Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
ab; dann entdeckten die drei eine Gruppe Bauern auf der Straße und eilten ihnen nach.
    »Rasnar!«, tobte Casmar, und er sprach den Namen wie einen Fluch aus. »Ihr wusstet, dass es dazu kommen würde! Das gehört alles zu Eurem Plan, Ihr Mistkerl!«
    Wie rasend stürmte er die Straße hinunter und wich dabei Knäueln aus Bauern und Soldaten aus. Er klappte den Mantel auf, damit man sein dünnes Priestergewand erkennen konnte. In dem Durcheinander ebnete es ihm den Weg, denn noch war keine Partei so erhitzt, dass sie einen Priester umgebracht hätte.
    Am Südtor tobte ein wirbelnder Mahlstrom aus drängenden und schubsenden Gestalten. An der Stadtmauer angekommen, näherte sich Casmar vorsichtig. Der Mob brandete immer wieder auf ihn, sodass er fast glaubte, ihm würden die Lungen bersten; dann ebbte der Druck ab, und er konnte ein weiteres Dutzend Schritte gutmachen.
    Endlich hatte er das Tor erreicht; er rannte aus der Stadt und folgte der Südstraße.
    Einige hundert Meter vor der Stadt traf er auf eine Gruppe von Soldaten Iwors, die mitten auf der Straße standen, verwirrt vom Kampfeslärm in der Stadt.
    »Was ist los, Priester?«, fragte ein gepanzerter Krieger.
    »Iwans Männer haben Euren Fürsten verraten«, keuchte Casmar. »Sie versuchen ihn umzubringen, und die Bauern sind an seine Seite geeilt.«
    »Für Iwor!«, schrie der Krieger, und die Abteilung stürmte zur Stadt zurück.
    Casmar rannte weiter. Ihm schwamm der Kopf, und die Lungen schienen zu brennen. Die dünnen Rehlederstiefel richteten nichts gegen die Kalte aus, und mit jedem Schritt durch den Schnee hatte er von neuem das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu laufen.
    Immer weiter lief er, bis der Schmerz ihn ganz verzehrte und die Welt mit Agonie erfüllte. Verzweifelt betete er zu Kesus um die Kraft weiterzurennen, und wie zur Antwort wurde er allmählich taub für die Welt, bis schließlich nichts anderes mehr existierte als der Schnee, niemals endender Schnee, der um seine stolpernde Gestalt wirbelte und kreiste.
    »Die Abstimmung müsste beendet sein«, sagte Emil und stand auf, um aus dem Fenster der Hütte zu blicken.
    Andrew nickte nur. Er war in Gedanken versunken.
    »Hier draußen sieht es aus wie zu Hause«, fand Kathleen, die neben dem Doktor ans Fenster trat. »Wie ich als Kind solche Nächte geliebt habe, wenn die lärmende Stadt langsam unter einer weißen Decke still wurde!«
    Sie ließ Emil stehen und setzte sich neben Andrew.
    »Ich halte es für das Beste, Andrew«, sagte sie ruhig. »Vielleicht finden wir eine Stelle, wo wir Frieden haben, wo kein Krieg geführt werden muss. Ich denke, wir sind schon so lange im Krieg, dass wir vergessen haben, wie Frieden aussieht.«
    Sie streckte die Hand aus und berührte damit sachte seine Hand. Erschrocken blickte er auf, und ihre Blicke fanden sich. Das war es also, wurde ihm jetzt ganz deutlich. Es geht darum, dass ich Soldat bin, dass ich Menschen töte und möglicherweise selbst umkomme; deshalb verschließt sie sich so … auch vor mir.
    Er ergriff ihre Hand und lächelte.
    »Sergeant der Wache, Sergeant der Wache!« Die gedämpfte Stimme drang wie aus der Ferne herüber.
    Andrew sprang auf und stürmte zur Tür. Als er auf die Straße trat, sah er eine Gruppe Männer näherkommen, die einen weiteren Mann trugen.
    Andrew lief ihnen entgegen und stellte benommen fest, dass es Casmar war.
    »Schaffen Sie ihn in meine Hütte!«
    Hinter ihm drängte sich die Gruppe in die Hütte und legte Casmar auf den Tisch.
    Panisch blickte sich der Priester um.
    »Die Stadt ist im Aufruhr«, sagte er heiser und wollte sich aufsetzen.
    »Wie habt Ihr es nur hierher geschafft?«, fragte Andrew, der die Blutflecken auf Casmars Mantel sah und die leichten Stiefel, die an den Füßen festgefroren schienen.
    »Ich bin aus der Stadt geflohen. Ich habe die Posten überlistet, damit sie mich passieren ließen. Die Stadt ist im Aufruhr!«, schrie er. »Die Bojaren wollten Euch heute Nacht angreifen, während Ihr schlieft. Die Bauern erhoben sich unter Kalenckas Führung. Die Soldaten sind verrückt geworden – sie bringen jeden um, Männer, Frauen und Kinder, sogar die, die sich nicht wehren. Sie bringen alle um, alle!«
    »Es könnte ein Trick sein, um uns herauszulocken«, knurrte Hans, der unter der Tür stand.
    »Bitte glaubt mir!«, schrie Casmar. »Ich habe Kalencka kurz vor dem Kampf gesehen – ich bin zu ihm gegangen, weil ich nicht länger Rasnar diene.«
    Andrew musterte den Mann scharf und

Weitere Kostenlose Bücher