Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Unterstandes abprallte und hinter die Linien flog.
    »Kuriere scheinen viel an der Linie entlangzugaloppieren«, fuhr Hans fort und blickte vorsichtig wieder über den Schutzwall.
    »Ich hatte gehofft, sie würden diese verdammte Belagerung fortsetzen.«
    »Obwohl sie uns dann bis zum Frühling ausgehungert hätten?«
    »Womit das Unausweichliche hinausgeschoben wäre, aber immerhin«, sagte Andrew ruhig. »Gott weiß, wenn sie jetzt angreifen, werden sie teuer dafür bezahlen.«
    »Anscheinend haben sie es sich aber so überlegt.«
    »Wann, denken Sie, schlagen sie zu?«, fragte Andrew.
    »Heute ist es zu spät. Morgen beim ersten Tageslicht.«
    »Falls ich an ihrer Stelle wäre, würde ich auf ganzer Breite angreifen, auf den kompletten zehn Kilometern Länge. Früher oder später müssten wir dann irgendwo nachgeben.«
    Hans nickte nur.
    »Also in Ordnung«, sagte Andrew langsam und mit Bedacht. »Alle Einheiten werden zwei Stunden vor der Morgendämmerung in Bereitschaft versetzt. Wir halten uns an den Plan, wie wir ihn abgesprochen haben.
    Houston bleibt zusammen mit dem 35. und einem Bataillon Artillerie in Reserve. Die übrigen drei Divisionen beziehen Stellung auf den äußeren Wällen, und das Oberkommando bleibt per Telegraf mit jeder Division verbunden. Falls die Tugaren einen Durchbruch erzielen, bemühen wir uns, die Bresche zu stopfen, aber falls das nicht gelingt, ziehen wir alle Kräfte auf die Innenmauer zurück.«
    Andrew sah Kal und Casmar an.
    »Ich möchte, dass ab Einbruch der Dunkelheit alle Nichtkombattanten aus dem Außenzirkel evakuiert werden.«
    »Damit verlieren wir fast die Hälfte aller Behausungen«, sagte Kal leise. »Die Stadt wird überfüllt sein.«
    »Das wussten wir von Anfang an«, stellte Andrew traurig fest. »Die Leute dürfen aber den Soldaten nicht in die Quere kommen, und sie müssen die Ruhe bewahren, egal wie. Eure Heiligkeit, ich hoffe, dass Ihr einige machtvolle Gebete anzubieten habt?«
    Casmar zwang sich zu einem Lächeln.
    »Falls es der Wille Perms ist, falls es Sein Wille ist«, antwortete der Prälat gelassen.
    Hawthorne beugte sich zu Tanja hinüber, wobei er sich bemühte, sie nicht zu wecken, und küsste sie sanft auf die Wange. Sie regte sich ganz leicht und rollte sich wieder zusammen. Er trat an die Wiege, betrachtete liebevoll Andrea, zog ihre Decke glatt und verließ das Zimmer.
    Ist das der Grund, warum ich kämpfe?, fragte sich Hawthorne still. Läuft es letztlich darauf hinaus? Könnte ich jemals danebenstehen und zusehen, wie meine Familie in den Gruben landet, ohne dass ich dagegen kämpfe?
    Er holte sein Schwert aus der Ecke und schnallte es sich um.
    Oder steckt inzwischen mehr dahinter?, fragte eine andere Stimme in ihm. Bin ich letztlich doch zum wilden Tier geworden und habe Blut gekostet? Es fiel ihm allmählich so leicht, wenn ihn der Kitzel packte, der kaltblütige Kitzel, der darin lag, dem Tod gegenüberzustehen und ihn auszuteilen.
    Konnte er jemals den Augenblick vergessen, als er das Karree hatte bilden lassen, als die erschrockenen Männer ihn anblickten und etwas von ihm in sich aufnahmen? Sie hatten es aufgenommen, hatten sich umgedreht und gekämpft. Nie zuvor hatte er sich so lebendig gefühlt wie in jenem Augenblick, als jeder Nerv prickelte, voller Jubel über das Leben und die Macht, die es verleihen konnte.
    Er versuchte, diese andere Stimme zum Schweigen zu bringen, aber sie fügte sich seinen Wünschen nicht, wollte nicht wieder verstummen, denn sogar jetzt regte sich diese Empfindung aufs Neue in ihm.
    Er öffnete die Tür, trat in die Nacht hinaus und erwiderte Dimitris militärischen Gruß.
    »Euer Regiment ist formiert und bereit, Sir«, sagte Dimitri mit breitem Grinsen.
    Er liebt es ebenfalls, dachte sich Hawthorne.
    »In Ordnung, Major; jetzt brauchen wir nur noch zu warten.«
    »Ich wünschte, du würdest in die innere Stadt zurückgehen«, sagte Andrew, und seine Stimme wies einen leicht flehenden Unterton auf.
    Kathleen strich sich das Haar aus den Augen und blickte lächelnd zu ihm auf.
    »Du weißt, dass ich das nicht tun kann«, sagte sie leise. »Mein Platz ist hier im Frontlazarett. Mach dir keine Sorgen – falls etwas passiert, bleibt mir reichlich Zeit, um mich zurückzuziehen.«
    Beide wussten, dass es gelogen war, aber beide konnten es nicht zugeben.
    Verlegen betrachteten sie einander, und jeder fürchtete sich davor, seine Ängste einzugestehen.
    Er streckte die Hand nach ihr aus, und als er sie anfasste,

Weitere Kostenlose Bücher