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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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ist der Hochofen, wo wir Roh- in Gusseisen verwandeln.« Und er deutete auf eine Stelle, wo Dutzende Stück Vieh, alle nackt, von schweißnassen Lendentüchern abgesehen, an einer riesigen schimmernden Grube schufteten und das geschmolzene Metall darin mit langen Metallstangen umrührten.
    »Ein Yankeebauwerk für die Herstellung von Metall«, flüsterte Muzta.
    Tobias drehte sich zu ihm um und lächelte.
    »Seine Männer haben es für mich gebaut«, verkündete Jubadi stolz.
    Ein Donnern und Brausen fuhr durch den riesigen Schuppen, ein Klang wie von tausend Kriegstrommeln, und Muzta sah sich nervös um.
    »Die Aufwerfhämmer«, erklärte Tobias, und er ging tiefer hinein, folgte der enormen Länge des Schuppens und blieb vor einer Reihe mannsgroßer Hämmer stehen, die in einem fort langsam stiegen, um dann jeweils auf Platten heißen Metalls niederzugehen und dabei ganze Schauer rot glühender Funken zu erzeugen. Trupps von Carthaarbeitern bewegten das Metall mit schweren Zangen. Während die Besuchergruppe zusah, hob ein Trupp Arbeiter eine Platte an, trug sie zu einem lodernden Brennofen und schob sie dort hinein, während ein anderer Trupp eine rot glühende Platte zwischen zwei Steinwalzen manövrierte. Wie von unsichtbarer Hand geführt, setzten sich die Walzen in Bewegung. Das rot glühende Eisen lief zwischen ihnen hindurch und wurde dabei zu einem langen Blech zerdrückt. Tobias führte die Besucher jetzt auf die andere Seite, wo wieder Arbeiter bereitstanden, das Blech auf einen langen Tisch zogen und sich daranmachten, es nachzuschneiden und so ein Blech mit sauberen Kanten zu erzeugen. Derweil gingen andere mit schweren Hämmern und Nägeln zu Werk und schlugen entlang der Kanten Löcher in das glühende Blech.
    »Zweieinhalb Zentimeter dicke Panzerplatten für die Ogunquit und die anderen Kanonenboote«, verkündete Tobias stolz.
    »Das ist Höllenzeug, diese Yankeeschöpfung«, flüsterte Muzta, jetzt nicht mehr in der Lage, seine Furcht zu verhehlen.
    »Ich dachte das auch zunächst«, versetzte Jubadi und sah ihn dabei an. »Und doch ist es eine Hölle, die ich in der Gewalt habe.«
    Tobias entfernte sich jetzt von den Walzen und ging hinüber zu einem gewaltigen Sandbett im Fußboden. Daneben ragte ein Turm aus getrocknetem Lehm höher auf, als Muzta mit den Armen greifen konnte, und die Flanken waren so dick wie ein Pferderumpf. Über dem Lehmturm standen ein Dutzend Carthaarbeiter auf einer Plattform, wo sie eine schwere dunkle Schöpfkelle in Stellung brachten. Die Kelle neigte sich, und ein Strom aus geschmolzenem Eisen ergoss sich aus ihr.
    Muzta blickte Tobias fragend an.
    »Zeig ihm das Resultat«, kommandierte Jubadi und deutete auf eine offene Tür, die von einem halben Dutzend Vushkakriegern bewacht wurde.
    Dankbar dafür, der sengenden Hitze zu entrinnen, durchquerte Muzta diese Tür und holte tief Luft. Die Mittagshitze von Cartha erschien ihm jetzt kühl, verglichen mit den in der Eisenhütte herrschenden Temperaturen.
    Einen Augenblick lang blieb er stehen und betrachtete erstaunt die lange Reihe von Holzrädern, jedes beinahe sieben Meter hoch, die sich an der Außenwand des Schuppens entlangzogen. In jedem dieser Räder liefen Dutzende nackten Stück Viehs in einem fort vor sich hin, als wollten sie im Rad hinaufklettern, das sich jedoch ständig drehte und so ihre Absicht vereitelte. Kurz sah sich Muzta diese seltsame Prozession an und fragte sich, ob die Männer wohl verrückt waren. Warum sollte irgendjemand in einem Rad laufen?
    »Wir treiben durch menschliche Arbeitskraft die Räder an, die ihrerseits unsere Maschinen antreiben«, erklärte Tobias. »Zweitausend arbeiten Tag und Nacht daran. Mit der Zeit stelle ich diesen Betrieb jedoch auf Dampfkraft um.«
    Muzta verstand es immer noch nicht, aber er verbarg seine Verwirrung und wandte sich ab.
    Während er an dem Schuppen entlangging, bemühte sich Muzta, den säuerlichen Gestank des arbeitenden Viehs auszublenden. Der Geruch und die ausgetrocknete Verfassung der Menschen brachten seinen Magen beinahe zur Rebellion.
    Auf dem Hof vor der Fabrik wimmelte es von Arbeitern. Eine hohe Erdrampe führte zum Dach des Schuppens hinauf. Eine endlose Prozession von Arbeitern folgte dieser Rampe nach oben, gewebte Körbe auf den Schultern. Oben angekommen, reichte jeder seinen Korb einem weiteren Arbeiter, der den Inhalt in ein rauchendes Loch schüttete, das, wie sich Muzta überlegte, wohl das obere Ende des Hochofens war, aus dem das

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