Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Würdet Ihr das gern näher ausführen?«, fragte Andrew leise und blickte zu Hans hinüber, der als General der suzdalischen Truppen zugegen war, das Gesicht bleich vor Zorn.
»Präsident Kal verlangt in – Ihr nennt es Dollars – vier Millionen als Steuern.«
»Das stimmt. Präsident Kalencka hat eine solche Summe angefordert.«
»Von denen fast alles, nämlich drei von vier Dollar, in Eure Armee und ihre Projekte fließen.«
»Die Armee der Rus-Republik«, schnauzte Andrew, »nicht meine Armee, Senator!«
»Fast zwei Millionen dieser Summe gehen wiederum in diese Fabriken, wie Ihr sie nennt, um noch mehr Dinge wie diese Eisenbahnen und Züge zu erzeugen, die Ihr dann der Armee zur Verfügung stellt.«
»Das ist korrekt. Die Bahnlinien dienen dazu, Truppen und Waffen rasch zu befördern, falls unsere Grenzen bedroht werden. Wie Ihr wisst, haben wir inzwischen einen Vertrag mit den Roum, dem fast alle von Euch zustimmten. Sobald die Bahnlinie fertig gestellt wurde, können ganze Armeen innerhalb von Tagen über Hunderte von Kilometern befördert werden, schneller als selbst die berittenen Horden.«
»Und vergesst nicht die Lehre von der historischen Vorbestimmung«, warf Wassilia ein. »Es ist ein guter Traum, unsere Ideen rings um die Welt zu verbreiten und alle Menschen unter einem System zu vereinen, frei von Bojare und Tugare.«
»Wassilia, Ihr verstoßt gegen die Senatsordnung«, mahnte Andrew, obwohl er dankbar war für diese Unterstützung.
»Das tut er doch immer!«, raunzte Gawelo, früherer Bojare von Nizhil, und blickte dabei Mikhail an wie ein Diener seinen Herrn.
»Das alles soll bestimmte Leute reich machen, während andere darben«, sagte Mikhail kalt. »Eure Fabriken haben fast alle alten Eisenmacher und Schwertschmiede aus dem Geschäft getrieben und in Armut gestürzt. Wir haben schon gehört, dass Roumkaufleute hier anreisen werden, um ihren billigen Plunder zu verkaufen und Hunderte weiterer Menschen ins Elend zu stürzen. Hunderte Kaufleute blicken auf leere Geschäfte. Und doch werden die Yankeekreise, die die neuen Geschäfte betreiben, und die Freunde Kalenckas reich, nicht nur durch die Steuern, sondern auch die Gewinne aus diesen Fabriken.«
Die Richtung von Mikhails Argumenten kam für Andrew überraschend. Warum machte dieser Mann sich jetzt zum Fürsprecher von Interessen, die nicht direkt solche der Bojaren waren?
»Die Fabriken und Bahnlinien gehören allen, sämtlichen Bürgern von Rus. Die Menschen, die sie konstruieren und bauen, Rus und Yankees, erhalten ihre Bezahlung vom Staat. Vergesst nicht, dass alle, die dort arbeiten, auch der Armee angehören und trotzdem zusätzlich für eine Arbeit bezahlt werden, auf die wir alle angewiesen sind. Mit der Zeit, wenn die Bedrohung durch die Horden schwindet, werden wir das ändern, und falls jemand eigene Werke aufbauen möchte, steht ihm das frei. Jedem steht es dann frei. Falls eine Gruppe Rus-Bürger Schienen herstellen und sie dem Staat billiger anbieten würde, als wir sie derzeit herstellen können, wären wir alle glücklich.«
»Unfug! Ihr seid schon zu mächtig. Ich unterbreite dem Senat daher zwei Vorschläge. Erstens soll Euer Armeehaushalt sofort um die Hälfte gekürzt werden. Die Tugaren sind verschwunden, und wir brauchen diese neuen Waffen aus Euren Fabriken nicht mehr. Als Zweites verlange ich, dass Ihr sofort die Vorschrift aufhebt, derzufolge jeder Mann an einem Tag pro Woche sowie vier Wochen im Winter mit Waffen üben muss, denn diese Vergeudung von Arbeitskraft ist sinnlos. Und schließlich fordere ich, dass Eure Regierung die Fabriken an den verkauft, der jeweils das höchste Gebot dafür abgibt.«
»Falls Ihr wünscht«, entgegnete Andrew kalt, »könnt Ihr jederzeit diese Änderungen vorschlagen. Zunächst müsst Ihr dazu abfassen, was man einen Gesetzesentwurf nennt, und ihn allen hier formell vortragen.«
»Wieder ein Yankeetrick! Nur sie können schreiben!«, bellte Mikhail. »Wozu müssten Bojaren schon lesen können?«
»So funktioniert unsere Staatsform nun mal«, hielt ihm Andrew entgegen. »Eines Tages werden alle lesen und schreiben können. Für die Senatoren, die dessen nicht mächtig sind, stehen Schreiber und Vortragende bereit. So lautet das Gesetz.«
»Das Gesetz, das Ihr diktiert habt, als Ihr diesen Staat gegründet habt.«
Jesus, ich hätte ihn umbringen sollen!, stöhnte Andrew innerlich.
»Die Verfassung und die Charta der Grundrechte dürfen nicht verändert werden«,
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