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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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trieben die letzten Angreifer in den Graben zurück.
    Völlig verschwitzt, das Gesicht schwarz von Pulverdampf, kroch O’Donald aus dem gepanzerten Wagen hervor und ging nach vorn zu Malady, der ihn mit breitem Grinsen ansah.
    »Nicht die beste Fahrt, die ich je erlebt habe, aber verdammt dicht dran!«, schrie Malady, die Stimme schrill, wie es typisch war für einen durch Kanonendonner fast taub Gewordenen.
    »Warten Sie hier!«, rief O’Donald, sprang aus dem Zug und lief zum geschützten Eingang des Torhauses. Eine Minute später kam er wieder zum Vorschein und deutete nach Süden.
    »Eine weitere Bresche unten an der Fort-Lincoln-Straße! Fahren wir!«
    Als der Zug losfuhr, blickte der Artillerist zu dem Blutbad zurück, das sie hier angerichtet hatten. Auf fast hundert Metern Breite fand man kaum eine Stelle, wo der Boden zu sehen war. Die Häuser zwischen Schienenstrecke und Mauer standen allesamt in Flammen und warfen ihr grelles Licht auf die Leichenberge.
    So dick lagen die Toten und Verwundeten, dass O’Donald nicht einmal den einen Bauern bemerkte, der mit ausgebreiteten Gliedern auf dem Boden lag, eine Standarte mit dem Bild einer Maus neben sich.
    »Setzt ihnen weiter zu!«, schrie Tula, dem fast die Stimme brach. »Wir dürfen jetzt nicht aufhören – wir dürfen nicht nachlassen, verstanden?«
    Seine Stabshäuptlinge sahen ihn an, manche mit Angst in den Augen.
    Tula wandte sich zu Muzta um, der ausdruckslos auf seinem Pferd saß.
    »Die Frage lautet, wer zuerst zusammenbricht, mein Qarth. Sie können diese Schläge nicht mehr lange verkraften!«
    Muzta hatte nicht mal einen Blick für seinen Kriegshäuptling übrig. Die Sonne hatte inzwischen den Westhimmel erreicht, und doch hielten die äußeren Befestigungen des Viehs immer noch. Ein halbes Dutzend Mal hatten sich die Tugaren einen Weg hindurch gebahnt, nur um durch konzentrierte Feuerstöße des Drachens oder die Donnerwaffen und Schützen auf den Wällen wieder hinausgetrieben zu werden. Das muss ein Ende haben, es muss einfach ein Ende haben!, dachte Muzta grimmig.
    »Bereite die Olkta vor«, befahl er und sah dabei Tula an. »Und schicke sie dort hinein.« Dabei deutete er auf die von Rauch umhüllte Nordostbastion. »Fahre so viele Katapulte wie möglich in diese Position vor. Wir greifen dann am späten Nachmittag an, ehe die Sonne untergeht.«
    Tula nickte beifällig und erteilte die entsprechenden Befehle, und die Kuriere galoppierten davon.
    Jetzt werden sie unsere Überraschung zu sehen bekommen!, dachte Muzta grimmig. Obwohl er es verabscheute, sein Volk mit den Instrumenten des Viehs zu verunreinigen, die jedes Heldentum zerstörten, so blieb ihm doch nichts anderes übrig.
    »Bringt ihn her!«, rief Kathleen, entsetzt von dem Anblick, der sich ihr bot.
    Eine Helferin schüttete einen Eimer Wasser über den grob geschnitzten Tisch, und der Verletzte wurde daraufgelegt.
    Matt öffnete Kal die Augen und sah sie an.
    »Diese Maus hat vergessen, sich zu ducken. Ich muss mal mit O’Donald über seine Zielgenauigkeit reden«, sagte der Bauer und bemühte sich vergeblich zu lächeln.
    »Oh Kal, Kal«, flüsterte Kathleen und bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten.
    Sie hatte monatelang unter Emils Anleitung für diesen Tag gelernt. Warum zum Teufel war er nicht hier? Pfeilwunden, Schnitte und Stiche konnte sie flicken, aber das hier? Sie hatte Emil nach den ersten Schlachten geholfen, aber jetzt musste sie es zum ersten Mal selbst tun.
    Ein junges suzdalisches Mädchen trat an Kals Seite und schnitt sachte sein Hemd auf. Er bemühte sich, nicht zu schreien, als man ihm den blutdurchtränkten Stoff von den Wunden schälte. Rasch wischte das Mädchen ihm das Blut vom verstümmelten Arm.
    Kathleen wandte sich ab, tauchte die Hände in eine frische Schale Limonentinktur und schrubbte sie hastig sauber.
    Das war jetzt der fünfzigste, oder doch schon der hundertste Verwundete an diesem Tag?
    Ein Donnerschlag krachte durch den Raum, und die Verletzten bewegten sich nervös und sahen sich furchtsam um. Durch die Tür sah Kathleen ein brennendes Gebäude einstürzen.
    Denk jetzt nicht darüber nach!, versuchte sie sich fortwährend zuzureden. Fürchte dich nicht!
    Sie winkte nach dem Kochkessel. Die Helferin zog eine heiße Zange aus dem Feuer, fischte damit die Instrumente aus dem Kessel und breitete sie auf einem frisch gekochten Lappen aus.
    Kathleen raffte ihren Mut zusammen und trat an Kals Seite.
    »Es wird wehtun«, flüsterte sie

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