Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
wieder ein Donnern, und als er den Weg zurückblickte, den er erst Minuten zuvor zurückgelegt hatte, sah er weitere seiner Krieger fallen.
Er spornte das Pferd an und galoppierte die Straße hinab. Direkt vor sich sah er eine blaugekleidete Gestalt aus dem Wald treten und eine Waffe auf ihn richten. Qubata duckte sich tief im Sattel, und ein weiteres Summen zuckte an ihm vorbei. Mit gezogenem Säbel galoppierte er an dem Mann vorbei, und es rüttelte ihm den Arm durch, als er das Schwert in den Menschen rammte. Er blickte nicht zurück und galoppierte einfach weiter.
Der Wald lag jetzt hinter ihm, und sein Heer strömte zum Dorf zurück. Ein Donnerschlag krachte hinter ihm, und voraus im Dorf erstrahlten zwei weitere Feuerblumen.
Alles war Wahnsinn und Konfusion. Er bahnte sich einen Weg durch sein Heer und versuchte es wieder zu ordnen.
Einige Krieger wehrten sich endlich, spannten ihre Bögen und schossen in den Wald.
Erneut ein Blitz, und wieder fielen Krieger.
Der Späher, der erst Augenblicke zuvor Trotz gezeigt hatte, stand vor Qubata auf der Straße, neben seinem toten Pferd.
»Aber es ist doch nur Vieh!«, schrie er verzweifelt, als Qubata vor ihm war.
Einen Augenblick lang fühlte sich der General versucht, den Dummkopf niederzuschlagen, aber stattdessen reichte er ihm die Hand und half ihm, sich hinter ihm aufs Pferd zu schwingen. Er galoppierte durchs Dorf, vorbei an einem Haus, das in Flammen stand nach dem seltsamen Feuerblitz, den das Vieh geschleudert hatte.
Endlich brachte Qubata das Dorf hinter sich und wendete das Pferd.
Entsetzt blickte er über den Teppich aus Toten und Sterbenden zu den Kriegern zurück, die weiter nach Norden davonliefen.
»Wie ist das nur möglich, Qubata?«, fragte der Späher matt.
»Es scheint, als hätte das Vieh schließlich zu kämpfen gelernt«, antwortete der alte Krieger grimmig.
Er sah, wie eine Reihe in Blau aus dem Wald kam, während links von ihnen Menschen, gekleidet wie Rus-Bauern, begeistert brüllend hervorströmten.
Qubata sah ein, dass er hier und jetzt nichts unternehmen konnte. Wenn er sich jetzt zum Kampf stellte, brachte er vielleicht einige von ihnen um, ohne dass damit letztlich ein Ziel erreicht war. Während er zusah und nachdachte, was hier geschehen war, wurde ihm einiges klar. Das Vieh würde hier seinen ersten Sieg erzielen, aber nie wieder konnte es mit einem so billig errungenen Erfolg rechnen.
Aus den blauen Reihen kam ein einzelner Reiter zum Vorschein. Er drehte sich um und gab seinen Männern einen Wink, und dann blickte er zu Qubata hinüber.
Das muss er sein, dachte Qubata grimmig. Nicht so gut wie ein tugarischer Gegner, aber wenigstens ein Gegner, der zu kämpfen versteht.
Qubata richtete sich in den Steigbügeln auf, hob einen Arm und stieß einen wilden Schrei aus.
Auf der anderen Seite des Feldes hob der Mensch seine Hand zur Antwort.
»Wir reiten heim, mein törichter Späher«, sagte Qubata grimmig, »aber wenn wir hierher zurückkehren, dann wissen wir, dass wir sie nicht mehr nur als Vieh betrachten können.«
Andrew blickte dem Tugaren nach, der sich abwandte, die Straße entlanggaloppierte und verschwand.
Rings um ihn herrschte nackte Begeisterung. Die Disziplin der suzdalischen Einheit löste sich auf, während die Männer vor Freude brüllten und die Musketen schwenkten und den einsamen Tugarenreiter verspotteten.
Hans kam lächelnd heran und blickte zu Andrew hinauf.
»Zu leicht«, fand der Sergeant.
»Das war unser letzter billiger Sieg!«, erwiderte Andrew scharf. »Dieser Anführer war grundsätzlich vorsichtig. Er hat dann einen Fehler gemacht, aber ich denke nicht, dass er ihn nächstes Mal erneut macht, verdammt!«
Damit war das Geheimnis heraus. Lieber hätte er es gehabt, dass die Tugaren überhaupt nicht begriffen, womit sie es hier zu tun hatten, bis es zur eigentlichen Schlacht kam. Das Überraschungsmoment war entscheidend, aber Andrew war gezwungen worden, seine Trumpfkarte auszuspielen.
»Zumindest steigert es unsere Moral«, meinte Hans. »Vielleicht lohnt es allein deshalb.«
»Hoffen wir nur, dass wir später nicht dafür bezahlen müssen, mein Freund.«
Casmar streckte mit dramatischem Gestus den Arm aus und wartete, während ihm zwei Priesterschüler den Ärmel aufrollten. Die dicht gedrängt auf dem Platz stehende Menge wartete in gespanntem Schweigen und muckste sich nicht.
Emil trat vor und hielt eine schmale Nadel hoch. Casmar nickte und segnete erst den alten Arzt und dann
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