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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Blut strömte ihm übers Gesicht. Entsetzt verfolgte Tamuka, wie Kans Pferd voller Panik direkt in den vordringenden Mob rannte. Mit der Wildheit von Wölfen sprang das Vieh auf Vukas jüngsten Bruder, riss ihm die Haare aus dem Leib, stach mit spitzen Stöcken auf ihn ein, deckte ihn mit einem Hagel aus Steinen ein.
    Kan schrie vor Entsetzen und Schmerzen. Der Mob zerrte ihn aus dem Sattel. Verzweifelt kämpfte er mit dem Schwert, den Rücken zum Pferd.
    »Kan!«, schrie Vuka voller Schmerz um den Bruder. Tamuka drängte sich vor Vuka, packte dessen Zügel, riss das Pferd herum.
    »Fliehe, mein Fürst!«
    »Vuka! Tamuka!«
    Tamuka blickte zurück. Ein Stück Vieh war auf Kans Pferd gesprungen. Der Mann hielt einen schweren Stein und schlug damit zu, während er in irrer Wut brüllte; er spaltete seinem Feind den Schädel und besprühte die Umstehenden mit Blut.
    Kan verschwand; das Vieh drängte sich um ihn, und die Arme der Leute stiegen und fielen rhythmisch; die Holzpfahle und Steine leuchteten rot von schäumendem Blut.
    »Jetzt, mein Fürst!«, brüllte Tamuka und spornte das eigene Pferd grausam zum Galopp; Vukas Tier folgte ihm. Ob Cartha oder Roum, es scherte ihn jetzt nicht mehr, wen er auf der Flucht nach Süden niederritt, verzweifelt bedacht, dem vordringenden Mob zu entrinnen, während die Erinnerung an Kans Tod in seine Seele eingebrannt blieb.
    »Schneller, verdammt, schneller!«, tobte Andrew. Die Stadt war jetzt in Sichtweite. Ihr Zentrum stand in Flammen. Rauch und Dampf stiegen zu den tief hängenden Wolken auf. Vor ihm, in anderthalb Kilometern oder mehr Entfernung, wich die Plänklerlinie der Carthas zurück.
    Er drehte sich um und blickte über die Steppe. Seine Armee war kilometerweit entlang der Appia verstreut. Bestenfalls konnte er vier- oder fünftausend Mann in die Vorhut werfen. Etwas sagte ihm jedoch, dass er jetzt sofort angreifen musste.
    Er zog den Feldstecher und blickte zur Küstenebene hinab. Die schwarzen Ruinen der Stadt Ostia waren durch den Nebel kaum auszumachen.
    Weiße Punkte bewegten sich auf den angeschwollenen Fluten des Tibers, und er brauchte einen Augenblick, um darin die Flotte zu erkennen, die schon in See stach. Am Horizont erkannte er gerade eben noch eine dunkle gedrungene Form, umgeben von einem Dutzend käferähnlicher Umrisse.
    »Also hat er es wirklich getan«, flüsterte Andrew.
    Als er den Blick auf die Straße zwischen Ostia und Roum wandte, sah er eine lange Kolonne wie von Ameisen nach Süden marschieren.
    »Verdammt, sie entkommen!«, flüsterte er.
    Licht flackerte in der Stadt auf. Er schwang herum und sah eine flammenlodernde Rauchsäule aus den brennenden Ruinen des Palastes aufsteigen.
    Lange Sekunden verstrichen, und dann rollte ein schwankender Donner wie von einem fernen Gewitter über die Steppe.
    Hin- und hergerissen blickte er zum Hafen zurück. Er konnte immer noch einem Teil von ihnen den Fluchtweg abschneiden. Dann wandte er sich jedoch wieder dem Palast zu.
    »Nur noch ein kleines Stück, Männer, nur ein kleines Stück!«, schrie Andrew und deutete mit dem Säbel auf die Stadt. »Jetzt aber Tempo!«
    Er trieb die Männer an, die jetzt den breiten, freien Hang hinabschritten.
    »Laufschritt, Laufschritt!«, schrie er.
    Mit jedem Schritt schien die Truppe dahinzuschmelzen; Männer stolperten, fielen ins hohe nasse Gras. Manche rappelten sich wieder auf und taumelten weiter; andere blickten nur gepeinigt auf, so kurz vor dem Ziel und doch unfähig weiterzugehen.
    Falls sie mich jetzt stellen, wird es höllisch kosten, dachte er.
    Aber eine düstere Verzweiflung bemächtigte sich seiner. Jede Minute konnte den entscheidenden Unterschied bedeuten.
    Musketen knatterten. Mercury stockte zitternd.
    Kurz erfüllte ihn Sorge um den alten Kameraden, und er zügelte das Tier und sprang zu Boden.
    »Jemand soll ihm den Sattel abnehmen!«, rief er, schloss sich seinen Männern an und drängte weiter. Die Regimenter hatten sich vermischt. Identifiziert wurde jeder Soldat nur noch von schierer Körperkraft, der Fähigkeit, das Ziel dieses Gewaltmarsches in weniger als sechsunddreißig Stunden zu erreichen.
    Alle Ausrüstung war dahin, außer Musketen, Munition und Feldflaschen. Alles andere hatten die Männer schon vor Kilometern in der langen, regennassen Nacht fallen gelassen.
    An den Außenschanzen der Carthas eingetroffen, kletterte Andrew hinauf, um eine bessere Sicht zu erhalten. Der Palast war eine zerstörte Schale, aus der Flammen

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