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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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spürte sie, wie sie starr wurde.
    »Geh doch«, flüsterte sie mit erstickender Stimme. »Geh einfach. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dies womöglich der Abschied ist.«
    »Ich sehe dich heute Abend«, sagte er und bemühte sich darum, die eigenen Befürchtungen zu beherrschen.
    Er küsste sie leicht auf die Stirn, wandte sich ab und ging.
    Ich kann ihm nicht nachblicken, dachte sie, denn sie fürchtete, das wäre ein Vorzeichen des Untergangs gewesen. Aber als er die Lazarettbaracke verließ, stiegen ihre Augen und blieben auf seiner Gestalt ruhen, die in die Dunkelheit schritt.
    »Bitte, lieber Gott«, flüsterte sie, »nicht noch einmal, bitte nicht noch einmal!«
    Als er zu den Höhen nördlich der Stadt blickte, sah er ihre Gipfel in den ersten roten Schimmer des Morgens getaucht; das Licht lief an den Bäumen hinab und überzog den Schnee mit der Farbe des Blutes.
    Wortlos nickte Muzta Qar Qarth Tula zu, der sich mit triumphierendem Schrei von seinem Häuptling abwandte und davongaloppierte. Eine einzelne Narga ertönte, gefolgt von einer weiteren und noch einer, bis überall entlang der Linien tausend Hörner mit dem Ruf des Todes donnerten und dröhnten.

Kapitel 19
     
    »So schrecklich wie eine Armee mit Bannern«, sagte Andrew und blickte Emil an.
    Die beiden standen auf dem Turm des Doms und waren gebannt vom Gepränge des Krieges, das sich vor ihnen ausbreitete.
    Von einem Ende der Stadt zum anderen spannte sich das feindliche Heer, fast zweihunderttausend Krieger -die Gefechtsstandarten aufgerichtet, die Waffen gezogen, während das tiefe, rollende Dröhnen der Hörner zu einem Crescendo anstieg, das bis ins Mark taub machte.
    Eine dunkle Wolke schien zum Himmel aufzusteigen, als sich hunderttausend Pfeile mit Brandpfeilen, Katapultspeeren und Felsbrocken vermischten. Im Gegenzug brandete der rollende Donner der Artillerie auf, als mehr als hundert Kanonen ihre tödlichen Ladungen ausspuckten, Sekunden später gefolgt von einer weiteren Pfeilwolke und einer dritten.
    Ein wildes Brüllen ertönte, und als geschlossene Masse stürmte die Horde vor, schwärmte aus den Gräben auf das tödliche Schlachtfeld, das die beiden Parteien trennte.
    Immer weiter stürmte sie heran, ungeachtet aller Verluste, schwenkte Schwerter und Äxte, während hinter den angreifenden Kriegern weitere Pfeilwolken aufstiegen.
    In Sekundenschnelle verkürzte sich der Abstand, als der Ansturm durch die Verhaue brauste, über die Gruben sprang, die Reihen aus zugespitzten Pfählen zur Seite schlug.
    Vom nördlichen Ende der Linie zuckte eine Rauchwolke hervor und lief dann wie eine rasch abbrennende Zündschnur die gesamte Länge der Befestigungen entlang. Hunderte Tugaren fielen, und trotzdem griff die Horde weiter an und stieß dabei ihren entsetzlichen Schlachtruf aus.
    »Besser als die Rebellen-Infanterie«, stellte Andrew gelassen fest.
    »Und erschreckender«, bestätigte Emil. Der alte Arzt sah Andrew an und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Ich suche jetzt lieber meinen Posten auf«, sagte Emil gelassen. »Sieht danach aus, als bekäme ich heute eine Menge zu tun.«
    Die beiden spürten, dass irgendein Abschied bevorstand, und blickten einander nervös an; dann trat Emil wortlos auf die Leiter und stieg hinunter.
    Salve auf Salve peitschte übers Schlachtfeld, und so schnell, wie eine tugarische Linie fiel, sprang eine neue vor, und so kamen sie den Schanzen immer näher. Die in Blockformationen aufgestellten Unterstützungsbogner suchten sich jetzt ihren Weg durch die Verhaue und feuerten auf immer niedrigeren Schussbahnen, bis ihr Pfeilhagel schließlich geradlinig in die Verteidigungslinien prasselte. Andrew sah bereits die Verluste aus den Schützenreihen fallen, und Milizeinheiten halfen dabei, die Verwundeten in den Schutz der überdachten Rückzugswege zur Stadt zu schaffen.
    Das Gelände zwischen den Außenschanzen und der inneren Stadtmauer verwandelte sich rasch in eine Todeszone, denn jeder, der sich außerhalb der überdachten Pfade bewegte, sah sich zu einem Spießrutenlauf durch indirekten Pfeilbeschuss gezwungen, der vom Himmel regnete.
    Brände brachen in der neuen Stadt zwischen den beiden Mauern aus, und die sich bemühten, sie einzudämmen, fielen dem tödlichen Unterstützungsbeschuss zum Opfer.
    Das Getöse der Schlacht schien in Wellen über die Stadt hinwegzubranden; die scheußlichen Schreie der Getroffenen, das unaufhörliche Gebrüll des Feindes und das jetzt ununterbrochene

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