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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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»Ich brauche Sie! Ich würde ja selbst bleiben, aber Gott helfe mir, ich darf auch nicht. Jetzt suchen Sie sich einen anderen! Er muss hier durchhalten, bis wir den Pass überquert haben, und zwar wir alle. Wir geben der Ogunquit ein Signal, Unterstützungsfeuer zu leisten. Sobald der Rest der Armee es geschafft hat, sollen die Männer die Geschütze vernageln und zum Fluss fliehen. Jetzt an die Arbeit!«
    Eine Batterie fuhr gerade ratternd vorbei, und O’Donald lenkte sein Pferd heran und deutete auf die Stellung.
    Es war Dunlevys Einheit, und Andrew bemühte sich, seine Gefühle zu unterdrücken. Besser, wenn hier wenige starben, als dass die dreitausend Mann unter Kindreds Befehl vernichtet wurden.
    Die Artilleristen würden auch Infanterieunterstützung benötigen, wurde ihm klar, und aus dem Rauch der Schlacht kam eine Einheit in Sicht, die nach wie vor ihre Karreeformation aufrechterhielt. Sie würde das übernehmen müssen.
    Andrew galoppierte zu der ramponierten Truppe hinüber.
    »Wer führt hier das Kommando?«, schrie er.
    »Ich schätze, das bin wohl ich, Sir.«
    Andrew spürte, wie sein Herz kalt wurde. Gott, warum muss es so sein?, fragte er und empfand Übelkeit über sich selbst. Er durfte jedoch seine Befehle nicht an persönlichen Gefühlen ausrichten, egal wie stark diese waren.
    »Sie leisten gute Arbeit, mein Junge«, sagte er ruhig. »Ich befördere Sie hier und jetzt zum Colonel.«
    Hawthornes Miene blieb unverändert. In Andrews Augen schien der junge Mann um zwanzigjahre gealtert, seit er ihn zuletzt gesehen hatte, wie er mit kindlicher Freude über den Aufstieg des Ballons lachte.
    »Hawthorne, schließen Sie sich Dunlevy an. Sie stehen unter dem Befehl, diese Stellung zu halten, bis sich der Rest der Armee durch den Pass zurückgezogen hat. Die Tugaren können Sie nur auf diesem schmalen Weg erreichen, der dort vor Ihnen liegt. Die Artillerie müsste sie ausreichend auf Distanz halten, bis sie durch die Wälder ausfächern. Mein Junge, falls Sie vorher zurückweichen, ist Kindred verloren – außerdem rollen sie uns auch noch vollständig auf, ehe wir die Stadt erreichen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, Sir. Mit anderen Worten: bis zum letzten Mann aushalten.«
    Andrew schwieg. Dann fuhr er fort:
    »Die Ogunquit wird Ihre Flanke unterstützen. Das Schiff verfügt über große Feuerkraft. Ich überlasse Ihnen die Entscheidung: Wenn Sie das Gefühl haben, dass man uns nicht weiter verfolgt, ziehen Sie sich zum Fluss zurück. Die Ogunquit nimmt Sie an Bord.
    Ich sehe Sie bei Sonnenuntergang, Hawthorne.«
    Der Junge salutierte.
    Andrew wollte das Pferd schon wenden, stoppte aber zunächst. Er beugte sich herab und hielt Hawthorne die Hand hin, die dieser ergriff.
    »Gott segne Sie, mein Junge. Sorgen Sie sich nicht um Ihre Frau und Ihr Kind. Ich werde mich persönlich um sie kümmern.«
    »Gott sei mit Ihnen«, sagte Hawthorne ruhig, und seine Worte klangen fern und distanziert.
    Andrew ließ die Hand des jungen Mannes los und galoppierte davon; ihm war innerlich kalt zumute, während er blinzelte, um seinen Blick vom Tränenschleier zu befreien.
    Hawthorne wandte sich zu seinen Soldaten um und zwang sich zu einem Lächeln für Dimitri.
    »Kannst du schwimmen, Dimitri?«
    »Ich kann es sehr schnell lernen«, antwortete der Bauer. »Wirklich sehr schnell.«
    »Hoffen wir, dass du auch die Zeit dafür findest.«
    »Bleibt in Bewegung!«, schrie Mina. »Die Werkzeuge, um Himmels willen, nehmt die Werkzeuge mit!«
    Gruppen von Arbeitern rannten in dem Gebäude ein und aus und nahmen alles mit, was sie tragen konnten. Eine Zugpfeife kreischte, und Mina ging zur Tür und blickte hinaus, wo die Bangor gerade vom Anschlussgleis der Pulvermühle fuhr, die geschlossenen Wagen voll mit Fässern, die Fallbödenwagen voll mit roher Holzkohle, Schwefel und Salpeter, die man in der Stadt noch von Hand verarbeiten konnte.
    Mina verließ die Mühle und stieg die Schornsteinleiter hinauf. Oben angekommen, hielt er sich mit einer Hand fest und spähte nach Norden. Der Regen war von einer zunehmenden Brise aus dem Westen vertrieben worden, und vor dem Wind zogen die Rauchwolken dahin, die vom Pass aufstiegen. Von Horizont zu Horizont erblickte Mina Hunderte von Bränden, wo Fletcher seine Männer abzog und sie alles in Brand steckten, was sie nicht transportieren konnten. Die Feuer loderten jetzt schon seit Tagen; Rauch hing über ganz Rus, von den Außengebieten bis an die Grenzmarken von Wasima, über

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