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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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der Faust auf den Tisch.
    »Wir können davon ausgehen«, fuhr Mina fort, »dass sie inzwischen vielleicht bis an die hundert Kilometer Gleise zerstört haben und somit die Strecke gute vierhundert Kilometer östlich unserer Grenze endet. Das ist die Mindestdistanz, die wir zu Fuß zurücklegen müssen, um nach Hause zu gelangen.«
    »Bei einem üblichen Marschtempo von knapp fünfundzwanzig Kilometern am Tag könnten wir das in weniger als zwanzig Tagen schaffen«, meinte Emil hoffnungsvoll.
    »Gehen wir mal davon aus, wir probierten das«, sagte John, der sich für das Thema erwärmte. »Die Armee benötigt pro Tag an die dreißig Tonnen Vorräte. Wir können aber die Jungs nicht in Packpferde verwandeln, die mit Proviant für acht Tage beladen sind. Soldaten benehmen sich stets wie Soldaten – sie essen alles auf oder werfen es weg, besonders wenn es heiß wird. Und wir können unterwegs verdammt wenig Essbares auftreiben. Für Infanteristen ist diese Steppe praktisch eine Wüste.
    Für einen Tagesmarsch über das Gleisende hinaus brauchen wir dreißig Ochsenwagen allein für Lebensmittel. Ich habe es bereits überprüft – die Roum haben nicht viele von den schwereren Doppelgespannwagen, und Pferde sind verdammt selten und kostbar. Mit Ochsen ist unser Marschtempo auf fünfzehn bis zwanzig Kilometer am Tag begrenzt, denn die Tiere schaffen nicht viel mehr. Nun -mal angenommen, wir nehmen das Fleisch als Lebendware mit, dann brauchen wir für zwei Tage Marsch sechzig Wagen.«
    »Das verstehe ich nicht«, warf Vincent ein.
    »Ganz einfach: die Wagen für den ersten Tag müssen umkehren und brauchen dann natürlich einen Tag für den Rückweg. Aber sehen Sie, es wird immer schlimmer, je weiter wir marschieren. Sobald wir vier Tage über das Gleisende hinaus sind, haben wir schon Wagen für vier Tage auf dem Rückweg und Wagen für vier Tage unterwegs zu uns – und dabei sind erst siebzig oder achtzig Kilometer geschafft. Wir sprechen an dieser Stelle schon von zweihundert Wagen. Unterhalten wir uns mal über eine Nachschublinie von vierhundert Kilometern Länge, dann erkennen Sie allmählich den Albtraum.«
    Die Versammlung blieb still, benommen von diesem logistischen Albtraum. John lächelte wie ein Schulmeister, der seinen Schülern gerade eine nicht zu lösende Aufgabe gestellt hatte.
    »Jetzt sehen Sie, warum ich lieber ein Frontkommando gehabt hätte als das Amt des Quartiermeisters und Industriekoordinators«, sagte er leise.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass die Carthas in diesem Gebiet umherstreifen. Falls sie auch nur einen Wagenzug aus dem Verkehr ziehen, wird die Armee sehr schnell hungern. Sollte die Nachschublinie komplett unterbrochen werden, beginnt die Armee nach drei Tagen zu verhungern. Die ganze Nachschublinie muss also abgesichert werden. Wissen Sie noch, wie Mosby mit nur ein paar hundert Mann 1864 unserem Nachschub übel zugesetzt hat? Hier wäre es genauso. Wir haben nur sehr wenige Pferde. So weit wir wissen, haben die verdammten Merki Cromwell mit Pferden versorgt. Womöglich treiben sich sogar Stoßtrupps der Merki oder Tugaren da draußen herum.
    Deshalb schlage ich vor, dass wir ein Regiment und zwei Kanonen dafür abstellen, jeden einzelnen Tagesnachschub abzusichern, und mindestens ein- oder zweihundert Mann, um die Wagen auf dem Rückweg zu begleiten.«
    »Das sind aber verdammt viele Männer!«, raunzte Andrew. »Sie sprechen hier von zwanzig Regimentern oder noch mehr! Gottverdammt, das ist die Hälfte unserer effektiven Truppenstärke, nur um den verdammten Nachschub zu schützen!«
    »Ich schlage noch mehr vor«, setzte ihm John weiter zu. »Wir müssen auch die Bahnlinie bis zurück nach Roum schützen. Man braucht nichts weiter als ein halbes Dutzend Reiter, die durch die Linien brechen und vier oder fünf Schienenstücke herausreißen oder, schlimmer noch, so beschädigen, dass der nächste Zug entgleist. Dann geht einfach alles zum Teufel.
    Und ich muss noch einen abschließenden Punkt vorbringen, den ich bislang nicht mal angedeutet habe. Da draußen wartet ein Streckenstück von gut achtzig Kilometern ohne nennenswerte Wasserläufe. Wenn man davon ausgeht, dass ein Mann zwei Liter am Tag braucht …«
    »Das ist in dieser Hitze aber schon sehr knapp«, warf Emil ein.
    »Selbst bei diesem Minimum …« John legte eine Pause ein und sah seine Notizen durch. »… kann der einzelne Soldat gerade für zwei Tage Wasser mitführen. Für den Bedarf darüber hinaus brauchen wir

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