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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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eine schreckliche Furcht lauerte.
    Es war ein Herz, das zu verspeisen sich nicht lohnte, dachte er kalt.
    »Dann auf unseren Sieg«, flüsterte er, wandte sich ab und ging weg.
    Tobias blickte dem Merki nach, als dieser in der Nacht verschwand. Irgendwas ging bei diesen Bastarden vor sich. Er sah die Spannung zwischen ihnen, seit dieses verdammte Prinzlein jede Chance ruiniert hatte, Roum zu halten.
    Irgendwie betraf das womöglich auch ihn selbst, aber er musste erst noch ergründen, wie oder warum.
    Die kühle Brise aus Nordwesten nahm weiter zu, und Tobias zog sich die Jacke fest um die Schultern.
    Ist jetzt der Augenblick gekommen, wo ich mich als Held fühlen soll?, fragte er sich und blickte dabei zum Himmel. Von jeher hielten ihn jene, von ihm bewunderten Gemälde in ihrem Bann, die Nelson auf dem Deck der Victory zeigten oder John Paul Jones, wie er seine trotzige Antwort schrie. Bei Kriegsausbruch hatte er davon geträumt, dass eines Tages das Mittelblatt von Harper’s Weekly einen Stich von ihm zeigen würde, wie er auf dem Achterdeck stand und gerade ein Rebellenrammschiff angriff.
    Die Wahrheit flatterte kurz durch seinen Kopf, die Erinnerung daran, wie er über die Reling der Cumberland stürzte, als die Granate explodierte. Sie hatten ihn immer verdächtigt, dass er gesprungen war, konnten es jedoch nicht beweisen. Und alles weitere ergab sich nur daraus!
    Aber soll ich mich jetzt als Held fühlen, als Admiral, der in der Nacht vor dem Gefecht seine Flotte in Augenschein nimmt? Er fragte sich, was Keane wohl in diesem Augenblick tat. War er an Deck seines Schiffes, erfüllt von diesem verfluchten Selbstvertrauen, umgeben vom Kreis seiner Bewunderer?
    »Zur Hölle mit ihm«, flüsterte Tobias. Da fegte eine Böe vorbei, und ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Kapitel 17
     
     
    »Rote Rakete voraus!«
    Aufgerüttelt aus seinem Elend, stand Andrew auf und schlug sich den Kopf an der niedrigen Decke des Geschützturms. Er rieb sich die Stirn und blickte zu O’Malley hinüber.
    »Ich steige hinauf«, sagte er matt.
    Der Artillerist trat zu ihm und half ihm durch die Luke ins Steuerhaus. Bullfinch half von dort aus mit, sodass Andrew eine Sitzhaltung in dem beengten Turm einnehmen konnte. Der Colonel erhob sich schließlich auf unsichere Beine und bewegte sich teils kletternd, teils kriechend durch die Außenluke aufs Oberdeck.
    »Die Vorausgaleere«, meldete Bullfinch und blickte wieder durchs Teleskop. »Sie wendet eindeutig. Das kann nur eins bedeuten.«
    Kurz nach der Abfahrt von ihrem Ankerplatz hatten sie ein einsames Carthaschiff am Horizont direkt voraus gesichtet, das sich seither den ganzen Vormittag lang außer Reichweite hielt, gute zehn Kilometer vor ihnen. Andrews eigene Flankenschiffe, sechs von Marcus’ schnellsten Galeeren, hatten den Abstand zu überbrücken versucht. Die Rakete konnte nur eins bedeuten.
    »Wir haben sie gefunden«, sagte Andrew scharf.
    Bullfinch Sah ihn an und nickte.
    »Wir sollten der Flotte lieber das Signal zur Gefechtsbereitschaft geben!«
    Andrew, der sich mit seiner Seekrankheit ein bisschen fehl am Platz fühlte, nickte nur.
    »Signalmaat! Den Wimpel setzen: Feind gesichtet!«
    Der einzige Begleiter, den Bullfinch und Andrew auf dem Turmdeck hatten, ging zu dem am Steuerhaus befestigten Pfahl. Er öffnete einen mit Stricken seitlich daran befestigten Kasten, holte einen großen roten Wimpel hervor und hisste ihn, sodass er direkt unter der Regimentsstandarte des Fünfunddreißigsten und der alten Unionsflagge flatterte, die eine über dem anderen am selben Mast wehten.
    Als Andrew zur Gettysburg hinüberblickte, die gerade auf einer sich überschlagenden Welle aufstieg, sah er Mina zur Antwort winken, und derselbe rote Wimpel ging dort drüben unter der Standarte von Rus hoch.
    Quer über den weißen Kronen der Wellen tauchten auf allen Schiffen die roten Wimpel auf, und ferne Jubelrufe drangen von den Galeeren herüber, die hinter den zehn Panzerschiffen fuhren.
    »Die Leute sind in Hochstimmung«, stellte Bullfinch fest. »Es wird Zeit, dass der Kampf beginnt.
    Da, ich kann sie sehen!«, setzte er dann hinzu.
    Andrew stützte sich mit dem Arm am Steuerhaus ab, setzte den eigenen Feldstecher an und blickte nach vorn. Der Ozean stieg und sank in einem fort. Nach mehreren Auf- und Niedergängen stand Andrew auf und bezog breitbeinig Stellung.
    Einen kurzen Augenblick lang hatte er den westlichen Horizont im Blick. Zahlreiche dunkle Schatten zogen

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