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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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schließlich seine Genugtuung erfahren.
    Er blickte zurück auf die lange dunkle Drohung dessen, was er aus der Ogunquit gemacht hatte. Zu Hause hätte man mir so etwas niemals anvertraut, dachte er kalt; aber noch besser ist, ich habe es mir selbst geschaffen. Die ganzen übrigen Schiffe seiner Flotte lagen ringsherum vor Anker. Die achtzehn Kanonenboote bildeten, flachen dunklen Käfern gleich, einen Kreis um die Ogunquit wie böse Nachtgeschöpfe, die ihre Brutmutter umringten. Dahinter lagen vor dem Strand die Galeeren vor Anker, während die Mannschaften an den Rudern schliefen.
    Hier ist die Stelle, wo ich warten werde; hier ist die Stelle, wo ich den Sieg davontragen werde.
    »Die Nacht vor der Schlacht ist stets die Zeit für Gedanken.«
    Erschrocken blickte Tobias auf.
    Diese verdammten Kreaturen flößten ihm nach wie vor kaltes Grauen ein.
    »Konntest du nicht schlafen?«
    »Ich habe nur über morgen nachgedacht«, sagte Tobias und versuchte zu erkennen, mit wem genau er sprach.
    »Ich bin Tamuka. Mir fallt es leichter, dich zu sehen – aber ihr Menschen seht im Dunkeln nicht so gut wie wir.«
    Er bellte ein leises Lachen, und Tobias hatte das Gefühl, beleidigt worden zu sein, aber der Tonfall des Merki war beinahe rücksichtsvoll.
    »Wenn Kampf in der Luft liegt, rühren sich die Geister«, sagte Tamuka ruhig. »Die Ahnen versammeln sich im immer wahrenden Himmel, um hinabzublicken, um zuzusehen, um ermutigende Worte zu rufen und vor allem, um zu beurteilen, wer sich das Verdienst erwirbt, in ihrer Gesellschaft zu reiten.
    Die Geister rühren sich jetzt schon. Morgen wird es zur Schlacht kommen.«
    »Warum sollten sich eure Geister etwas aus dem machen, was wir tun?«, gab Tobias zurück. »Schließlich sind wir nur Vieh.«
    Tamuka musterte Cromwell, hörte den Sarkasmus aus dessen Ton heraus. Der Mann wusste, dass er in Sicherheit war, obwohl er nicht erfahren würde, wie wenig diese Sicherheit bedeutete, bis es zu spät war.
    »Es ist ein Krieg, der auch uns angeht«, antwortete Tamuka. »Und es sind Merki hier an Bord deines Schiffes, die womöglich ebenfalls umkommen.«
    Der alte Zan Qarth zum Beispiel, dachte Tamuka, und der Neue ebenso.
    »Dein Plan – ist damit alles in Ordnung?«
    Tobias nickte.
    »Die Galeeren fahren bei Anbruch des Morgens zusammen mit zwei der Kanonenboote aus der Bucht. Sie nehmen dann ganz langsam Kurs nach Osten und sparen die Kräfte ihrer Ruderer. Wenn Keane auftaucht, falls er auftaucht, wird er dicht an der Küste fahren – seine Leute sind nicht in der Lage, auf dem offenen Meer zu navigieren. Die Galeeren ziehen sich in die Bucht zurück, und dann machen die Ogunquit und die übrigen Schiffe einen Ausfall. Die Galeeren wenden daraufhin und greifen ebenfalls an.«
    Das ist fast wie das Hörnermanöver, dachte Tamuka, das Lieblingsmanöver der Horden, wenn sie dem Gegner eine Falle stellen wollten: man provozierte ihn, einem nachzujagen, und schlug dann mit der eigenen Hauptmacht von den Flanken aus zu, während das scheinbar fliehende Zentrum kehrtmachte.
    »Aber du hast keine Kräfte draußen auf See, um das Netz zuschließen.«
    »Unsere Schiffe sind viel seetauglicher als seine. Wir haben ein Jahr in ihren Bau investiert; er nur einen Monat. Und außerdem: falls ich ein paar Panzerschiffe hinausschicke, entdeckt er den Rauch an seiner Flanke auf über dreißig Kilometer Entfernung. Diese Bucht ist perfekt. Die Hügel im Osten sind hoch und müssten eigentlich unsere Rauchsäulen abschirmen, und Hamilcar lässt einige Männer am Ufer zurück, damit sie dort Holzfeuer unterhalten und den Anschein eines Lagers erwecken. Das müsste unseren Rauch noch zusätzlich tarnen. Vom Meer her kommend, wird Keane gar nicht wissen, dass hier eine Bucht ist, bis er schon fast drin ist. Es besteht die Chance, dass er einige Russeeleute dabeihat, die diese Küste kennen und ihn warnen, aber selbst dann bleibt mir das Element der Überraschung.«
    »Hoffen wir es um deinetwillen.«
    »Um unseretwillen!«, bellte Tobias. »Vergiss nicht, dass du auf demselben Schiff fährst!«
    »Aber natürlich«, sagte Tamuka leise.
    Dieses Stück Vieh war wirklich seltsam. Irgendwie war es kein echter Krieger. Sein Blick wirkte ständig nervös, anders als der ruhige Blick eines Mannes wie Hamilcar, der selbst dann nicht die Augen niederschlug, wenn er mit einem des Erwählten Volkes sprach. Dieser Mann hier legte die Großspurigkeit eines Kriegers an den Tag, aber Tamuka spürte, dass dahinter

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