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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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und dann vor dem Einbruch des Winters bis zu den Rus vorzustoßen. Wie nur, erkläre mir das?!«
    »Es ist ein Fluch«, meinte Alem und blickte zum Himmel. »Vielleicht haben die ewig währenden Himmel uns verflucht.«
    Muzta sah ihn mit unverhohlenem Hass an. Alles, was er jetzt noch brauchte, war, dass dieser Mann himmlische Missbilligung als Grund für die Viehseuche ins Feld führte. Innerhalb kürzester Frist würde die Horde ihre Wut dann an anderer Stelle austoben wollen, und Tula würde, davon war Muzta überzeugt, den Zeigefinger ausstrecken.
    »Unser Volk wird hier rasten«, erklärte er grimmig. »Wir essen notfalls unreines Fleisch, aber wir bleiben gerade mal zwei Monate lang hier und brechen dann wieder auf. Einen Teil des gesunden Viehs hier müssen wir verschonen, denn sonst sind, sobald wir hier erneut vorbeikommen, die Mayavölker des Ostens und des Westens vollständig verschwunden, und wir finden auf achthundert Wegstunden keine Wintergründe mehr.«
    »Aber mein Fürst«, wandte Tula ein und trat vor, »das liegt ohnehin eine ganze Umkreisung in der Zukunft. Ich bin mehr über das Hier und Jetzt besorgt.«
    »Und ich sorge mich um das Überleben der Horde sowohl jetzt als auch in der nächsten Generation!«, brüllte Muzta.
    »Falls du uns weiter so antreibst, gibt es keine nächste Generation mehr!«, behauptete Tula finster.
    Alle wurden bei diesem Ausbruch Tulas still. Eine Blutforderung lag in der Luft. Mehr als einer hier wünschte sich, sie möge jetzt ausgetragen werden, obwohl alle nur zu gut wussten: sollte Muzta unter Tulas Schwert fallen, war das Ergebnis wahrscheinlich ein Bürgerkrieg.
    Muzta tat einen Schritt auf Tula zu, und dieser wich nicht zurück.
    »Forderst du mich offen heraus?«, zischte Muzta.
    Die Konfrontation schien eine Ewigkeit lang in der Schwebe zu hängen; dann wandte sich Tula knurrend ab.
    »Schickt Reiter zur Horde zurück!«, bellte Muzta. »Die Horde soll so schnell wie möglich vorrücken.«
    Er wandte sich erneut Alem zu.
    »Und suche irgendeine religiöse Rechtfertigung dafür, unreines Fleisch zu verzehren, oder du findest dich auf meiner Schwertspitze aufgespießt wieder!«, knurrte Muzta, wandte sich ab und ging weg.
    Die Gruppe löste sich auf, überließ Muzta seinen Gedanken. Er blickte sich auf dem leeren Stadtplatz um, ging dann zu den Stufen der Pyramide hinüber und machte sich an den Aufstieg. Auf der Spitze angekommen, warf er einen Blick in die kleine Opferkammer. Der Gestank trieb ihn sofort wieder hinaus, und er gab murmelnd finstere Kommentare über die unreinen Praktiken des Viehs von sich.
    Er setzte sich auf eine Stufe und blickte nach Osten. Qubata musste mit seinem scharfen Ritt inzwischen die dreihundert Wegstunden bis zum Land der Rus überbrückt haben. Muzta blieb nur die Hoffnung, dass seine nagenden Ängste über die Yankees unbegründet waren, und dass die Pocken nicht auch dort schon grassierten.
    »Wer zum Teufel ist das nun?«, fragte Andrew, während er durch den Feldstecher die seltsam aussehende Gruppe betrachtete, die die Flussstraße aus Nordwesten herabkam.
    »Die ersten Vorboten des Schicksals«, erklärte Casmar. »Wir nennen sie das Wandernde Volk.«
    »Das Wandernde Volk?«
    »Es sind Menschen, die lieber fliehen, als sich der Horde zu unterwerfen. Die Ersten von ihnen treffen mehrere Monate oder noch länger vorher ein, ehe die Tugaren selbst auftauchen. Die Tugaren haben ein strenges Gesetz verhängt, dass eine Person, die vor ihnen flieht, nach dem Weiterzug der Horde nie wieder in ihre alte Heimat zurückkehren darf. Falls sie entdecken, dass wir solchen Leuten Unterschlupf gewähren, sterben tausend Menschen mehr. Deshalb sind diese unglücklichen Seelen dazu verdammt, für immer weiterzuziehen und dabei zu erbetteln oder zu stehlen, was sie nur können.«
    »Zigeuner«, sagte Emil, nachdem er sich Andrews Feldstecher ausgeliehen und selbst hindurchgeblickt hatte.
    »Falls sie also jetzt eintreffen …«, sagte Andrew und blickte den Prälaten an.
    »Dann sind die Tugaren nicht weit.«
    »Stellen Sie ein Sonderkommando auf, Hans. Wir gehen ihnen entgegen.«
    Nachdem er von der Mauer herabgeklettert war, stieg Andrew auf sein Pferd, während eine gemischte Truppe aus Unionssoldaten und Suzdaliern aufmarschierte, Letztere ausgerüstet mit den ersten Musketen aus der Gießerei.
    In leichtem Schritttempo setzte sich Andrew auf der Straße in Bewegung, und die Männer fielen hinter ihm ein.
    »Habe noch nie zuvor

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