Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
stattlichen Summe Goldes und erfuhr, dass das Blei aus jener Stadt stammte, an der Tobias schon bei der ersten Reise vorbeigefahren war.
Nur zu gern wäre Tobias allein losgefahren, und er zeigte sich gar nicht erfreut, dass ihn O’Donald mit zwei Feldgeschützen und zwanzig Gewehrschützen begleitete. Alle wussten, dass damit Tobias’ Rückkehr garantiert werden sollte, aber niemand verlor über diesen Aspekt des Vorhabens ein Wort.
»Wir ankerten dort also drei Tage lang«, fuhr O’Donald fort, »bis uns diese Gauner schließlich aufsuchten.
Sie hatten Recht, mein lieber Colonel, denn sie erwiesen sich als zähe Handelsleute. Wir mussten tagelang mit ihnen feilschen, aber letzten Endes gaben wir ihnen nach Ihren Anweisungen ein einzelnes Gewehr, etwas Schießpulver und einige Uhren, die Hawthorne hergestellt hatte. Dafür erhielten wir alles Blei, über das sie verfügten, alles in allem vierzig Tonnen.«
»Nicht annähernd genug«, sagte Andrew leise. »Wir brauchen fünfhundert Kugeln pro Mann, und das für bis zu zwanzigtausend Musketen. Das erfordert locker mehr als dreihundert Tonnen von dem Zeug.«
»Oh, aber wir haben regelmäßigen Handel vereinbart! Ich habe ihnen fünfzig Musketen und einen dieser Vierpfünder versprochen und zusätzlich noch fünfhundert Uhren, falls sie uns bis Ende des Sommers weitere zweihundertfünfzig Tonnen liefern.«
»Das gefällt mir überhaupt nicht!«, warf Tobias kalt ein. »Wenn wir diese Heiden bewaffnen, schaden wir uns womöglich langfristig.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Andrew kopfschüttelnd.
Nach dem, was Tobias ihm schon früher berichtet hatte, waren diese Menschen an der südlichen Meeresküste Phönizier oder Karthager, und die mitgebrachten Schriftproben bestätigten das. Höchstwahrscheinlich würden sie die Waffen zerlegen, mit dem Schießpulver experimentieren und der Technik auf den Grund gehen.
»Und wie steht es zwischen den Tugaren und ihnen?«
»Sie nennen ihre ›Merki‹s. Behaupten, sie wären noch zwei Jahre entfernt.«
»Um ihretwillen hoffe ich es.«
»Haben Sie ihnen erzählt, dass wir gegen die Tugaren kämpfen möchten?«
»Sie haben es nicht geglaubt und fanden, wir wären verrückt.«
»Also finden wir auch im Süden keine Zuflucht«, sagte Andrew ruhig und sah Tobias scharf an, aber der Captain schwieg.
»Und das Kupfer?«
O’Donald griff unter den Tisch und holte eine Kupferurne hervor.
»Wir haben fünfhundert davon auf dem Schiff, ebenso ein paar hundert Barren von jeweils circa fünf Pfund Gewicht.«
Andrew strahlte vor Freude. Jetzt lag es an Mitchell, ein Telegrafensystem auszutüfteln, und an Ferguson, eine Kabelfabrik aufzubauen.
»Wir haben versprochen, in einem Monat für die nächste Ladung zurückzukommen.«
»Hoffen wir nur, dass diese Leute bis dahin nicht herausfinden, wie sie selbst Gewehre herstellen können«, sagte Andrew ruhig, und obzwar die anderen lachten, fiel er selbst nicht ein. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass sie nicht im Begriff standen, ein neues Problem für ihre Nachbarn zu schaffen und, falls sie das alles überlebten, auch für sich selbst.
Aber als er über den Tisch blickte und Kathleen auf der anderen Seite sitzen sah, waren seine Befürchtungen zumindest für den Augenblick vergessen.
Kapitel 14
Auch hier wieder das Gleiche, dachte Muzta grimmig, während er der Hauptstraße der Stadt folgte. Die Straßen waren leer, und der Gestank des Todes lag in der Luft.
»Kannst du mir Schätzwerte nennen?«, fragte er den Fleischbeschauer für die Mayastadt Tultac.
»Mein Fürst Qar Qarth, das Fieber tobte bereits ungebremst, ehe wir hier eintrafen. Hier ist es schlimmer, als wir es je erlebt haben. Selbst mit Glück überleben hier nicht mehr als zwei von zehn, und die meisten davon werden narbig und somit unrein zurückbleiben. Das Vieh behauptet, die Krankheit wäre vor zwei Monaten ausgebrochen, ehe der letzte Schnee geschmolzen ist und wir losgezogen sind.«
»Dann essen wir eben unreines Fleisch!«, brüllte Muzta.
Seine Begleiter waren sprachlos über diesen Ausbruch. Mit wüstem Fluch setzte Muzta seinen Weg fort.
Dabei drehte er sich erneut um und blickte Alem an.
»Wie nur, verdammt, wie nur? Wir reiten schneller- der ganze Clan liegt drei Tagesmärsche hinter unserer Gruppe. Wir sind schon vor Ablauf der Schneeschmelze aufgebrochen. In drei Monaten haben wir eine Reise von sonst sieben zurückgelegt. Ich hatte vor, hier eine Ruhepause bis zum Frühherbst einzulegen
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