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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sondierte.
    »Falls Kindreds Einheit fallt, sitzen wir in der Falle.«
    »Wir ziehen uns wie der Teufel zurück«, sagte Andrew. »Kindred muss den Pass einfach halten. Ich gebe die hiesige Stellung auf. Falls wir uns durchschlagen können, ziehen wir uns direkt nach Suzdal zurück. Ich dachte zunächst, wir könnten auf dem Pass noch etliche Tage mehr durchhalten, aber dafür ist es jetzt zu spät. Schicken Sie Meldung in die Stadt, dass die Zeit abgelaufen ist und die Mühlen aufgegeben werden müssen. Jetzt aber Tempo!«
    Hans brüllte seinem Stab Befehle zu, und innerhalb von Sekunden stürmten Kuriere in alle Richtungen davon.
    »O’Donald, ziehen Sie die Batterien zurück, immer eine hinter die andere!«
    Das Gesicht von Erschöpfung gezeichnet, salutierte der Artilleriekommandeur, stürmte die Linie entlang und brüllte Befehle. Minuten später war die Hälfte der Geschütze in hohem Tempo auf dem Weg nach hinten. Die Tugaren weiter vorn spürten, dass die Stellung im Begriff stand zu fallen, schwärmten heran und stießen dabei ein Freudengeheul aus.
    Andrew saß reglos im Sattel und bemühte sich, nach außen Ruhe auszustrahlen. Lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass ein Rückzug unter Gefechtsbedingungen immer viel schwieriger war als ein Vormarsch. Jetzt hing alles wirklich von ihm ab. Panik lag in der Luft. Etliche der vorbeiströmenden Regimenter wirkten eher als Mobs und weniger als Kampfeinheiten, und er ließ sie passieren; der Versuch, sie zu sammeln, hätte jetzt nichts genützt. Der Feind setzte ihnen keine zweihundert Meter entfernt auf der rechten Flanke schwer zu, und Andrew sah eine letzte organisierte Formation übers Feld zurückweichen, ein solides Karree von Männern, die sich im Laufschritt bewegten. Immer wieder stoppten sie abrupt, feuerten eine Salve ab, um dann ihren Rückzug fortzusetzen. Als die Reste von Houstons Division vorbei waren, lösten sich die letzten Geschütze O’Donalds von der Front.
    O’Donald ließ die Geschütze für den Rückzug nicht aufprotzen, sondern an Seilen ziehen, während die Kanoniere im Laufen nachluden. Sie stoppten jeweils eine Sekunde lang, feuerten und wichen weitere dreißig oder vierzig Meter zurück, um erneut zu schießen.
    Pfeile prasselten ringsherum hernieder, und nachdem ihre Mannschaften ausgelöscht waren, wurden ein halbes Dutzend Kanonen einfach aufgegeben. Die Tugaren, die sich davor hüteten, direkt gegen die Artillerie anzustürmen, konnten trotzdem auf Distanz gehalten werden.
    Auf dem gemeinsamen Rückweg mit den Geschützen weinte Andrew beinahe vor Erleichterung, als er durch den Rauch der Schlacht sah, dass O’Donald ein volles Bataillon von sechsunddreißig Geschützen in den Schanzen der Reserve aufgestellt hatte.
    Als das zweite Bataillon in deren Schutz eingetroffen war, bildete es eine weitere Verteidigungslinie quer über den südlichen Pass.
    Das bereitstehende Bataillon feuerte Doppelladungen Kartätschen ab und zerschmetterte so einen tugarischen Angriff, der auf weniger als hundert Meter herangerückt war.
    Der nördliche Pass war weniger als achthundert Meter entfernt, als die Truppe erneut zurückwich. Bei Gott! Kindred hielt bislang seine Stellung, sah Andrew, als Rauch etliche hundert Meter hangaufwärts emporstieg.
    Aber jetzt wurde es allmählich Zeit, auch ihn herauszuholen – ansonsten würde sich Kindred seinerseits mit einem Flankenangriff konfrontiert sehen, sobald die zurückweichende Truppe hindurchmarschiert war.
    Grimmig blickte sich Andrew um, und als er in dem Dorf unmittelbar am Nordende des Passes anhielt, wusste er, was zu tun war. Einen Augenblick lang überlegte er, während das 35. an ihm vorbeizog, diese Truppe damit zu beauftragen. Er gab sich Mühe, sich bei dieser Entscheidung nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Mehre Sekunden lang wog er beide Seiten ab und befahl seinem Regiment dann weiterzuziehen. Er brauchte diese Kerneinheit aus Profis später noch; jetzt war nicht die richtige Zeit, sie zu opfern.
    »O’Donald, eine Batterie bleibt hier! Wir brauchen mehr Zeit!«, schrie Andrew und deutete auf die Schanzen, die Kals Arbeiter vorher errichtet hatten.
    O’Donald nickte. Sie mussten Kindred die nötige Zeit erkaufen, damit er sich zurückziehen konnte.
    »Ich sorge dafür!«, schrie der Artillerist.
    »O’Donald, geben Sie jemand anderem den Auftrag -Sie kommen mit mir.«
    »Aber mein lieber Colonel, ich kann doch nicht …«
    »Sie können«, wies ihn Andrew grimmig zurecht.

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