Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
lag das große Schiff der Yankees im Dock.
Jubadi blickte zu seinem Begleiter hinüber, lehnte sich zurück und lachte bellend.
»Du möchtest fragen, wie das möglich ist, aber dein Stolz hindert dich daran!«, schrie er.
Wortlos ritt Muzta langsam vor, lenkte das nervöse Pferd aufs Dock. Das Schiff sah anders aus als früher, lag tiefer im Wasser. Die Masten waren verschwunden, aber es war trotzdem das grässliche Yankeeschiff. Dessen war er sicher.
Er ritt noch näher heran, betrachtete das Schiff gründlich und verglich das, was er jetzt sah, mit seinen Erinnerungen ans vergangene Jahr.
Die Holzflanken waren verschwunden. Schwarze Metallplatten waren an ihre Stelle getreten und bedeckten die gebogenen Schiffswände von einem Ende zum anderen. Kleine Luken waren ins Metall geschnitten worden, und aus jeder dieser Öffnungen ragte eine dunkle, zornige Schnauze hervor-Donnermacher der Yankeekrieger. Diese Donnermacher überstiegen jedoch alles, was er bislang gesehen hatte. Ihre Öffnungen waren so groß, dass er die geballte Faust hätte hineinstecken können.
Er wusste nicht, ob er über den Anblick solcher Waffen in Merkihänden fluchen oder vor Freude lachen sollte.
»Muzta Qar Qarth, darf ich dir den Krieger dieses Schiffes vorstellen«, verkündete Jubadi, »und Hamilcar, den Herrscher der Carthas.«
Muzta drehte sich im Sattel um und blickte auf die zwei Stück Vieh hinab, die aus einer Öffnung in der Schiffsflanke hervorgetreten waren und neben Jubadi stehen blieben.
Der eine Mann war nicht Keane, wie Muzta auf den ersten Blick erkannte, und er empfand eine leise Regung des Bedauerns. Keane war jemand, den er gern mal wiedergesehen hätte, obwohl er in jüngster Zeit nicht mehr recht wusste, wie er selbst auf eine solche Begegnung reagieren würde.
Dieser Mann hier war kleiner, beinahe fett, und der Schweiß lief ihm übers rote Gesicht. Auch die Uniform sah anders aus. Sie war vom gleichen Blau, wie es die Yankees trugen, aber von längerem Schnitt; sie reichte dem Mann bis zu den Knien und war mit goldenen Bändern und einer Doppelreihe Knöpfen verziert.
Der Cartha überragte den Yankee. Der dunkle Bart und das Kopfhaar waren geölt, die nackte Brust eine dichte Haarmatte, beinahe wie bei einem Tugaren. Muzta entdeckte sorgsam verhohlene Vorsicht im Blick des Carthas, aber der Yankee verbreitete so etwas wie süffisantes Triumphgebaren.
»Wir sind uns schon in der Schlacht begegnet«, sagte Tobias, und seine Worte stolperten ein wenig über die gutturalen Klänge der Merkisprache. Der Dialekt war dem Tugarischen ähnlich, aber für Muztas Ohren klang er aus der Kehle eines Yankees noch merkwürdiger.
»Dein Schiff sieht heute anders aus«, entgegnete Muzta scharf.
»Jetzt ist es ein echtes Kriegsschiff«, sagte Tobias stolz.
»Zeig ihm, wie du es gemacht hast«, befahl Jubadi.
Tobias gab Muzta mit einem Wink zu verstehen, er möge ihm folgen, und ging voraus, das Dock entlang. Hinter den beiden Stück Vieh blickte Muzta Jubadi an, der offen lächelte.
»Überrascht?«
»Ich würde lügen, falls ich etwas anderes behauptete«, knurrte Muzta.
Es ging nun den Weg zurück, der zum nördlichen Hafen herabführte, und Muzta blieb schweigsam. Der Weg, den sie zuvor schon durch die Stadt genommen hatten, war von allem Vieh geräumt, aber er spürte regelrecht, dass direkt hinter den Hausfassaden Aktivität brodelte. Viehstimmen riefen, seltsames Gehämmer ertönte, Funken stiegen aus Gebäuden auf, und über den Dachlinien der riesigen Schuppen sah er die Oberseiten riesiger, sich drehender Holzräder.
Tobias und Hamilcar blieben vor einem Torbogen stehen und gaben den beiden Qar Qarths mit Gesten zu verstehen, sie möchten absteigen. Muzta glitt aus dem Sattel und baute sich vor dem Yankeevieh auf, das mit einer ärgerlichen Miene der Verachtung zu ihm aufblickte.
Das Tor schwang auf, und Muzta schnappte nach Luft, als eine Bö aus sengender Hitze herausströmte. Er spürte einen Knoten der Angst in sich, beherrschte ihn aber, als er sich duckte und die höllische Szenerie betrat, die dort vor ihm lag.
Die Rückwand der riesigen Höhle wurde von einer hohen Backsteinkonstruktion beherrscht, die die gesamte Wand überdeckte. Das Dach des Schuppens war rings um diese Konstruktion offen. Ein gleißendes Stück roter Glut, ähnlich dem Auge der Sonne, schimmerte im Zentrum der Wand.
»Unser Eisenbrennofen«, verkündete Tobias. »Wir gewinnen daraus drei Tonnen pro Tag.
Direkt voraus, das
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