Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Rückgrat stärken, um auf unserer Seite zu bleiben.«
Andrew lächelte. Kal demonstrierte mit diesen Worten mal wieder perfekt seine politische Begabung. Die Note würde voll von Beistandsversprechen sein und zugleich eine subtile Drohung enthalten, nicht die Fronten zu wechseln.
Die beiden sahen einander an und schmunzelten.
»Ich denke, Andrews Vorschläge sind auch im Hinblick auf die Innenpolitik vernünftig«, sagte Kal. »Jeder einzelne Tag ist entscheidend. Ich rechne mit der nötigen Unterstützung, aber vorläufig findet diese Expedition aufgrund einer Notstandsverfügung des Präsidenten statt – die erforderliche Formulierung wird mein Schreiber austüfteln. Hoffen wir nur, dass wir das Problem innerhalb von ein paar Wochen lösen können, ohne dass eine umfassende Debatte und eine Kriegserklärung nötig werden.«
Andrew fühlte sich versucht, ein mahnendes Wort hinzuzufügen: Kriege begannen immer mit dem Versprechen, dass sie nach einer Schlacht beendet waren. Dieser Feldzug erweckte ganz den Anschein, er könnte sich entsprechend entwickeln, aber Andrew hatte schon zu viel Krieg erlebt, um jemals wieder an den Optimismus zu glauben.
»Dinge laufen nie nach Plan«, knurrte Hans in einem Winkel des Zimmers. »Ich hoffe, dass Sie alle in den kommenden Wochen daran denken. Ich vermute, dass wir bislang nur die Maske von etwas viel Hintergründigerem sehen.«
Lächelnd ließ Mikhail Iworowitsch den Blick über die beiden anderen Bojaren schweifen, Alexander und Petra. Mit einem Nicken entließ er den Schreiber, der gerade die Meldung vorgelesen hatte. Die drei warteten, bis sich die Tür geschlossen hatte.
»Also hat er es wirklich getan«, sagte Alexander, und ein freudiges Lächeln lief über sein Gesicht.
»Wie sicher seid Ihr Euch dieser Meldungen?«, fragte Petra vorsichtig.
»Alle sind über dieses Yankeekabel gekommen. Die Meldung unseres lieben Präsidenten …« Mikhail kräuselte verächtlich die Lippen. »… ist vor weniger als einer Stunde hinausgegangen. Ich habe schon seit einiger Zeit meine Leute im Büro der Telegrafenmaschine sitzen. Ich bezahle sie gut für diese Informationen.«
»Ich habe Eure Intrigen nur für einen Traum gehalten«, sagte Petra kalt. »Es fallt mir immer noch schwer, daran zu glauben.«
Mikhail wurde wütend, bemühte sich aber um Selbstbeherrschung. Wo hatte Petra gesteckt, als man die Bojaren stürzte?, fühlte er sich versucht zu fragen. Der alte Mann hatte eine Erkrankung vorgegeben und sich in Moswa versteckt. Er erlebte die Demütigung nicht mit; er entzog sich dem Dienst bei den Tugaren und tauchte wieder auf, als Kal nach der Revolution eine Amnestie für die Bojaren verkündete.
»Ich arbeite schon seit mehr als einem Jahr daran«, sagte Mikhail leise. »Es ist inzwischen mehr als ein Traum.«
»Es wird aber auch Zeit!«, lachte Alexander, nahm einen Trinkkrug zur Hand und kippte das restliche Bier hinunter. Begleitet von einem fröhlichen Rülpser beugte er sich zum offenen Fass hinüber, das am Tisch stand, und schöpfte sich den Krug wieder voll.
»Ich bin diesen Witz, den sie Senat nennen, richtig satt«, fuhr er fort. »Bei Kesus’ haarigem Arsch: ich habe ursprünglich gar keinen Sinn in Eurem Ratschlag gesehen, mich in dieses Amt zu mogeln. Am liebsten würde ich kotzen, wenn ich diese gottverdammten Bauern plappern höre, die sich für besser als uns halten.«
»Warum habt Ihr nicht nach den übrigen Bojaren geschickt?«, fragte Petra trocken. »Warum weiht Ihr nur uns beide ein?«
»Weil Ihr verschwiegen seid«, knurrte Mikhail. »Sobald es Zeit wird, unseren Zug zu machen, sage ich den Übrigen Bescheid, nicht eher. Sie brauchen vorläufig nicht mehr zu wissen, als sie für die Ausführung ihrer jeweiligen Aufgabe brauchen. Einen Grund zum Handeln werden sie früh genug finden.«
»Wie soll ich nur das glauben, was Ihr mir an Geheimnissen über Eure Intrigen des zurückliegenden Jahres anvertraut habt? Was Ihr da sagt, ist mehr als nur unglaublich. Wie habt Ihr Kontakt mit ihm aufrechterhalten, wenn nicht mal dieser verdammte Bauer Kal ihn finden konnte?«
»Einer der Yankees wurde von unserem teuren, verstorbenen Prälaten Rasnar bezahlt«, erklärte Mikhail gelassen. »Nach Rasnars Tod konnte dieser Mann Kontakt zu mir aufnehmen und mir seine Dienste anbieten. Ich habe ihm schließlich befohlen, die Stadt zu verlassen und die Grundlagen für diesen Plan zu legen. Er hat mir gute Dienste geleistet. Die Agenten sind in
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