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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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gehört, dass jemand von diesen Leuten gesprochen hätte«, sagte Emil, als er sein Pferd neben Andrew lenkte.
    »Ich schätze, man spricht hier einfach nicht gern davon. Sie sind die nächsten Sendboten nach dem Künder. Ich hoffe nur, dass wir jetzt noch sechs Monate Zeit haben, wie ursprünglich geplant.«
    Er wusste, dass, egal was geschah, die Zeit nie reichen würde. Das Hauptproblem, das ihn derzeit beschäftigte, war die schlichte Tatsache, dass Suzdal nicht genug Platz für die halbe Million Menschen bot, die nach aktueller Schätzung hier Zuflucht suchen würden, sobald es zum Krieg kam. Eine zweite Stadt wuchs gerade empor, angesiedelt zwischen den Stadtmauern und der äußeren Brustwehr etwa vierhundert Meter davor. Emil zeigte sich in diesem Punkt ständig nervös, und das mit gutem Grund: Wenn so viele Menschen Schulter an Schulter lebten, war es praktisch unmöglich, für die nötige Hygiene zu sorgen. Andrew musste diese neuen Leute abweisen – der Platz reichte jetzt schon nicht, und Tausende mehr waren eine Gefahr für alle.
    In der Ferne erblickte er die Spitze der heranrückenden Kolonne. Er zügelte das Pferd und wartete auf sie. Er hatte keinen Grund, mit Schwierigkeiten zu rechnen, aber trotzdem wies er seine Männer an, sich über die Straße zu verteilen und dann mit aufgesetzten Bajonetten zu warten. Andrew wollte nicht, dass die Fremden näher an Suzdal herankamen, denn es war möglich, dass sich ein Spion der Tugaren unter ihnen befand.
    Die zerlumpte Kolonne kam näher und blieb schließlich in gut zehn Metern Entfernung stehen.
    Andrew hatte das Gefühl, ein aus den Rudern gelaufenes historisches Schauspiel zu erblicken, in dem die Aufzüge durcheinander geraten waren. Etliche unter den Fremden sahen wie Azteken oder Angehörige eines verwandten Volkes aus, und einer von ihnen trug einen Federschmuck auf dem Haupt. Mehrere andere trugen lange Faltenröcke, ausgefranst und vom Alter zerlumpt; wiederum andere steckten in Seidengewändern, und einer trug ein Samuraischwert an der Taille.
    Andrew konnte nicht umhin, erstaunt auf einen gebeugten alten Mann zu deuten, der im stumpf gewordenen und ramponierten Brustpanzer eines römischen Legionärs steckte.
    »Gott im Himmel«, flüsterte Andrew, »sind das die übrigen Völker dieser Welt?«
    Weinend trat ein Mann aus der Gruppe vor, verneigte sich nach Art der Rus, fiel dann auf die Knie und küsste die Erde.
    »Siebzehn Winter lang habe ich dafür gebetet, zurückkehren und im Land meiner Geburt sterben zu dürfen«, sagte der Alte, »denn ich bin um die Welt gewandert und stelle nun fest, dass mich mein Weg wahrhaftig heimgeführt hat.«
    Er trat weiter vor. Von Mitleid überwältigt, stieg Emil vom Pferd und trat auf den Mann zu, der ihn schluchzend umarmte.
    Die anderen wollten ebenfalls losstürzen, aber Andrew hob die Hand und brachte sie damit zum Stehen.
    »Es ist nur ein harmloser Haufen Bettler«, wandte Emil ein und blickte zu ihm auf.
    »Erklärt diesen Leuten, dass sie nicht näher kommen dürfen«, sagte Andrew und blickte dabei den Alten an. »Sie dürfen hier draußen lagern, und wir geben ihnen Nahrung für eine Nacht, aber ich möchte nicht, dass sie sich der Stadt nähern.«
    »Wir bleiben nicht«, flüsterte der Alte. »Wir wissen, dass wir verdammt sind, aber uns kamen Gerüchte zu Ohren, dass sich schließlich doch Menschen dazu aufgerafft haben, Widerstand zu leisten, und wir wollten sie mit eigenen Augen sehen.«
    »Wie habt Ihr davon erfahren?«, wollte Andrew wissen.
    »Wir sind die Wanderer der Welt – solche Nachricht erreicht uns nun mal, und wir tragen sie weiter. Aber wir haben nicht vor zu bleiben, denn keinen Tagesritt zurück folgt uns ein Voraustrupp der Tugarenhorde.«
    »Was?«
    Andrew sprang vom Pferd und näherte sich dem Alten.
    »Deshalb haben wir diesen Weg genommen; wir möchten Euch warnen. Wir hätten uns weiter nördlich halten können, aber ich habe meine Freunde überredet, es nicht zu tun.«
    Andrew blickte über diese Menschen hinweg und empfand Mitleid.
    Von den Feldern näherte sich eine Gruppe Suzdalier der Straße, um einen Blick auf die verbannten Wanderer zu werfen. Eifrig musterte der Alte ihre Gesichter.
    »Kennt jemand von euch Helga Petrowna aus der Straße der Wollhändler?«, krächzte er.
    »Ich kenne sie!«, rief einer der Arbeiter. »Sie ist mit meinem Vetter verheiratet!«
    »Geht es ihr gut?«, fragte der Alte, und Tränen flossen ihm über die Wangen.
    »Ja, sie ist

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