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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Pause, die Andrew ihnen gönnte, seit sie vor dreieinhalb Tagen aus Roum aufgebrochen waren. Seither hatten die Mannschaften die halbe Zeit gerudert und sich die übrige Zeit ausgeruht, und selbst der auf den Kampf erpichte Marcus hatte der Überlegung zugestimmt, dass eine Nacht lang Pause an Land nötig geworden war, jetzt, wo es auf die letzte Etappe der Fahrt ging. Bislang hatten sie von Tobias nichts gesehen und auch die Mündung des Kennebec verlassen vorgefunden, jedoch mit frischen Spuren eines Lagers. Das konnte nur bedeuten, dass man von ihrem Kommen wusste. Vielleicht kam es morgen schon zum Kontakt.
    Als Andrew nach Süden blickte, sah er die Antietam langsam in die Bucht einfahren. Hinter ihr schaukelte die Republik von Rus am Ende des Schlepptaus.
    »Das sind sieben, seit wir ausgelaufen sind«, sagte Andrew leise zu Bullfinch.
    »Sie hatten ja damit gerechnet, Sir«, versetzte dieser und bemühte sich dabei um einen munteren Tonfall.
    »Das ist wohl so, aber ich wäre trotzdem gern mit allem, was wir ursprünglich hatten, ins Gefecht gezogen.«
    »In Seeschlachten«, sagte Bullfinch, bemüht, den alten Hasen zu geben, »verliert man mehr Tonnage durch technische Störungen, das Wetter und einfach blöde Unfälle als jemals im eigentlichen Gefecht.«
    »Trotzdem ist es eine Verschwendung, die schmerzt«, sagte Andrew leise.
    Er wurde still, wie er da ans Steuerhaus gelehnt saß, dankbar für die Stille und das Fehlen jeder Schwankung unter sich. Der Südwind hatte sich gelegt, und das Meer war so flach wie ein Teich im Wald. Zum ersten Mal seit Roum spürte Andrew, wie sich sein Magen beruhigte. Emil hatte es am Mittag sogar geschafft, ihm etwas Fleischbrühe einzuflößen, und sie war im Magen geblieben.
    »Schlagen Sie irgendwelche Veränderungen am Plan vor?«, fragte er und registrierte ein wenig überrascht, wie er sich hier um Rat an einen zweiundzwanzigjährigen Jungen wandte.
    »Die gute alte Nelson-und-Perry-Tradition«, antwortete Bullfinch lächelnd. »Schnell rangehen und die Sache auskämpfen. Cromwell hat alle Vorteile auf seiner Seite. Seine Kanonen haben die größere Reichweite, und ich schätze, er hat auch Schiffe gebaut, die die entsprechende Geschwindigkeit schaffen. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, schnell und hart an ihn ranzugehen, die Panzerschiffe in einer Reihe Seite an Seite, die Galeeren dahinter geschützt. Wir werden versuchen, ihn zu rammen, aber ein solches Manöver ist viel schwieriger, als man vielleicht denkt. Falls man den Gegner nicht in einem fast perfekt rechten Winkel erwischt, gleiten die Schiffe schnell einfach aneinander vorbei. Auf kurze Distanz können wir den Vorteil kürzerer Nachladezeiten zur Geltung bringen, und wir versuchen einfach, einen Treffer in ein Geschützluk zu schaffen. Glauben Sie mir, Sir: falls eine Fünfundsiebzig-Pfund-Kugel in ein gepanzertes Geschützdeck durchbricht, bleibt nicht mehr viel übrig, was man anschließend noch wiedererkennen würde.«
    »Haben Sie schon jemals an einer Seeschlacht teilgenommen?«, fragte Andrew, dem gerade klar wurde, dass er dem Jungen diese Frage noch gar nicht gestellt hatte.
    Bullfinch wirkte auf einmal verlegen.
    »Ah, nein, Sir«, sagte er leise.
    Andrew lächelte und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Angst?«
    »Natürlich nicht, Sir!«
    »Ich hatte fürchterliche Angst«, sagte Andrew leise, als weihte er ihn in ein dunkles Geheimnis ein. »Nur der alte Hans Schuder hat mich davor bewahrt, mich völlig zum Esel zu machen. Der Kompaniehauptmann fiel vor meinen Augen, gerade mal zehn Minuten nach Beginn meiner ersten Schlacht als neuer Lieutenant, und ich stand verdammt kurz davor, einfach wegzurennen, als auf einmal Hans neben mir auftauchte und mir guten Rat zuflüsterte. Komisch, viele Leute erzählten hinterher, ich hätte mich wie ein Held verhalten, aber ich sage Ihnen: soweit es Antietam angeht, kann ich mich an überhaupt nichts erinnern als an Hans und den Captain, der tot vor mir lag.
    Und ich verrate Ihnen noch etwas: ich habe nach wie vor jedes Mal Todesangst, wenn es zur Schlacht kommt. Ich verlasse mich auf Sie, mein Junge, wenn die Knallerei losgeht. Das wird auch meine erste Seeschlacht.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir«, sagte Bullfinch mit leicht zittriger Stimme. »Sie schaffen das schon.«
    Andrew lächelte.
    »Danke für die Aufmunterung.«
    Er kletterte durch die offene Luke ins Steuerhaus, hockte sich in den schmalen Kasten und blickte forschend durch den

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