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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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schlingern wie Badewannen. Auch hier zahlen wir Tribut an die fehlende Zeit und mangelnde Sachkenntnis im Hinblick auf Schiffe; das ist Bullfinchs Ressort, aber ich wünschte mir doch, ich hätte mehr darüber gelernt. Erinnern Sie sich? Ich war vor allem an Eisenbahnen interessiert.«
    »Sie klingen nicht besonders optimistisch«, sagte Vincent leise.
    »Geben Sie einem guten Ingenieur ein Problem, das richtige Werkzeug und ein bisschen Zeit, und er kommt damit klar.
    Was alles andere angeht: ich bin nur der Ingenieur, Vincent. Der Colonel hat mir eine Aufgabe übertragen, und ich werde sie verdammt noch mal für ihn lösen. Die Strategie, die zum Sieg führt, überlasse ich ihm und die Anwendung im Kampf Ihnen.«
    »Irgendwie wünschte ich mir, wir könnten tauschen«, sagte Vincent in abwesendem Ton.
    Chuck blickte ihn an und lachte.
    »Sie machen wohl Scherze! Ich habe noch sechzehn Tage Zeit, um die Kanonenboote fertig zu stellen. Und selbst bei zwei Maschinen in jedem Boot bin ich mir nicht sicher, ob das Kraftverhältnis stimmt. Falls diese verdammten Kähne dann auslaufen und auseinander brechen oder, noch schlimmer, einfach sang- und klanglos untergehen, wird sich der ganze Planet unter dem Stichwort Fergusons Fiasko an mich erinnern.«
    »Wie lange waren Sie beim Fünfunddreißigsten?«, fragte Vincent leise.
    »Sie meinen, zu Hause? Ich bin 1862 dazugestoßen. Himmel, haben meine Eltern vielleicht ein Theater gemacht!«
    »Sie waren Technikstudent. Warum sind Sie nicht zu den Pionieren gegangen? Dort hätte man Sie zum Offizier gemacht.«
    Ferguson schüttelte reuig den Kopf.
    »Mein bester Freund, Frank Smith, war ganz wild darauf, zum Fünfunddreißigsten zu gehen, und er hat mich ständig gelöchert, ich würde nie eine Schlacht erleben, falls ich zu den Pionieren ginge.«
    »Sie wollten in die Schlacht?«
    »Klar, Sie nicht? Verdammt, alle reden davon, Sie wären der verdammt beste Kämpfer der ganzen Armee!«
    Vincent senkte den Kopf.
    »Dann sind Sie also zum Fünfunddreißigsten gegangen?«
    »Unmittelbar vor Antietam, wie der Colonel. War seitdem in jeder Schlacht dabei, obwohl mir ständig schlecht wurde und der Colonel immer wieder versucht hat, mich zu einem Job hinter der Front zu überreden.«
    »Warum sind Sie dabeigeblieben, wenn sich Ihnen doch ein Ausweg bot?«
    »Weil ein Rebell Frank umgebracht hat«, flüsterte Ferguson. »Er war gerade mal fünf Minuten in seiner ersten Schlacht, Antietam, und schon war er tot.«
    Ferguson schwieg eine Zeit lang.
    »Es gefiel mir, Rebellen zu töten«, fuhr er leise fort. »Wenigstens dachte ich, es wäre so.«
    Chuck musterte Vincent gründlich; dessen Gesicht war noch verschwollen und pockennarbig, aber die Infektion klang endlich ab.
    »Macht Ihnen etwas Kummer, Vincent?«, fragte er leise.
    Vincent stand wortlos auf.
    »Ich habe gehört, dass Sie sechs Kugeln in diesen Merki gepumpt haben, dass Sie nicht aufhörten, als er schon tot war.«
    »Es hat mir gefallen«, sagte Vincent und blickte mit glänzenden Augen zu ihm hinauf. »Zu sehen, wie die Kugeln einschlugen, wie er zuckte. Ich denke allmählich, dass es keinen Gott gibt, dass wir nichts weiter sind als geborene Mörder, dass alles, was ich einmal gelernt habe, nur Betrug ist.«
    Er seufzte. Endlich war es heraus – etwas, das vor Andrew oder Emil auszusprechen er sich nicht überwinden konnte. Dimitri betrachtete ihn seit dem Kampf mit anderen Augen, mit den Augen eines besorgten Vaters. Sie alle dachten jetzt ganz anders von ihm, dem edlen Soldaten, erfüllt vom Idealismus seiner Sache. Er kannte Ferguson kaum – vielleicht trug das dazu bei, ihn zu öffnen.
    Chuck schüttelte traurig den Kopf.
    »Ich habe keine Waffe mehr abgefeuert, seit wir hier eintrafen, außer bei unserem letzten Angriff auf jenem Platz, als wir alle dachten, es wäre aus. Es heißt, ich wäre zu wichtig, um einen Pfeil oder eine Kugel aufzufangen.«
    »Sie kommen darüber hinweg, Vincent.«
    »Sind Sie es?«
    Ferguson drehte sich zu dem hektischen Betrieb um.
    »Ich habe endlich etwas anderes gefunden«, sagte er leise.
    »Das möchte ich gar nicht«, entgegnete Vincent kalt. »Ich dachte einmal, ich würde es mir wünschen. Habe sogar Andrew erklärt, ich wäre das Kämpfen leid. Aber als ich diesen Merki sah, ist der Hass einfach aus mir herausgebrochen. Ich habe so ein seltsames, kribbelndes Gefühl, wenn ich daran denke, es wieder zu tun.«
    Vincent sah Chuck an und zeigte ihm ein leeres, hohles Lächeln.
    Ich

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