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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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grimmig an.
    »Schamane, mir ist egal, ob die Nachtgeister darüber erfreut sind oder nicht oder ob sie vor Wut schreien. Ich möchte, dass diese Armee heute Nacht marschiert!«
    Alem schüttelte wütend den Kopf.
    »Weder reiten noch kämpfen Tugaren des Nachts. Damit zieht man einen Fluch auf sich.«
    »Dann erkläre deinen plappernden Helfern, dass du mit dem Himmel geredet hast und man dir von dort versprochen hat, uns nicht zu verfluchen.«
    Der Priester verschränkte die langen zottigen Arme und saß nur still da.
    »Hör zu, Schamane! Du weißt und ich weiß, dass deine Kräfte nur Schwindel sind. Alte Gebräuche funktionieren so lange, wie sich alle daran halten; wenn der Tugare gegen den Merki kämpft oder gegen den Uzba oder einen der übrigen Stämme unseres Volkes, dann möchte er dies im hellen Licht tun, damit alle sein Waffengeschick bewundern.
    Aber jetzt kämpfen wir gegen Menschen, die sich nichts aus Ruhm machen. Ich werde meine Krieger nicht wieder so verschwenden!« Und er deutete auf die Hunderte von Leichen, die ringsherum lagen, geisterhafte Formen im bleichen Schein der Zwillingsmonde.
    »Die Menschen ziehen sich aufs Neue zurück und bereiten sich vor. Schon in diesem Augenblick, das versichere ich dir …«, er deutete nach Süden, »… sind sie auf dem Rückzug. Morgen früh sitzen sie im nächsten Dorf, und hinter diesem werden wir uns den Weg durch die beiden Pässe freikämpfen müssen. Falls wir zulassen, dass die Menschen sich dort formieren, werden wir es mit Tausenden bezahlen müssen, wenn wir uns den Weg hindurch freikämpfen.«
    »Er hat Recht«, mischte sich Muzta ein und lenkte sein Pferd an Alems Seite. »Ich werde Qubatas Rat befolgen, mit deiner Zustimmung oder ohne. Und ich sollte dich daran erinnern …«, der Qar Qarth rückte näher heran, »… dass ich es lieber habe, wenn meine Krieger ohne eine abergläubische Angst kämpfen, die ohnehin reine Torheit ist.«
    »Muss ich meinen Qar Qarth daran erinnern, dass es unklug wäre, die Geister herauszufordern?«, warf Tula ruhig ein, dessen schattige Gestalt im Mondlicht kaum zu sehen war.
    »Ich weiß, Tula!«, schnauzte Muzta. »Und falls wir verlieren, hast du damit nur eine weitere Ausrede, um mir die Schuld zu geben. Als Hüter der Linken wirst du den Flankenmarsch dieser Nacht anführen, aber bei den Geistern meiner Väter: Du solltest lieber forsch reiten!«, schloss Muzta kalt ab.
    »Als ich letztes Mal hier gekämpft habe«, erzählte Qubata und blickte dabei Tula an, »lief vom ersten Pass, den ich geschildert habe, eine Straße weiter in die Berge hinauf. Sie muss irgendwohin führen.
    Ich werde diesen Angriff persönlich kommandieren, nur um sicherzugehen«, fuhr Qubata fort und musterte Tula verächtlich. »Ich kenne das Gelände dort. Es geht einfach darum, die Stellung der Menschen zu umgehen, und vielleicht können wir sie dann immer noch in offener Feldschlacht vernichten.«
    Tula knurrte finster und stolzierte davon, während Alem die Gruppe betrachtete, die um ihn versammelt war. Diese letzte Beleidigung würde er nicht vergessen, und falls es dem Vieh tatsächlich irgendwie gelang, sie aufzuhalten, wusste er jetzt ganz klar, wem er die Schuld geben würde.
    »Ich werde es meinen Leuten sagen«, stellte er kalt fest.
    »Wir brechen sofort auf!«, brüllte Qubata. »Ehe die Sonne wieder untergeht, möchte ich die Mauern von Suzdal vor mir sehen!«

Kapitel 17
     
    Er war angespannt und nervös, als warnte ihn eine innere Stimme vor einer lauernden Gefahr. Unfähig, auch nur kurz einzunicken, stand Hawthorne auf.
    Verdammt, es fing an zu regnen! Also fluchte er inzwischen auch. Fluchen, töten, seine Frau erkennen, ehe sie rechtmäßig verheiratet waren – was ist nur aus mir geworden?, fragte sich Hawthorne traurig.
    Das Lagerfeuer war stark heruntergebrannt und zischte jetzt, als der kalte Nieselregen hineintropfte und die erschöpfte Armee in einen allmählich aufsteigenden Nebel hüllte. Dumpfes Licht erstrahlte langsam im Osten. Die Morgendämmerung war nicht mehr fern.
    »Also kann mein Captain nicht schlafen?«
    Hawthorne trat ans Feuer und hockte sich dorthin, während Dimitri – der so offenkundig über sein Alter gelogen hatte, um in die Armee aufgenommen zu werden – eine heiße Tasse Tee eingoss und seinem Befehlshaber reichte.
    »Irgendwas fühlt sich nicht richtig an, Dimitri«, sagte Hawthorne leise.
    Dimitri musterte ihn und strich sich dabei den grauen Bart; sein altes, wettergegerbtes

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