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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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eigenen Blutes darfst du ihn nicht herausfordern, solange die Schuld nicht beglichen wurde.«
    Vuka wandte sich ihm zu.
    »Und auch mich nicht«, fuhr Hulagar gelassen fort. »Ich bin Schildträger deines Vaters. Einem Sohn ist es verboten, seinen Vater, seine Brüder und den Schildträger des Vaters zum Kampf zu fordern.«
    In ohnmächtiger Wut stand Vuka reglos da.
    »Mache dir nicht selbst Schande vor uns und vor dem Vieh.« Hulagars Stimme klang beinahe flehend.
    Mit dunkelrotem Gesicht wandte sich Vuka ab und stolzierte zum Heck.
    Cromwell hatte dem Wortwechsel zugehört, und wiewohl er kein Wort verstand, war trotzdem für ihn erkennbar, dass zwischen dem Sohn des Qar Qarth und Hulagar etwas ernsthaft im Argen lag. Und er wusste ebenso gut, dass dieser Zorn sich letztlich gegen ihn richten würde, ehe alles gesagt und getan war.
    »Weiter ist nichts zu sagen«, verkündete Hulagar. »Wir hatten keine allzu großen Verluste. Wir haben die Yankeearmee nach Osten gelockt und können uns jetzt nach Westen wenden, um die eigentliche Beute zu holen.«
    Ohne auf Antwort zu warten, ging er weg und gesellte sich an der Achterreling zu Vuka.
    »Keine allzu großen Verluste!«, raunzte Hamilcar. »Zweitausend Tote und Verwundete, die Hälfte durch den Mob, den dieser verdammte Merki provoziert hat.«
    »Und zwei schwere Geschütze verloren«, bekräftigte Cromwell. »Wie auch zwanzig Schiffe an den Kals von Roum. Das gefallt mir nicht – damit haben wir ihnen etwas in die Hand gegeben. Dabei hätten wir die Stadt entweder einnehmen und halten sollen, wie es meine Hoffnung war, oder sie bis auf den Grund niederbrennen sollen, damit dem Gegner nichts blieb. Keins von beiden haben wir erreicht.«
    »Sie sind jetzt abgeschnitten. Wenigstens wissen wir, dass Hinsen dafür gesorgt hat.«
    »Aber unbedingt«, sagte Cromwell. Hinsen hatte etwas an sich, wobei er sich nie ganz wohl gefühlt hatte. Gut, dass der Typ aus dem Weg war.
    Er trat an die Steuerbordreling und blickte zur Küste hinüber. Die Letzten seiner Schiffe legten gerade ab.
    Schachmatt, dachte er lächelnd.
    Der Brief war eine gute Abschiedsgeste, etwas, was Andrew unter die Haut ging und zu unbedachtem Handeln provozierte. Den anderen Teil bedauerte er beinahe. Dieser Vincent hatte etwas an sich, was ihn nach wie vor heimsuchte. Zumindest würde der Junge nie lachen. Selbst als Cromwell gewusst hatte, dass der Junge etwas begriff, hatte dieser nicht gelacht. Der Gedanke bekümmerte ihn aber nur einen Augenblick lang. Etwas rührte sich in ihm, eine aufsteigende Erinnerung. Was genau war das? Vincent war weggegangen, mehr fiel ihm jetzt nicht mehr ein. Da war noch etwas gewesen, aber er konnte sich an nichts weiter erinnern als später aufzuwachen, den sauren Geschmack von Erbrochenem im Mund.
    Er verbannte den Gedanken.
    In weniger als einer Woche war er in Suzdal. Auch dort wurden die entsprechenden Vorbereitungen getroffen, und zum ersten Mal seit Tagen lief ein freudiges Lächeln über seine Züge. Die Enttäuschung von vorhin wurde ebenso weggespült wie die dunkle Vorahnung.

Kapitel 10
     
     
    »Wir stecken jedenfalls fürchterlich im Schlamassel«, sagte Andrew.
    Die Stimmung im Raum war gedrückt, und in allen Gesichtern konnte man die Erschöpfung erkennen.
    »Doc, warum fangen wir nicht bei Ihnen an. Ich möchte hören, in welcher Verfassung unsere Männer sind.«
    Emil schüttelte den Kopf.
    »Das Fünfte und die beiden Batterien sind nur noch Skelette. Das Regiment hat fünfundachtzig Prozent Verluste, und die Batterien haben fast genauso schlimme Zahlen zu vermelden. Sie sind aus dem Krieg ausgeschieden.«
    Emil brach ab und sah Vincent an. Dessen Gesicht war angeschwollen und pockennarbig. Was Emil jedoch Kummer bereitete, war der Blick. Darin lag inzwischen eine beunruhigende Kälte. Andrew hatte Emil vom Zwischenfall mit dem Merki erzählt. Etwas war in dem Jungen schrecklich aus dem Gleichgewicht, aber derzeit bot sich einfach keine Gelegenheit, mit ihm zu reden.
    »Was die übrige Armee angeht: so einen Marsch habe ich noch nie erlebt«, fuhr Emil fort. »Er war schlimmer als auf dem Gettysburg-Feldzug und kann sich gewiss mit allem vergleichen, was der alte Jack je gemacht hat. Soweit ich feststellen konnte, sind fast hundert Mann tot, fast alle aufgrund der Hitze. Einige sind im Rahmen der üblichen Unfälle aus dem Zug gestürzt, haben versehentlich ihre Waffe abgefeuert oder kamen gestern Abend bei einer Kneipenschlägerei ums

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