, und keiner ist zurückgekehrt. Wir stehen jetzt allein da.«
Der Priester ließ niedergeschlagen die Schultern hängen.
»Tötet ihn!«, zischte Ilja.
Wütendes Knurren stieg von der Versammlung auf. Boris brachte einen Dolch unter seinem Umhang zum Vorschein und tat einen Schritt.
»Warte.«
Boris blieb stehen und drehte sich zu einem Mann um, der an der Rückwand im Schatten saß.
»Er ist ein Spion!«, wandte Boris ein.
»Das denke ich nicht«, erwiderte Kal, stand auf und trat vor den Priester.
»Wie heißt du?«
»Casmar.«
»Er ist Rasnars Sekretär!«, knurrte Ilja. »Kal, ich möchte ihn selbst töten.«
»Wartet. Ich möchte ihn erst fragen, warum er uns überhaupt aufgesucht hat«, lehnte Kal gelassen ab.
»Bist du Kalencka?«, wollte Casmar wissen.
Kal zuckte nur die Achseln und lächelte.
»Iwors komplette Garde sucht nach dir. Dreißig Goldstücke wurden auf deinen Kopf ausgesetzt.«
»So viel für ein solch armes Haupt«, sagte Kal und lachte geringschätzig. »Antworte mir, Rasnars Sekretär: Warum verrätst du deinen Herrn?«
»Ich habe
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