Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
persönlichen Gefühle außer Acht lasse.« Und die Gruppe entspannte sich ein wenig und lachte leise.
»Es könnten noch mehr Soldaten kommen«, fuhr Andrew fort. »Vergessen Sie nicht, es war gerade mal der erste Tag. Wir haben es hier mit vielen Unbekannten zu tun, und ich möchte die zahlenmäßige Überlegenheit auf unserer Seite haben. Wir stehen auch vor einer politischen Herausforderung – ich möchte Marcus zeigen, wie stark wir tatsächlich sind, nur für den Fall, dass er wankelmütig wird. Falls wir die zahlenmäßige Überlegenheit haben, bedeutet das auch langfristig geringere Verluste.«
»In diesem Vorschlag liegt Weisheit«, warf Casmar ein. »Wenn wir Glück haben, verscheucht eine solche Streitmacht diese Schurken, ohne dass es zum Kampf kommt.«
»Mir gefällt es trotzdem nicht«, erwiderte Hans kalt. »Denken Sie daran, er könnte die Ogunquit jederzeit hierherführen und seine Männer mitbringen.«
Andrew sah seinen alten Mentor an und lächelte.
»Ich habe daran gedacht. Mit Hilfe der Eisenbahn können wir jedoch Truppen innerhalb von zwei Tagen verlegen, während er mindestens fünf Tage braucht, um hierherzukommen – und im Fall der Galeeren noch länger! Der Vorteil liegt auf unserer Seite. Sobald wir ihn aus Roum verjagt haben, wird ihn unsere Armee schon erwarten, wo immer er auch auftaucht. Solange ich unterwegs bin, sollten Sie zusätzliche Arbeitskräfte zur Südwestbastion schicken, damit sie dort gleich auch den Anfahrtsweg über den Fluss im Auge behalten – nur um sicherzugehen.«
»Was ist mit Fort Lincoln?«, fragte Kal.
»Es liegt fast acht Kilometer südlich der Stadt«, antwortete Hans. »Sollte er jemals mit der Ogunquit darüber hinaus vorstoßen, wäre die Besatzung dort abgeschnitten.«
»Was jetzt Roum angeht«, warf Andrew ein und verwarf jede Sorge über einen Angriff auf Suzdal, »wir sind dort nicht die Ersten, mein Freund, aber ich möchte, dass wir dort die überlegene Seite sind. Außerdem werden Sie und O’Donald hier zur Stelle sein, und das allein wiegt schon eine zusätzliche Division auf.«
»Jetzt warten Sie mal eine Minute, mein lieber Colonel!«, grölte O’Donald. »Falls es eine Schlacht gibt und falls es auch so aussieht, als ob dort Artillerien direkt aufeinander prallen, dann möchte ich dabei sein!«
»Aus Gründen der Sicherheit lasse ich die 44. unter Ihrer beider Kommando zurück, aber das 35. Maine begleitet mich. So fühle ich mich sicherer.«
»Und Sie laufen los und stürzen sich in die Schlacht«, beschwerte sich O’Donald eingeschnappt. »Dabei sind Sie der Kriegsminister – Hans und ich sollten losziehen.«
»Ich gehe mit der Armee; das muss ich einfach. Aber ich möchte, dass Kal hier trotzdem noch Beistand hat.«
Andrew blickte zu Kal hinüber, der einen Augenblick zögerte und dann nickte.
»Aber Kal!« wandte sich O’Donald mit flehendem Unterton an ihn.
»Präsident Kalencka«, korrigierte ihn Kal lächelnd, »und laut Verfassung Oberbefehlshaber, Pat.«
»Ihr dreckigen Schurken!«, stöhnte O’Donald, nuschelte einen Fluch, lehnte sich an die Wand und wurde still.
»Wieder zu Ihnen, John«, sagte Andrew und brachte mit seinem Ton klar zum Ausdruck, dass die Debatte vorbei war. »Was ist nötig, um die Armee in Marsch zu versetzen?«
John, der schon losgelegt hatte, wie rasend Notizen mit seinem Bleistift zu machen, blickte mit einer Grimasse zu Andrew auf.
»Diese Aufgabe strapaziert uns bis an die Grenzen unserer Möglichkeiten und darüber hinaus. Hätten wir die Spurweite der Eisenbahn auf einsfünfunddreißig festgelegt statt auf einsfünf, dann könnte unser Fuhrpark mehr schaffen. Es ist nur eine grobe Schätzung, aber ich vermute, wir brauchen über siebenhundert Wagen und fünfzig Lokomotiven. Ich schlage vor, die Armee mit fünfundzwanzig Tagesrationen auszustatten. Jeder Mann kann acht Tagesrationen selbst einstecken; den Rest laden wir in die Güterwagen. Die Batterien sollten Sie auf ein Pferd pro Geschütz und einen Munitionswagen abspecken. Der schwierige Teil ist die Beförderung der Pferde und des Futters. Jedes dieser verdammt großen Pferde und sein Futter entspricht in der Transportkapazität zwanzig Mann.«
»Ein Pferd pro Geschütz?«, fragte O’Donald. »Das bremst uns aber ganz schön!«
»Im letzten Krieg sind wir auch damit ausgekommen«, hielt ihm Mina entgegen. »Darin liegt die Schönheit der alten Vierpfünder – die Männer können sie notfalls selbst ziehen. Aber so knapp
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