Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
möglich? Die Waffen sehen genauso aus.«
    Suvatai reichte ihm eine erbeutete Muskete. Neugierig nahm Jubadi die Waffe gründlich in Augenschein, entdeckte jedoch keinerlei Abweichungen vom vertrauten Modell.
    »Die Kugeln sehen jedoch anders aus«, fuhr Suvatai fort. »Hier, die haben wir aus einem unserer Verletzten geholt.«
    Er reichte sie Jubadi, und dieser hielt sie hoch ins Fackellicht.
    »Sie hat sich im Körper unseres Kriegers verformt, aber sieh mal, sie ist nicht rund, sondern an einem Ende spitz und am anderen flach und ausgehöhlt. Irgendwie muss das bewirken, dass sie weiter fliegt und auch härter trifft. Einige der Wunden sind grauenhaft – groß genug, um eine Faust hineinzustecken.«
    Die Menschen fahren damit fort, die Dinge einfach zu schnell zu ändern, dachte Jubadi düster. Jetzt musste alles, was sie für den Kampf gegen die Yankees eingeübt hatten, aufs Neue geändert werden, und all das nur wegen dieses verformten Bleiklümpchens.
    Er steckte die Kugel in seine Ausrüstungstasche.
    »Wie weit voraus sind unsere Kundschafter?«
    »Vielleicht einen Drei-Stunden-Ritt.«
    »Irgendwelche Anzeichen von Widerstand hinter dieser Position?«
    »Keine, mein Qarth. Der Feind hatte hier höchstens fünftausend Mann stehen, entlang dieser im Bau befindlichen Abwehrlinie verteilt.«
    »Wie lang ist sie?«
    »Sie erstreckt sich vom Meer bis zu den Bergen im Wald, ein gutes Stück länger als ein flotter Ritt von anderthalb Tagen. In einigen Abschnitten ist sie wirklich beachtlich stark – besteht dort aus großen Erdbefestigungen mit tiefen Gräben und Löchern und Pfählen vor diesen Gräben, die unseren Angriff brechen sollen. Aber alles ist erst zum Teil fertig. Ich habe natürlich für unseren Durchbruch eine Schwachstelle ausgesucht, wo sie die Graben erst noch ausheben mussten.«
    »Wenn man ihnen noch ein Jahr gäbe, könnte es ein Problem werden«, stellte Jubadi leise fest.
    »Sie werden dieses Jahr nicht bekommen, mein Qarth«, entgegnete Suvatai.
    Jubadi nickte geistesabwesend. Er hätte sich viel wohler gefühlt, wenn er zwei oder drei Urnen mehr dabeigehabt hätte. Zur Hölle mit den Bantag! Sie sorgten dafür, dass er seine Kräfte viel zu sehr verstreute, denn sie zwangen ihn, sämtliche Pässe zu bewachen, gleichzeitig starke Kräfte bei der eigentlichen Horde zu belassen, die gerade erst auf Carthagebiet vordrang, und zugleich deren Stadt besetzt zu halten. Aber daran war nun mal nichts zu ändern.
    »In weniger als drei Tagen ist es vorbei«, sagte Suvatai zuversichtlich.
    »Hoffen wir, dass du Recht behältst«, sagte Jubadi.
    »Hast du Hunger, mein Qarth?«
    »Ich verhungere förmlich.«
    »Ein paar der Kadaver dort drin sind nicht übertrieben verkohlt. Ich habe sie probiert, und sie sind tatsächlich recht gut, wenn man die Haut abschält.«
    »Das klingt wundervoll!«, fand Jubadi lächelnd.
    Er stellte fest, dass er nicht einschlafen konnte. Tobias rappelte sich von der schweißnassen Koje auf, zog die Hose an und warf sich die Uniformjacke um die Schultern, ehe er aufs Geschützdeck hinausging.
    Alles war still. Das Schiff lag vor Anker und schaukelte leicht. Er stieg die Leiter hinauf aufs Oberdeck. Ein Wachtposten salutierte vor ihm, und Tobias nickte und gab ihm mit einem Wink zu verstehen, er solle nach vorn gehen.
    Allein spazierte er zum Heck und lehnte sich leise seufzend an den Signalmast.
    Alles, was die Ogunquit einmal kenntlich gemacht hatte, war nicht mehr, dachte er mit wehmütigem Lächeln. Er war zur Marine gegangen, als geblähte Segel ihre letzten großen Tage des Ruhms erlebten, als noch kein zischendes Klappern unter Deck wütete und kein rußiger Qualm über das Schiff wehte – nur das Knattern von schwerem Segeltuch im Wind, das Knarren von Holz und das Hochgefühl, vor dem Wind zu fahren.
    Wie lange lag das jetzt zurück?, fragte er sich. Wir sind seit mehr als drei Jahren hier, und ich bin 1838 als Kadett auf die alte Constellation gekommen. Über dreißig Jahre. Der Gedanke machte ihn traurig. Keine andere Familie in dieser ganzen Zeit als die Familie der Seefahrt. Aber andererseits: wie hätte er auch jemals eine Familie haben können? Und er verbannte den Gedanken gleich wieder, denn darin schwang etwas voller Dunkelheit und Angst mit.
    All diese Jahre in Einsamkeit – das Herumspazieren auf Nachtwache, als Junior Lieutenant in der beengten Kabine, während andere vor ihm aufstiegen und in die große Achterkabine umzogen. Für all das sollte er hier

Weitere Kostenlose Bücher