Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
ganze verdammte Entfernung findet man nicht mehr Nahrung, als für ein paar Tage reicht.«
»Besteht irgendeine Hoffnung, dass General Hans Schuder sich entlang der Bahnlinie vorkämpft? Falls er das täte, wäre die Lücke, die wir überbrücken müssten, vielleicht nur hundert Kilometer breit«, sagte Emil.
»Ich kann meine Armee nicht auf eine bloße Hoffnung hin in eine so prekäre Lage bringen«, entgegnete Andrew. »Hans hat nur eine einzige voll ausgebildete Division zur Verfügung. Und außerdem haben wir für unseren Einsatz den kompletten Bahnbetriebshof ausgeplündert.
So ist also die Lage, meine Herren«, stellte er müde fest. »Die erste Alternative kommt nicht in Frage. Cromwell muss sich das alles hübsch ausgerechnet haben. Jetzt müssen wir uns eine bessere Möglichkeit ausdenken.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Gespräch. Andrew lächelte, als Chuck Ferguson in Gesellschaft Lieutenant Bullfinchs eintrat und dabei eine recht steife Haltung an den Tag legte.
»Einen schönen Ausflug gehabt?«, erkundigte sich Andrew und schmunzelte über Fergusons Unbehagen.
»Sir, ich hatte mein Leben lang noch auf keinem Pferd gesessen, und dann trifft Ihr Befehl ein, innerhalb eines Tages von Hispania aus hierherzukommen. Ich werde mich, solange ich lebe, nie wieder einem dieser Ungeheuer nähern!«
Er ging zu einem leeren Stuhl, senkte sich behutsam darauf und schnitt eine Grimasse, als sein Hinterteil schließlich auf dem harten Holz landete.
»Jemand was zu trinken?«, stöhnte er.
Emil sah Andrew an, der nickte, worauf der Doktor in die Jackentasche griff, eine Feldflasche hervorzog und sie über den Tisch schob. Chuck goss sich einen Schluck hinter die Binde, nahm aber, als er Andrew den Kopf schütteln sah, davon Abstand, sich noch einen zweiten zu genehmigen.
»Jetzt geht es mir ein bisschen besser. Danke, Sir.«
»Den Rest schütte ich Ihnen auf den Hintern, sobald wir hier fertig sind«, sagte Emil und nahm die Flasche zurück, begleitet von einer Runde schroffen Gelächters, in dem sich die Spannung löste, die auf Minas deprimierenden Bericht gefolgt war.
»Andere Vorschläge, meine Herren?«, fragte Andrew.
»Wie wäre es, wenn wir nach Norden schwenken und am Waldrand entlang marschieren?«, fragte Emil. »Das verlängert den Weg nur um etwa hundert Kilometer. Der Wald wird den Männern zuträglicher sein als die offene Steppe, und wir helfen uns womöglich aus dem Problem der Wasserversorgung, wenn wir Spähtrupps aussenden, die nach Flüssen suchen.«
»Der Wald kann sich als mörderisch erweisen, wenn der Gegner dort Guerilleros einsetzt«, warf Andrew ein. »Zumindest sehen wir sie draußen auf der Steppe kommen. Und außerdem brauchen wir irgendeine Art von Brücke, um den Kennebec und den Penobscot zu überqueren.
Ich fürchtete schon, dass Mina meine erste Idee verwerfen würde«, fuhr er fort. »John, was wäre nötig, um einige Gleise zur Lücke zu bringen, die Strecke bis zum Kennebec wieder in Stand zu setzen und den Fluss zu überbrücken?«
»Wir lagern fünfundsechzig Kilometer Gleise in Hispania«, antwortete John. »Wir könnten mehrere Kilometer pro Tag verlegen, falls wir jede ordentliche Spurweitenvermessung und Schwellenverankerung über Bord würfen. Die Brücke allerdings – da liegt das Problem. Wir müssten aufs Neue mehrere Hunderttausend Fuß Planken schneiden. Womöglich sprechen wir hier von Monaten, und das nur für den Kennebec. Wir müssen davon ausgehen, dass auch die Brücke über den Penobscot zerstört wurde. Zu Hause auf der Erde hatte General Haupt sein Brückenholz schon in zurechtgeschnittenen Stücken bereitliegen, und die entsprechende Vorbereitungszeit bot sich hier nicht.
Die Alternative wäre, keinen Gedanken auf die Brücke zu verschwenden und zwei Lokomotiven und die entsprechenden Wagen für die Versorgungszüge mit Muskelkraft über den Fluss zu schaffen. Die Armee kann ja weiter zu Fuß gehen.«
»Das klingt verrückt«, warf Emil ein.
»Im Grunde ist es nicht sonderlich schwierig«, entgegnete Mina. »Trotzdem würden wir dadurch für Wochen aufgehalten, und der Gegner würde die ganze Zeit über mehr Lücken in die Strecke reißen, als wir stopfen könnten. Vergessen Sie nicht, dass wir nach wie vor das Problem haben, wie wir die Strecke auf ganzer Länge sichern sollen. Was die Brücke angeht, so wird es etliche Monate dauern, bis wir wieder einen Zug über sie fahren sehen. Der schlimmste Aspekt dabei ist, dass derzeit
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