Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
deutete auf die Stadt Hispania und die äußerste Spitze der Bahnlinie.
»Wir locken ihn hierher und noch einen Tagesmarsch darüber hinaus.«
Mit dramatischem Schwung rammte er beide Fäuste beiderseits der angegebenen Position auf den Tisch.
»Und dann schneiden wir ihn ab. Wir zeigen ihm, wie anfällig eine Bahnlinie im Grunde ist. Als Erstes brennen wir ihre größte Brücke nieder. Ein Stoßtrupp von fünfhundert Mann unter Jamie und Hinsen. Sie können hinter ihm kilometerweit Schienen zerstören, sodass er von zu Hause abgeschnitten ist. Die Kräfte in Suzdal, die schon auf unserer Seite stehen, wissen, was sie zu tun haben. Unmittelbar vor Keanes Eintreffen zwingen wir Roum, in unser Lager zu wechseln; dann rücken wir auf Schiffen aus Roum ab, fahren in einem Bogen hierher und besetzen Rus hinter Keanes Rücken.
Ehe er zurückkehren kann, ist Suzdal in unserer Hand.«
Jubadi nickte beifällig.
»Einige zusätzliche Krieger werden dich begleiten«, sagte er leise und blickte zu Hulagar hinüber.
Tobias, der nicht riskieren konnte, seine Überraschung zu zeigen, musterte Hulagar argwöhnisch.
»Ich schicke Hulagar mit, meine Söhne, einige Gardekrieger und den Schildträger des Zan Qarths.«
»Mein Fürst Jubadi«, wandte Tobias rasch ein, »der Schlüssel zu unserem Erfolg besteht darin, niemandem zu zeigen, dass wir von dir unterstützt werden. Der Anblick eines einzigen Merkis könnte all das verändern.«
»Sie bleiben die ganze Zeit versteckt!«, erklärte Jubadi scharf, und sein Ton verriet, dass keine Debatte stattfinden würde. »Du hast bis morgen früh noch viel zu tun, Tobias Cromwell. Am besten kümmern du und deine Männer sich um die letzten Vorbereitungen.«
Tobias stand auf und sah Jubadi nervös an. Diese Ergänzung in letzter Minute war beunruhigend. Er versuchte dem Qar Qarth in die Augen zu blicken, aber wie immer, so erblickte er darin auch jetzt eine Andeutung von Hohn, ein längst gefälltes Urteil. Er wandte den Blick ab und stolzierte wortlos aus dem Zimmer.
»Es gefallt ihm nicht«, stellte Hulagar fest und lachte leise.
»Hat er wirklich erwartet, wir ließen ihn diese Schiffe bauen und mit ihnen davonsegeln? Das Kontingent wird ständig an Bord der Ogunquit bleiben.«
»Das ist schlimmer als die unteren Regionen der Hölle«, sagte Hulagar und streckte kopfschüttelnd die Hand aus, um seinen Kelch mit Carthawein zu füllen.
Dann zögerte er.
»Bereitet dir etwas Kummer?«, fragte Jubadi leise.
»Es sind nicht deine beiden übrigen Söhne, mein Qarth, sondern der Zan, Vuka.«
»Ich möchte, dass du mitfährst, um zu lernen, um dir alles anzusehen, was in diesem neuartigen Krieg passiert. Vuka wird eines Tages Qar Qarth sein. Ich möchte, dass er auch dort ist und sieht, wie man mit diesen Viehwaffen kämpft.«
»Alle drei Söhne von der ersten Gemahlin mitzuschicken«, wandte Hulagar sanft ein, »ist vielleicht nicht das Klügste. Du riskierst deine ganze Linie.«
Jubadi lächelte und schüttelte den Kopf.
»Ich hatte drei Brüder. Einer starb, als ihn sein Pferd abwarf; die beiden anderen fielen bei Orki. Das ist unser aller Risiko. Ich möchte, dass alle drei mitfahren.
Und natürlich werden mein Schildträger und der Vukas ebenfalls dort sein.«
»Vuka wird es womöglich nicht leicht fallen, im Hochofen dieses Schiffs gefangen zu sein«, sagte Hulagar, wohl wissend, dass er damit an die Grenze ging.
»Dann muss er es lernen!«, raunzte Jubadi ungeduldig.
Hulagar senkte den Kopf. Er wusste, dass er in seiner Stellung als Schildträger die Auseinandersetzung vielleicht noch hätte weiterführen können, aber die innere Stimme -die katu, wie sie nur die Schildträger von Qarths vernahmen – riet zu etwas anderem. Vielleicht erwartete Vuka eine Prüfung und er lernte durchzuhalten und, was am wichtigsten war, sich in Geduld üben.
»Denke nur daran, dass Tamuka sein Schildträger ist, nicht du«, sagte Jubadi. »Also mische dich nicht ein, mein Freund.«
Es geschah selten, dass Jubadi ihn mit Freund anredete, und Hulagar spürte, dass der Qar Qarth sich bei seiner Entscheidung selbst nicht wohlfühlte.
»Behalte Tobias scharf im Auge«, sagte Jubadi und wechselte so das Thema. »Er ist ein Feigling, wie Vieh das meistens ist, also fürchte ich im Grunde nicht, dass er sich von uns abwendet. Schließlich glaubt er ja, dass er, falls er siegt, selbst über Rus herrschen wird.«
»Vielleicht hätten wir ihm von Anfang an sagen sollen, dass wir die Stadt
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