Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
gestand Muzta und nickte den Narga-Trompetern zu, die darauf in ihre langen Rohre stießen.
Ganz allmählich ging das Schlachtengetöse am anderen Ufer des Flusses zurück. Muzta konnte nicht umhin, Stolz auf seine Krieger zu empfinden. Nicht einer brach aus den Linien aus, nicht einer zeigte dem Feind den Rücken, als sie sich über den Fluss zurückzogen und dabei mit erhobenen Bögen weiterhin einen Pfeilregen abgaben.
Das feindliche Feuer ließ nach, durchsetzt noch vom tiefen Dröhnen der Artillerie, die das Ufer in ein Gewühl aus zersplitterten Bäumen und Leichen verwandelt hatte.
Trotzige Schreie stiegen am anderen Ufer auf und trieben davon.
»Wir wissen jetzt, dass die meisten ihrer Waffen – von denen der blau gekleideten Yankees mal abgesehen -nicht weiter reichen als sechzig Schritte, verglichen mit unseren hundertzwanzig Schritten Reichweite. Es ist sinnlos, unsere Krieger weiter durch diesen Flaschenhals zu zwängen.«
»Aber wir haben auch ihnen einen hohen Blutzoll abverlangt«, gab Muzta ruhig zu bedenken.
»Das zumindest war gut. Hier jedoch wirkt sich unsere große Stärke wie ein Speer aus: nur die Spitze kämpft. Wir müssen den Feind umgehen.«
Muzta blickte über den Fluss.
»Wir kennen nur diese eine Furt«, wandte er ein.
»Dann müssen wir eine andere finden. Heute Abend schicke ich die drei Umens von Tula und die zwei von Zan nach Norden. Sie halten einen größeren Abstand zum Fluss und schicken nur Späher zu ihm hinunter, die nach einer Furt suchen.«
Muzta blickte zum Westhimmel hinauf, wo das Licht des immerwährenden Himmels tief über dem Horizont hing. Es war wirklich ein langer Tag gewesen.
»Mein Qarth.«
Muzta drehte sich zu Argun um, dem Kommandeur der Olkta, der auf einem blutverspritzten Pferd saß.
»Wir haben getan, was wir konnten«, berichtete Argun müde. »Das ist kein Vieh, dem wir hier gegenüberstehen -sie scheinen von Dämonen aus der Unterwelt besessen.«
»Und doch werden wir sie schließlich verschlingen«, entgegnete Muzta gelassen.
Er sah Argun an, hätte gern die Frage gestellt, durfte es aber nicht. Der Kommandeur jedoch wusste Bescheid, und mit schmerzverzerrtem Gesicht schüttelte er den Kopf.
»Garth, dein Jüngster«, flüsterte er und wendete das Pferd.
Muzta ließ seinen Hofstaat stehen, und sogar Qubata gönnte ihm jetzt Ruhe. Der Qar Qarth sah zu, wie die Sonne sank, und konnte nur beten, dass sein meistgeliebter Sohn ohne Furcht vor Dämonen den Himmel überqueren konnte, um an der Stätte des Lichts zu ruhen; und der Qar Qarth der Tugarenhorde weinte allein.
»Wie Sie befürchtet hatten, Andrew«, stellte Hans fest, schüttelte den Regen von seinem Poncho und setzte sich an den grob geschnitzten Tisch, der außer dem Feldbett und zwei Stühlen einziges Möbelstück im Stabszelt war.
»Sie haben unsere rechte Flanke umgangen. Knapp fünfzig Kilometer stromaufwärts. Die Bastarde haben diese obere Furt entdeckt. Unsere Späher blieben versteckt und zählten mindestens zehntausend, ehe sie selbst sich zurückzogen.«
»Ich wünschte, wir hätte die dortige Furt auch absichern können«, stellte Andrew grimmig fest, »aber in dem Fall wäre unsere Armee aufgespalten worden. Hätten sie uns hier bezwungen, wären die Einheiten weiter oben abgeschnitten worden.«
»Naja, bis sie es hierher geschafft haben, haben wir fast fünf Tage Zeit erkauft, und dazu diente das Unternehmen ja.«
»Zu einem Preis von dreihundert Toten und fast siebenhundert Verletzten. Das sind zehn Prozent, Hans«, entgegnete Andrew grimmig. »Das 1. Suzdalische Regiment ist nur noch ein Skelett.«
»Aber die Fabrik hat weitere fünfzehnhundert Musketen und fünfzehn Geschütze geliefert«, stellte Hans gelassen fest. »Das ist den Preis wert.«
»Wie spät ist es?«, fragte Andrew.
»Fast Mitternacht.«
»Falls sie die Nacht durchreiten, könnten sie bis Mittag unsere Flanke erreichen«, sagte Andrew nachdenklich und betrachtete die grobe Karte, die auf dem Tisch ausgebreitet lag.
»In Ordnung, wir brechen in zwei Stunden hier die Stellung ab. Wir ziehen uns acht Kilometer weit bis hierhin zurück.« Und er deutete auf ein kleines Feld, das im Norden an offenes Gelände grenzte, im Westen an den Fluss und im Osten an dichten Wald.
»Können wir eine offene Feldschlacht riskieren?«, fragte Hans vorsichtig.
»Sie brauchen noch Stunden, bis sie uns erreichen – wir graben uns überall im Dorf ein und stellen die Artillerie Rohr an Rohr auf. Wir halten
Weitere Kostenlose Bücher