Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
O’Donald sie so liebte. Der Lauf war gerade mal einen Meter zwanzig lang. Das Innenrohr war zur Verstärkung des Verschlussstücks mit Bändern aus erhitztem Eisen ausgelegt worden. An der Außenseite hatte niemand den Lauf geglättet, und er war mit Unebenheiten übersät, auf denen sich jetzt schon der Rost sammelte.
    Die Waffe hatte auch keinen Schildzapfen und war über einen großen Ring mit ihrem Behelfsfahrwerk verbunden. Der Ring war aus einem Gleisstück hergestellt und von unten in den Lauf eingeschmiedet worden. So wenig elegant die ganze Angelegenheit auch aussah, sie wirkte nichtsdestoweniger tödlich.
    Andrew beugte sich vor und blickte durch das vordere Geschützluk. Durch das schmale Viereck entdeckte er das Zielfloß ein Stück entfernt an Backbord.
    Eine Pfeife ertönte neben ihm, und er streckte die Hand aus und öffnete das Sprachrohr.
    »Ich nehme direkten Kurs darauf«, gab Bullfinch bekannt. »Sobald Sie da unten feuerbereit sind, geben Sie mir das Signal. Dann wird die Geschützmannschaft die Kanone aufs Ziel einschwenken müssen.«
    »Probieren wir es erst mal auf eine Distanz von vierhundert und sehen, was passiert«, sagte Andrew.
    »Geschütz ausfahren!«, schrie O’Malley. Die Mannschaft sprang auf ihre Posten und legte sich in den Flaschenzug, sodass die Kanonade nach vorn rollte, bis gerade eben die Mündung aus dem Luk ragte.
    O’Malley hockte sich hinter das Geschütz und sichtete am Lauf entlang. Er packte eine Handspake und hebelte das Verschlussstück nach oben.
    »Haltekeil eine Kerbe weit herausziehen!«
    Ein Kanonier trat vor, packte den schweren dreieckigen Block unter dem Verschlussstück und zog ihn zurück. O’Malley nickte und senkte den Lauf wieder ab.
    »Zurücktreten!«
    Er packte den Luntenstock, den man ihm reichte, trat zur Seite und senkte den brennenden Wachsstock am Ende der Stange, bis die Flamme das kleine Häufchen Pulver auf dem Verschlussstück berührte.
    Eine Flamme fuhr senkrecht in die Höhe und versengte die Decke. Mit einem Donnerschlag sprang die Kanonade rückwärts, und Rauch füllte augenblicklich das gesamte Deck.
    Würgend und mit klingelnden Ohren trat Andrew vor das Geschütz und spähte durch das Luk. O’Malley drängte sich neben ihn.
    Eine Wasserfontäne spritzte an die hundert Meter vor dem Ziel und gute fünfzig Meter links davon hoch. Ein Chor von Stöhnlauten war von oben zu hören.
    O’Malley sah Andrew verlegen an.
    »Kernschussweite, Sir – so weit werden wir schon heranmüssen.«
    Andrew holte tief Luft und nickte.
    »Nachladen!«, schrie O’Malley.
    Ein Kanonier zog die Luke in der Decksmitte auf. Ein Junge steckte von unten den Kopf hindurch und reichte eine Pulverladung hinauf, mit der der Kanonier zum Geschütz lief. Der Junge klappte die Luke zu, als er in das dunkle Magazin weiter unten zurückkehrte.
    Die Suzdal setzte ihren Weg fort, und das Ziel wurde laufend größer.
    Das hier lief verdammt viel langsamer als bei den Vierpfündern, stellte Andrew fest. Eine Landbatterie konnte sechs oder sieben Salven in der Zeit abfeuern, die man hier für einen Schuss brauchte.
    Nachdem die Kanonade gesäubert war, rammte man die neue Pulverladung hinein. Man nahm eine schwere Kugel vom Wandgestell; zwei Mann wuchteten sie ins Verschlussstück, und der Rammer drückte sie fest in die Bohrung.
    Endlich war die Kanonade wieder geladen und wurde ausgefahren.
    Das Ziel war jetzt keine hundert Meter mehr entfernt.
    Andrew trat ans Sprachrohr.
    »Maschinen stopp! Ich möchte sehen, was wir aus der Nähe bewirken.«
    Das Klopfen von unten erstarb, und die Suzdal trieb lautlos dahin.
    »Oberdeck räumen!«, schrie Bullfinch. »Wir kriegen es vielleicht mit Splittern zu tun.«
    Füße trappelten, als die Männer vom Geschützturm sprangen und dahinter Schutz suchten.
    »Alles klar!«, schrie Bullfinch.
    Die Suzdal war keine fünfzig Meter mehr vom Ziel entfernt.
    »Feuer!«
    Das Geschütz sprang rückwärts, und schon durch die Explosion hindurch hörte Andrew ein hallendes Krachen. Begierig lief er zum Geschützluk. Das Floß schaukelte so heftig, dass es zu kippen drohte.
    An einer Ecke des Ziels entdeckte er ein Gestrüpp aus in die Holzwand gerammten Gleisstücken; eines ragte mit dem Ende wie ein abgebrochener Strohhalm daraus hervor.
    Die Suzdal trieb näher heran.
    Andrew ging zu einem seitlichen Geschützluk hinüber und kroch hinaus, und Marcus half, indem er ihn zog.
    »Es ist Furcht erregend«, flüsterte der Konsul.
    Andrew

Weitere Kostenlose Bücher