Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
sind. Meine Herren, wir müssen uns mit den konkreten Gegebenheiten befassen, mit dem jetzigen Stand der Krise, und die Spekulationen zurückstellen, bis wir mehr Informationen gesammelt haben.«
»Wir müssen schnell handeln«, sagte Hans, stand auf und gesellte sich vor der Karte zu O’Donald.
»Dieser Marcus ist ein zäher Brocken«, warf Kal ein. »Er möchte unsere Waffen und unser Wissen, aber das Letzte, was er sich wünscht, ist unsere Revolution.«
»Und Tobias könnte bereit sein, ihm die ersten beiden ohne das dritte anzubieten«, setzte Andrew hinzu.
»Falls sich Roum ergibt, würde sich das drastisch auf unsere Lage auswirken«, stellte Hans fest und blickte dabei auf die Karte. »Unsere Expansion nach Osten wäre blockiert, und wir wären von wertvollen Ressourcen abgeschnitten, besonders dem Quecksilber für Perkussionswaffen sowie Kupfer, Zink und Zinn; damit wäre unser Telegraf verstümmelt, und wir könnten jede Hoffnung auf Hinterladerwaffen begraben.«
»Die Waffen sind das eine«, warf Casmar leise ein. »Aber mich beschäftigen noch andere Dinge, meine Freunde. Ehe wir richtig angefangen hätten, stünden wir schon einem feindseligen Nachbarn gegenüber. Ich bete die ganze Zeit dafür, dass alle unsere Träume in Erfüllung gehen, dass sich Männer und Frauen rings um die ganze Welt für den gemeinsamen Traum von Wohlstand und Frieden zusammenschließen, dass wir uns gemeinsam gegen die Horden stellen, dass nie mehr jemand von uns zum Vieh degradiert wird.«
»Falls es ein Plan der Merki ist, dann hätten sie auf diese Weise nicht nur Cartha gegen uns aufgebracht, sondern auch Roum. Falls es ein Plan von Tobias ist, finden wir uns womöglich im Weg der Merkihorde wieder.«
Gerade heute Morgen erst waren er und Kathleen gemeinsam in einer Welt aufgewacht, die eine friedliche Umgebung für ihr Kind zu werden versprach. Andrew fluchte in Gedanken. Sollte alles von vorn beginnen?
»Meine Herren, es ist auch eine Frage der Ehre«, fuhr er leise fort. »Wir haben Marcus unser Wort gegeben. Sie haben Recht, Kal, er ist ein harter Brocken und definitiv nicht an unserer sozialen Revolution interessiert. Aber eines halte ich ihm zugute – ich denke, er hat Ehre. Wir haben einen Vertrag mit ihm, und er wird darauf warten, dass wir ihn einhalten.«
»Also rücken wir aus!«, sagte O’Donald voller Eifer.
»Herr Präsident«, sagte Andrew förmlich und blickte den Tisch entlang, »ich empfehle Ihnen, die Generalmobilmachung der Armee anzuordnen und eine Expeditionsstreitmacht zum Entsatz Roums zu entsenden.«
»Ich war noch nie mit einer solchen Lage konfrontiert«, sagte Kal vorsichtig. »Letztes Mal haben Sie sich darum gekümmert.«
»Das Verfahren ist einfach, Herr Präsident«, sagte Andrew und blieb bei der förmlichen Anrede. »Als Präsident rufen Sie die Mobilisierung der Armee aus, um sie zur Erfüllung vertraglicher Pflichten zu entsenden.«
»Und der Senat?«
»Hüten Sie sich vor diesem verdammten Mikhail«, sagte O’Donald kalt.
»Vorläufig können Sie den Einsatz als militärische Expedition ohne förmliche Kriegserklärung definieren. Wir führen nirgendwo eine Invasion durch und sind keinem direkten Angriff ausgesetzt. Wir entsenden einfach eine Expedition, um einem Verbündeten beizustehen.«
Andrew legte eine Pause ein und blickte zum anderen Ende des Tisches hinüber, wo schweigend ein hagerer Offizier mit trauriger Miene saß.
»John, was brauchen wir und wie lange wird es dauern, das Unternehmen in Gang zu bringen?«
Alle drehten sich zu John Mina um.
»Was möchten Sie schicken?«
»Fünfundzwanzigtausend Mann und hundert Geschütze«, sagte Andrew scharf.
»Fünfundzwanzigtausend?«, warf Hans ein. »Sir, das sind fünf von sechs Divisionen, und die Sechste hat eine Brigade unten an der Grenze stehen. Sie reduzieren unsere Verteidigung hier auf ein Skelett!«
»Die Merki stellen derzeit keine Gefahr da«, entgegnete Andrew. »Eine Gefahr besteht hingegen für Roum. Hawthorne meldet, dass der Feind schon zwanzigtausend Mann an Land gebracht hat.«
»Er ist nur ein junger Bursche«, wandte O’Donald ein. »Womöglich reagiert er zu aufgeregt.«
»Ich vertraue seinem Urteilsvermögen«, sagte Andrew. »Er hat heute ordentlich Prügel bezogen und trotzdem einen kühlen Kopf behalten. Ich denke, er hat genug Verstand, um zu erkennen, wie gefährlich Übertreibungen wären.«
»Ich stimme Andrew in dem Punkt zu«, warf Kal ein. »Wenn ich mal alle
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