Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
nieder.«
Kal saß schweigend da.
»Um Gottes willen, Kal! Ihr habt hier nur noch die Hälfte der Bevölkerung, die es vor dem Krieg war. Die Merki sind doppelt so stark, wie es die Tugaren waren. Außerdem haben sie aus deren Schicksal gelernt. Sie werden nicht die gleichen Fehler machen, und vor allem wird diesmal auch kein Wunder geschehen. Die Chancen stehen einfach zu schlecht. Andrew muss verrückt gewesen sein, dass er glaubte, sie tatsächlich schlagen zu können.«
»Das Bündnis mit Roum hätte uns die Mannschaftsstarke und die Ressourcen verschafft, die wir dazu brauchen.«
»Die Roum wollten Euch nicht. Euer Bündnis ruhte auf bestenfalls schwankenden Säulen, und sie hätten Euch sofort verkauft, wenn die Merki eingetroffen wären. Außerdem sind sie inzwischen fest mit uns verbündet. Ihr hingegen seid abgeschnitten; Eure Armee existiert nicht mehr, und falls Ihr nicht rasch einwilligt, stehen die Merki vor Euren Toren.«
Kal schwieg und betrachtete Casmar, dessen Gesicht keine Regung verriet.
»Euch bleiben keine Alternativen, Kal. Falls Ihr um Suzdal kämpfen möchtet, zerstören wir es notfalls von einem Ende zum anderen, um es in die Hand zu bekommen. Die Regengüsse vom Anfang der Woche haben verhindert, dass die Granaten größere Brande erzeugten, aber seit vier Tagen ist es heißer als in der Hölle; bald ist alles trocken wie Zunder, und falls eine Feuersbrunst ausbricht, bleibt Euch nichts. Sagt mir: glaubt Ihr denn wirklich, dass Ihr diese Stadt ein weiteres Mal wieder aufbauen, neue Waffen herstellen, uns hinauswerfen und dann aus eigener Kraft die Merki abwehren könnt?«
»Mir bleibt ja nichts anderes übrig«, flüsterte Kal.
»Ihr seid verrückt!«, lachte Mikhail.
»Nein, Ihr seid es, der verrückt ist«, erwiderte Kal. »Zumindest habe ich jetzt einen rechtlichen Ansatz dafür, Euch nach all dem an einem Strick hängen zu sehen.«
»Vergesst nicht, dass wir alle eingewilligt haben, bei diesem Zusammentreffen auf Drohungen zu verzichten«, mischte sich Casmar ein, und als Kal ihn musterte, erkannte er in den Augen des Prälaten die Verachtung für Mikhail, noch während er ihn verteidigte.
»Wie lautet also Euer Vorschlag?«, wandte sich Casmar an Cromwell und achtete nicht weiter auf Mikhail, der sich wütend zeigte, aber nichts sagte.
»Erkennt Mikhail als Präsidenten an. Die Armee, die Marine und die Industrie werden direkt mir unterstellt, als dem Oberhaupt der Konföderation aus Rus, Roum und Cartha. Mit einer solchen Macht im Rücken spiele ich beim Spiel der Merki mit und kann sie notfalls schlagen, falls sie es wagen sollten, mich zu verraten.«
»Und wie würdet Ihr das tun?«
»Ich habe die Ogunquit, sie nicht. Mit ihr beherrsche ich die See, etwas, was Euer Keane nie zu würdigen verstand. Was Euch selbst und jeden anbetrifft, der Euch folgen möchte, so könnt Ihr nach Wasima an der Grenze oder sogar nach Nowrod umziehen und dürft dort tun und lassen, was Ihr möchtet. Ihr könnt uns dienen oder es bleiben lassen, aber ich schenke Euch allen das Leben.«
Kal lachte traurig und schüttelte den Kopf.
»Ich lehne ab.«
»Das Angebot wurde unterbreitet. Ihr wisst jetzt, dass Ihr nicht die geringste Chance habt zu siegen.«
»Ich hatte das schon einmal und bin bereit, mich dem aufs Neue zu stellen. Ich bin ein freier Mann, seit die Yankees uns halfen, die Bojaren zu stürzen. Ich bin nicht bereit, dahin zurückzugehen und unter Euch zu leben, den Merki und ganz besonders unter Euch.« Und bei diesen abschließenden Worten deutete er mit zitternder Hand auf Mikhail.
»Habt Ihr dann einen Gegenvorschlag?«, fragte Casmar schnell, ehe Mikhail reagieren konnte.
»Nur dies: schert Euch zum Teufel!«, schrie Kal und stand auf.
Lautlos verfluchte er den Priester, der ihn am Eingang durchsucht hatte. Hätte er jetzt den Revolver gehabt, dann hätte er die beiden Männer niedergeschossen, die ihm gegenübersaßen, Abmachung hin, Gesetz her.
»Wir können uns immer noch alle retten!«, bellte Casmar und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Kal war erschrocken über diesen Gefühlsausbruch des gewöhnlich freundlichen und leisen Priesters und drehte sich zu ihm um.
»Bringt ihm ein wenig Vernunft bei, Eure Heiligkeit«, sagte Mikhail und grinste vor boshafter Erheiterung über Kals Wut.
»Ich versuche, Euch allen Vernunft beizubringen«, erwiderte Casmar.
Kal betrachtete den Prälaten weiter und sagte nichts.
»Wir alle sind uns doch einig, dass die Merki, die
Weitere Kostenlose Bücher