Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Gesicht brach in ein Lächeln aus.
»Deshalb mag ich Euch so sehr und höre auf Euch, mein Captain. Ich höre auch die anderen reden. Ihre Yankee-Hauptleute behaupten immer, alles würde gut. Ihr hingegen spielt nicht solche Spiele mit uns, als ob wir Kinder wären.
Und ja«, bestätigte er leise, »irgendwas fühlt sich nicht richtig an. Ich kenne die Tugaren. Sie sind nicht dumm. Fünf Tage lang haben wir uns ihnen nachts entzogen. Heute ist der sechste. Ich fürchte, dass sie uns heute Nacht auf den Fersen folgen.«
»Wecke den Rest der Kompanie. Ich möchte alle Männer auf vorgeschobenem Posten sehen«, sagte Hawthorne leise. »Ich selbst werde den Colonel aufsuchen.«
Er stolperte durchs Unterholz, entdeckte schließlich ein spärlich flackerndes Feuer und trat in dessen Lichtschein. Rossignol, der nur Monate zuvor noch Sergeant gewesen war, saß an einen Baum gelehnt und trank eine Tasse Tee. Hawthorne trat vor ihn und salutierte.
»Sir, es kling vielleicht komisch, aber irgendwas fühlt sich nicht richtig an. Ich habe meine ganze Kompanie für den Rest der Nacht in Bereitschaft versetzt.«
Vince Rossignol nickte müde und rappelte sich auf.
»Von Hans ist auch gerade eine Meldung eingegangen. Er hat das gleiche Gefühl. Wir lassen die Männer noch bis zum Anbruch des Morgens schlafen und ziehen uns dann sofort zum Pass zurück.«
Rossignol blickte zum Himmel empor, der jetzt von dunklen, tief hängenden Wolken bedeckt war.
»Verdammter Regen – falls er stärker wird, sind diese Steinschlossflinten nutzlos. Ich wünschte verdammt noch mal, ich hätte …«
»Tugaren!«
Hawthorne wirbelte herum. Eine Muskete krachte dumpf, gefolgt von einem weiteren Schuss, und dann ertönte ringsherum das nervenaufreibende hohe, heulende Gebrüll der Tugaren, das dem Kriegsruf der Rebellen so ähnelte.
»Jesus Christus!«, rief Rossignol und stolperte dann mit ungläubiger Miene rückwärts. Er griff matt nach dem Pfeil in seiner Brust; dann sackte er zusammen, als hätten sich seine Beine in Wasserbeutel verwandelt, und rührte sich nicht mehr.
»Captain!«
Instinktiv duckte sich Hawthorne. Er hörte Stahl über seinen Kopf hinwegpfeifen und dann einen lauten Schmerzensschrei.
Er blickte auf und sah einen Tugaren über sich aufragen, das Schwert in der Hand; der Tugare tat einen ruckhaften Schritt und krachte zu Boden. Dimitri stand über ihm, das Bajonett noch immer im Rücken des Feindes vergraben.
Eine weitere Gestalt bahnte sich krachend einen Weg aus dem Wald. Dimitri duckte sich, stieß heftig zu und erwischte die Kreatur im Bauch, sodass sie mit ausgebreiteten Gliedmaßen zu Boden ging.
»Captain, tut etwas!«, schrie der Alte.
Verdammt, Rossignol hätte nicht fallen dürfen! Johnson, sein Vize, und May von der A-Kompanie waren beide verletzt hinter die Linien geschickt worden. Hawthorne war der letzte Yankee im Regiment, der das Kommando antreten konnte.
Dimitri wich zurück und sah Hawthorne an.
Wüste Schreie ertönten ringsherum; der Wald explodierte förmlich mit ringenden Gestalten, und die Kriegsrufe der Tugaren vermischten sich mit dem konstanten Strom verängstigter, gar panischer Schreie über diesen Überraschungsangriff.
»Junge, tut etwas, irgendwas«, sagte Dimitri ruhig, packte Hawthorne und blickte ihm offen in die Augen.
Als erwachte er aus einem Traum, nickte Hawthorne. Alles, was er sah, waren Dimitris Augen.
»Hornist!«
»Hier, Sir!« Ein verängstigter Junge lief zu ihm.
»Blase den Ruf zum Sammeln! Blase ihn mit aller Kraft! Dimitri, wenn die Männer eintreffen, bilden wir ein Karree; und sieh zu, dass die Flaggen entrollt werden!«
Andrew trat aus seinem Zelt hervor und blickte in den östlichen Wald, von wo aus zunehmender Schlachtenlärm übers Feld drang.
Von den vorderen Stellungen kamen mehrere Späher herangaloppiert.
»Sie sind auf der anderen Seite aufgetaucht!«, schrie einer. »Tausende kommen dort förmlich aus dem Nichts!«
Verdammt! Ein Adjutant stürmte herbei und schnallte Andrew den Säbel um, während ein weiterer Mercury heranführte und sich dabei zugleich abmühte, das Pferd zu satteln.
Hans galoppierte heran und zügelte sein Pferd.
»Sie sind uns in die Flanke gefallen! Hört sich danach an, als würde Houstons Division allmählich brechen! Und dieser Regen, Andrew – falls er auch nur ein bisschen stärker wird, werden die Musketen Fehlzündungen haben.«
»Also greifen sie schließlich doch einmal vor dem Morgen an«, sagte Andrew und
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