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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sitze neben einem Verrückten, dachte Chuck traurig.
    Auf der Kuppe des niedrigen Grashügels zügelte Gregori Mercury. Er stieg vom Pferd und bückte sich steif, und der Körper tat ihm überall weh.
    Er schirmte die Augen ab und blickte nach Norden. Am Horizont machte er gerade eben noch die hohen Hügel des Waldlandes aus, und er sehnte sich dorthin zurück in die Kühle unter den Bäumen, um den kräftigen Geruch der Kiefern einzuatmen. Er löste den schweren Wasserschlauch vom Sattel und trat vor das Pferd, damit Mercury trinken konnte.
    Wie weit noch?, fragte er sich. Er war ein kleines Stück weit in den Wald eingedrungen, wo der Baumbestand noch aufgelockert war, und seinem Weg dort drei Tage lang gefolgt. Einmal hatte er sie gesehen: ein halbes Dutzend Reiter und auf ihren schweren Rössern, die einige Kilometer hinter ihm die Steppe überquerten.
    Drei Tage lang hatten alle paar Kilometer am Horizont die Feuer gebrannt. Es waren diese Mistkerle, die die Schienen verbrannten, dachte er kalt. Gestern hatte er dann den Oberlauf des Penobscot durchquert und Pferdespuren im Schlamm auf der anderen Seite entdeckt. Ob sie nach mir suchen?, fragte er sich. Seit heute Morgen sah er jedoch keine Brände mehr; er musste aus ihrem Einzugsbereich heraus sein. Jetzt brauchte er nur noch weiter nach Südwesten zu reiten, bis er die Bahnstrecke erreichte, und ihr dann flink bis zum nächsten Tankstopp zu folgen. Sicherlich wurde dieser bewacht und fand man dort einen Telegrafen, um die Nachricht zu übermitteln.
    »Brechen wir wieder auf, mein Junge«, sagte er, senkte den Wasserschlauch und zurrte die Öffnung zu. Mercury wieherte protestierend und stupste mit der Nase nach mehr. Gregori lachte leise, kramte in der Satteltasche nach einem Apfel und reichte ihn dem Pferd als Ersatz, und Mercury biss gierig zu.
    Dass der Colonel ihm sein Pferd anvertraut hatte – das war eine Ehre, die fast der anderen gleichkam: die Nachricht nach Hause zu bringen. Gewiss konnte er mit einer Beförderung rechnen, sobald der Krieg erst mal überstanden war.
    Er hängte den Wasserschlauch wieder an den Sattel und stieg auf, und er stöhnte, als sein Hinterteil mit dem harten Leder in Kontakt kam.
    »Dann los!«
    Er spornte das Pferd an und folgte seinem Weg über die flache Ebene, und er registrierte kaum den sachten Anstieg des Bodens. Mit gesenktem Kopf ritt er müde weiter, bemühte sich wach zu bleiben und bemerkte nicht mal, dass er erneut einen Kamm erreichte und der Boden in die nächste grasbewachsene Senke abfiel.
    Er spürte keinen Schmerz, nur eine Taubheit, die ihm in die Flanke rammte.
    Mercury brach mit angelegten Ohren seitlich aus und verfiel in Galopp.
    Gregori versuchte Luft zu holen, aber irgendwie gelang es einfach nicht.
    Ein Krachen ertönte, eine Rauchwolke stieg über dem Gras auf.
    Ich wurde angeschossen!, registrierte er in kalter Panik. Bei Kesus, ich wurde angeschossen!
    Und dann kam der Schmerz und blendete ihn, und mit jedem Schritt von Mercurys Galopp fuhr ihm ein Stich durchs Herz.
    Er blickte nach links und sah die beiden Reiter aus dem hohen Gras zum Vorschein kommen; sie trieben die Pferde aus dem Kanter zum vollen Galopp.
    Sie haben mich angeschossen.
    Er griff an die Seite, und als er die Hand wieder wegnahm, war sie voller Blut.
    Die beiden Reiter zogen die Schwerter, und ihr spöttisches Lachen trieb mit dem Wind heran.
    Die Nachricht! Der Colonel hat mir doch erklärt, wie wichtig diese Nachricht ist.
    Er gab Mercury hart die Fersen, und das Pferd sprang förmlich los. Gregori biss sich auf die Lippen, um nicht zu schreien, aber der Schrei entfloh ihm trotzdem und verlor sich über der gewaltigen leeren Steppe.
    Der große Platz der Stadt war leer, als wäre die Stadt Suzdal tot. Nach den erbitterten Kämpfen der letzten fünf Tage war diese Stille umso verstörender.
    Aber es war keine Geisterstadt, in der er jetzt lebte. Suzdal wand sich in den Zuckungen eines Bürgerkrieges, als säße eine Familie im eigenen Haus gefangen und zankte sich über dessen Besitz, wobei beide Seiten damit drohten, das Haus rings um die andere Partei niederzubrennen.
    Ein Wimpel stieg vor dem Dom auf, und im gleichen Augenblick öffnete sich eine nach Norden führende Seitentür darin. Kal wusste, dass eine Tür in der Südflanke der Kirche gerade ebenfalls geöffnet worden war.
    Aus den Häusern zu beiden Seiten stürmte jeweils eine Schützenreihe hervor und bildete einen Kordon. Vier Männer traten an Kals Seite und

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