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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Eisen kam.
    »Wir müssen die Kohle aus den Wäldern im Süden holen und das Erz aus über hundertfünfzig Kilometern Entfernung. Ich habe hier mindestens fünftausend Mann an der Arbeit.« Tobias klang richtig stolz.
    Muzta sah sich prüfend um. Hier war eine Menge zu sehen, das er nicht aus den alten Yankeefabriken kannte, die er sich angeschaut hatte, sobald seine Krieger Rus eingeschlossen hatten. Irgendwie erschienen ihm die Ruswerke geheimnisvoller. Hier gab es keine Eisenstreifen auf dem Erdboden, über die feuerschnaubende Maschinen ratterten; die großen Schöpfräder wurden stattdessen von schwitzendem Vieh angetrieben. Trotzdem lag auch hier Macht verborgen.
    »Ihr stellt Donnermacher her«, verkündete Muzta, dem klar war, dass nur ein Dummkopf das übersehen hätte.
    Jubadi lachte.
    »Kehren wir zu deinem Schiff zurück, Tobias.«
    Auf dem Rückweg zum Dock hielt Muzta den Mund und verfluchte sich insgeheim selbst. Hätte er die wahre Macht der Yankeewaffen erkannt, dann hätte er selbst ein solches Unternehmen in die Wege geleitet. Aber all die Merki, verdammt sollten sie sein, schlugen jetzt einen Vorteil aus seinen Fehlern.
    Beim Schiff angekommen, betrat Tobias den Landungssteg. Ein seltsames schrilles Pfeifen ertönte, und Muzta blickte sich argwöhnisch um, als er an Bord kam; er sah, wie das blau gekleidete Vieh starr Haltung angenommen hatte und einer von ihnen eine seltsame Pfeife zwischen den Lippen stecken hatte. Tobias salutierte vor der rot und weiß gestreiften Flagge mit dem blauen Quadrat voller Sterne, die an einer Stange über dem Heck flatterte. Aber das nahm Muzta kaum zur Kenntnis.
    Gierig schweifte sein Blick über die lange Reihe von Donnermachern an Deck. An jeder Waffe standen vier Stück Vieh bereit.
    »Sechs-Pfund-Eisengeschütze«, verkündete Tobias. »Frisch von unseren Carthas hier hergestellt.« Und er sah Hamilcar an, der auf dem ganzen Weg schweigsam geblieben war, sich aber jetzt eine Miene des Stolzes gönnte.
    »Meine Qarths«, sagte Hamilcar und deutete über die Reling. Ein kleines, ramponiertes Schiff lag im Zentrum des Nordhafens verankert, kaum hundert Meter entfernt.
    Ein Donnerschlag fuhr über das Schiff. Das ganze alte Grauen wurde für Muzta wieder wach, und er fuhr mit kaum verhohlenem Entsetzen zurück, dankbar für die Wolke aus Schwefelqualm, die ihn einhüllte und die Angst in seinen Augen verdeckte. Als sich der Rauch verzogen hatte, sah er einen Geysir aus Gischt rings um das kleine Schiff aufsteigen und Holzsplitter in die Luft wirbeln.
    Der Rauch verzog sich, und das Carthavieh jubelte ringsherum. Das kleine Schiff hüpfte und schwankte auf dem schäumenden Wasser und beruhigte sich ganz allmählich wieder.
    Muzta wandte sich ab.
    »Wir sind noch nicht fertig«, sagte Jubadi ruhig und nickte Tobias zu. Der Yankee nickte seinerseits, beugte sich über eine Luke und winkte.
    »Nummer eins, Feuer!«, brüllte er.
    Benommen hielt sich Muzta an der Reling fest, als sich das ganze Schiff wie unter dem Hammerschlag eines Riesen aufzubäumen schien. Eine Rauchfontäne schoss unter Muzta hervor, erhellt von einem Feuerstrahl. Einen Augenblick später schien es, als spränge das Zielschiff mit gebrochenem Rücken in die Luft.
    »Nummer zwei und drei, Feuer!«
    Zwei weitere Kanonenkugeln zogen kreischend ihre Bahn. Eine durchschlug das Heck des kleinen Schiffs und zerfetzte es sauber zu einem Splitterregen. Muzta sah, wie die zweite Kugel ihre Bahn zog, einmal vom Wasser abprallte, dann mehrere hundert Meter weiter unter einer Fontane einschlug und nicht mehr zu sehen war.
    »Was für eine Macht!«, flüsterte Jubadi.
    »Diese Kanonen sind die stärksten der Welt, mein Fürst«, erklärte Tobias stolz. »Fünfzigpfünder. Die Vierpfünder, mit denen es die Tugaren zu tun hatten, waren nichts im Vergleich zu dem, was ich geschaffen habe.«
    »Wie viele sind es bislang?«, erkundigte sich Jubadi.
    »Fünfzehn, mein Fürst. Wenn wir schließlich in See stechen, werden es dreißig sein. Dazu kommen zwei, die jeweils eine Hundert-Pfund-Kugel abschießen können.«
    »Was habt ihr mit diesem Schiff gemacht?«, wollte Muzta wissen, der seine Neugier nicht mehr verbergen konnte.
    »Wir haben das gesamte Oberdeck abgeschnitten und die Masten entfernt«, erzählte Tobias stolz, als hielte er einen Vortrag vor Bewunderern. »Unter dir liegt ein Geschützdeck von vierzig Metern Länge, gepanzert mit fünf Zentimetern Eisen und zusätzlich fast sechzig Zentimetern Holz.

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