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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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draußen. Pfeile regneten rings um ihn, während er seine Last mit einer Hand hielt und sich mit den Füßen wild strampelnd vom Ufer entfernte.
    Ein Tau fiel ihm vom Schiff aus entgegen, und er packte es und hielt gleichzeitig Dimitri fest, während ein Matrose ihn ans Schiff heranzog.
    Schwärme von Pfeilen rammten sich prasselnd in die Ogunquit, sie ähnelte beinahe schon einem riesigen Stachelschwein.
    Überall um ihn herum im Wasser klammerten sich einhundert Männer verzweifelt an Taue.
    »Bleibt im Wasser!«, schrie jemand von oben. Ein Beben lief durch das Schiff, als sich die einzelne Schraube ins Zeug legte und das Fahrzeug mit dem Heck voraus in die Flussmitte schwenkte. Hawthorne hielt Dimitri fest und klammerte sich selbst ans Tau, und ihm ging auf einmal die Frage durch den Kopf, warum er anscheinend immer in Schwierigkeiten geriet, wenn er sich dem Wasser näherte.
    Das mächtige Schiff schwenkte weiter und wies schließlich mit dem Bug flussabwärts; dadurch schirmte es die Männer ab, die an seiner Steuerbordseite hingen.
    Noch mehr Taue regneten an der Flanke herab, und auch Boote wurden zu Wasser gelassen. Einige Seeleute sprangen sogar über Bord, um noch rechtzeitig Männer zu erreichen, die zu ertrinken drohten. Starke Hände packten Hawthorne und zerrten ihn und Dimitri in ein Rettungsboot. Spuckend und würgend beugte sich Hawthorne über die Reling und schnappte nach Luft, während das Boot wieder hochgezogen wurde. An Deck angekommen, stolperte er, denn seine Beine zitterten und wurden schwach.
    Dimitri blickte matt zu ihm auf.
    »Also habe ich schließlich schwimmen gelernt«, sagte er und rang nach Luft.
    Hawthorne hielt seine Tränen zurück, während er sich umsah. Weniger als hundert Männer hatten überlebt. Achthundert aus zwei Regimentern und einhundert von der Batterie, und diese Männer hier hatten es als Einzige überstanden.
    Ich muss mich beherrschen, dachte er grimmig. Er drehte sich um, ging zum Achterdeck und stieg hinauf.
    Tobias betrachtete ihn mit schmalen Lippen.
    Hawthorne salutierte.
    »Colonel Hawthorne, Befehlshaber des 5. und 11. Suzdalischen, meldet sich zur Stelle«, sagte er matt.
    »Sie hatten dort das Kommando?«, fragte Tobias und deutete flussaufwärts, wo inzwischen Tausende Tugaren an den Fluss geschwärmt waren und nach Süden strömten.
    Die Batterie an Deck jagte eine weitere Salve los, nachdem die Bergung der Überlebenden jetzt abgeschlossen war. Die Kugeln krachten in die feindlichen Ränge, die jedoch ungeachtet aller Verluste ihren Vormarsch fortsetzten.
    »Ja, Sir, das hatte ich«, antwortete Hawthorne ruhig.
    »Wie alt sind Sie, Junge?«, wollte Tobias wissen.
    »Achtzehn, Sir.«
    »Verdammt, das war das törichteste Unternehmen, das ich je gesehen habe«, knurrte Tobias.
    Hawthorne erstarrte.
    »Und das tapferste«, setzte der Captain schließlich widerstrebend hinzu.
    »Danke für Ihre Unterstützung und den Rettungseinsatz«, sagte Hawthorne ruhig. »Ich werde es in meinem Bericht erwähnen.«
    »Den Teufel werden Sie! Eine Meldung von einem Achtzehnjährigen, meine Güte!«
    »Sir, ich bin jetzt Colonel Hawthorne. Ich habe dort hinten für diesen Rang bezahlt, und bei Gott, Sir, ich erwarte, dass man mich mit dem Respekt behandelt, der dem Rang gebührt!«
    Tobias schüttelte weiter den Kopf, während er den jungen Mann mit den weniger als sechzig Kilo musterte, der klatschnass vor ihm stand.
    »Ich denke, Sie könnten einen Drink gebrauchen, mein Junge.«
    »Ich denke, Sir, dass ich das womöglich könnte«, bestätigte Hawthorne und bemühte sich vergebens, die Tränen zurückzuhalten.
    »Da kommen sie!«
    Malady blickte aus dem Führerstand seiner Lok zum Heizer hinauf.
    Ein dunkles Band von Reitern schwenkte am anderen Ufer der Wina ins Blickfeld. Sie trieben die Pferde kräftig an und lenkten sie in sicherem Abstand zu den Brustwehren durch das ausgetrocknete Flussbett, in dem seit Errichtung des Damms nur noch ein Rinnsal tröpfelte.
    »Wo zum Teufel bleibt Mina?«, brüllte Malady.
    »Als ich ihn zuletzt sah, immer noch in der Pulvermühle!«, rief der Heizer.
    »Zur Hölle mit dem Kerl!«
    Malady rammte den Dampfhebel nach unten, und die Räder der Bangor drehten erst durch, ehe sie mit einem Ruck Halt fanden und der Zug, der bislang rückwärts den Schutz der Mauer gesucht hatte, einen Satz nach vorn machte. Er dampfte bergan und gewann dabei an Tempo, während Malady die Dampfzufuhr weit offen hielt.
    Er gab keinen Zoll weit nach und

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