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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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stellte er gelassen fest. »Sie werden immer so bestehen, wie sie jetzt lauten.«
    Wenigstens in diesem Punkt hatte er gelogen – damals, als er sich hinsetzte, um eine Verfassung für das neue Staatswesen zu verfassen. Von Anfang an war ihm klar gewesen, dass er etwas Absolutes begründen musste; ansonsten hätte sich durch die fehlende Erfahrung der Rus womöglich mit der Zeit irgendeine seltsame Monstrosität entwickelt. Vielleicht würde er ihnen auf dem Sterbebett etwas von Verfassungszusätzen erzählen, aber nicht vorher. Zumindest bislang funktionierte der Bluff.
    Mikhail blickte sich nach Unterstützung um und sah, dass über seinen kleinen Kreis hinaus damit nicht zu rechnen war.
    »Nachdem Ihr oder der von Euch berufene Schreiber Euren Vorschlag vorgetragen hat, erhalten alle Senatoren Abschriften. Einen Monat lang wird anschließend darüber debattiert, es sei denn, eine Mehrheit wünscht die Debatte noch zu verlängern. So erhalten alle Bürger Gelegenheit, sich darüber zu informieren und sich ihren Senatoren gegenüber zu äußern.«
    Wenigstens das funktionierte, dachte Andrew zufrieden. Während dieses ersten Jahres ihrer Amtszeit hatten die Senatoren das Gefühl gehabt, mit ihren Wählern sprechen zu müssen, ehe sie irgendeine Entscheidung trafen. Er konnte nur hoffen, dass diese älteste Absicht der repräsentativen Staatsform Bestand haben würde.
    »Nach all dem werdet Ihr Senatoren abstimmen. Anschließend entscheidet Präsident Kalencka, ob er das Gesetz unterzeichnet oder nicht. Falls er sich weigert, benötigt Ihr eine Zwei-Drittel-Mehrheit, um ihn zu überstimmen.«
    »Seht Ihr, alles spricht gegen uns. Diese ganze Sache, die Ihr Demokratie nennt, ist ein Schwindel, mit dem die Bauern darüber getäuscht werden sollen, wer die neuen Bojaren sind!«, raunzte Mikhail, erhob sich mit verächtlichem Schnauben und stürmte aus dem Saal, gefolgt von den übrigen ehemaligen Bojaren.
    Andrew wartete, bis sich die Versammlung wieder beruhigt hatte, und blickte sich auf dem Senatsparkett um. Es war ohnehin fast schon Mittag, und Mikhail lieferte einfach mal wieder eine große Show ab. Offenkundig hatte er seinen Sturm aus dem Saal zu einem Zeitpunkt arrangiert, an dem ohnehin nur noch eine kurze Sitzungsdauer bevorstand. Er war schon einmal hinausgestürmt, als noch eine wichtige Abstimmung über Mittel zum Eisenbahnbau anstand, und hatte aus diesem Fehler gelernt.
    »Meine Herren, die Senatssitzung wird bis morgen früh vertagt.«
    Er nahm den Griff des Hammers zur Hand, schlug damit auf die Tischkante und lehnte sich seufzend zurück.
    »Dieser Mistkerl! Ich hätte ihn erschießen sollen, als ich die Gelegenheit hatte«, knurrte Hans, als er sich über den Tisch beugte und einen Sprühregen Tabaksaft in den kleinen Spucknapf feuerte, den er zur Anhörung mitgebracht hatte.
    »Ich fühle genauso«, sagte Andrew. »Na ja, Demokratie in Aktion halt. Ich wette, Abe hat mehr als einmal ähnliche Wünsche gehabt.
    Was wartet heute Nachmittag auf uns?« Andrew seufzte und drehte sich zu John Bullfinch um, früher Lieutenant auf der Ogunquit und heute sein persönlicher Adjutant und Sekretär. Der Junge leistete exzellente Arbeit; er war das einzige Besatzungsmitglied Cromwells, das sich geweigert hatte zu desertieren.
    »Mal sehen«, sagte Bullfinch mit seiner hohen Stimme, und sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder. »Sir, Sie haben um zwei Uhr ein Treffen mit Präsident Kalencka. Dann eine Inspektion der neuen Musketenwerke um drei. Dann, Sir …«
    »Dann wartet auf ihn Zeit mit seiner Frau.«
    Lächelnd blickte Andrew auf. Sie rauschte an ihm vorbei, beugte sich über Bullfinchs Schulter, nahm Schwungvoll seinen Bleistift zur Hand und zog einen Strich quer über die Seite.
    »Alle Konferenzen auf Befehl von mir und dem Präsidenten abgesagt. Kal befiehlt dir, einen Nachmittag freizunehmen«, sagte Kathleen und drohte Andrew mit dem Finger. Ihre grünen Augen funkelten boshaft, als sie an Bullfinch vorbeiging und die Arme um Andrew legte.
    »Falls ich Präsident wäre, hätte ich diesen Mikhail verhaften und am Tor aufhängen lassen«, sagte sie scharf und suchte mit den Augen bei Hans um Unterstützung.
    »Kathleen, was wir hier haben, das ist eine Republik!«
    »Und du warst davor über ein Jahr lang Militärdiktator.«
    »Aber jetzt nicht mehr«, seufzte Andrew.
    »Nun, hättest du von Anfang an Frauen das Wahlrecht eingeräumt, wäre Mikhail nie in sein Amt gewählt worden.«
    »Ich denke, es wird

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